Eindeutig Liebe - Roman
nicht ganz der Wahrheit. Begonnen hatte es zwar richtig gut, aber das Zusammenleben hatte den Nachteil, dass ich Chloes Launenhaftigkeit nun nicht mehr entkommen konnte. Wohin hätte ich denn gehen sollen? Manchmal kam ich nach Hause und fand sie bestens gelaunt vor, voller Lebensfreude und Liebe. An anderen Abenden fragte ich mich, wie wir die Nacht überstehen sollten.
»Und was ist mit euch, zieht ihr auch bald zusammen?«, fragte Chloe und sah dabei Sienna an.
Ich verzog leicht das Gesicht. Das war ein wenig, als hätte sie die beiden gefragt, wie viel sie verdienten oder ob sie Nachwuchs planten. So etwas tat man einfach nicht, aber es war typisch für Chloe.
»Öh, na ja … äh, ich weiß es nicht«, stotterte Sienna, als wäre es das erste Mal, dass dieses Thema angeschnitten wurde.
Ben warf ein: »Es ist wahrscheinlich noch ein bisschen früh, oder?« Er drehte den Kopf zu Sienna. Es sah aus, als danke sie Gott für diese Antwort. Doch ich konnte nicht überhören, wie scharf und schroff Ben klang. Vielleicht waren sie einfach ein kluges Pärchen, das sich Zeit ließ. Ich wünschte, Chloe und ich hätten uns mehr Zeit gelassen. Doch als ich sie dann betrachtete, wie sie vorsichtig auf einen Löffel Suppe blies und es schaffte, mich dabei anzulächeln, fand ich sie so unglaublich sexy, dass ich mir sagte: Vielleicht wird es doch noch irgendwie funktionieren …
Eine neue Flasche Wein wurde an den Tisch gebracht und sofort aufgeteilt. Es schien, als hätte Sienna schon vor dem zweiten Gang einen Schwips. Ihre Augen hatten diesen entspannten Ausdruck, und ihre Wangen waren rosa angelaufen.
»Nick, erinnerst du dich noch an Amsterdam?«, fragte sie, beugte sich zu mir vor und lächelte. Ich wollte gerade meinen gebratenen Truthahn schneiden, doch ihre schönen gleichmäßigen Zähne blendeten mich.
»Ja, sicher«, antwortete ich grinsend. Die Erinnerungen kamen zurück. Chloe warf mir einen Blick zu, mit dem sie mir immer signalisiert, dass sie sich verunsichert fühlt. Ich achtete nicht darauf.
»Weißt du noch, dieser komische Kauz, den wir dort getroffen haben? Der Kerl, der erzählt hat, dass er die ganze Welt bereist, Pärchen kennenlernt und Liebesgeschichten über die schreibt, die ihn besonders inspirieren?«
»Lass mich raten – er schreibt über dich und Nick?«, warf Ben mit einem süffisanten Grinsen ein. Ich riss erschrocken den Kopf hoch.
Chloes Mund stand offen, und Sienna sah ihn stirnrunzelnd an. Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, schoss ihm das Blut ins Gesicht.
»Nein, Ben. Ich wollte eigentlich nur erzählen, dass sein Buch herausgekommen ist. Ich habe es online gesehen.« Sienna schien seine Bemerkung abzustreifen, als wäre sie nicht weiter wichtig, aber mir war klar, dass er uns alle damit getroffen hatte. Ich fragte mich, ob wir uns davon wieder erholen würden. Wie konnte ich mich jetzt noch normal mit Ben unterhalten? Es war offensichtlich, dass er sich seine Gedanken machte, und auch vor Chloes Gesicht ballten sich die Gewitterwolken zusammen. Am Tisch herrschte Funkstille, und ich beschloss, sie zu brechen.
»Entschuldige«, begann ich und drehte mich zu Ben, der neben mir saß. »Wieso hast du das eben gesagt? Worauf willst du hinaus?«
Er senkte den Blick auf seinen Teller und holte tief Luft. Ich hatte das Gefühl, mein Herz bliebe stehen, als ich begriff, dass die Situation eskalieren konnte und ich auf so etwas in keiner Weise vorbereitet war.
»Tut mir leid, Mann, ich weiß nicht, was im Moment mit mir los ist. Chloe, ich bitte dich um Verzeihung. Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich das gesagt habe. Sienna, bitte entschuldige.« Er zuckte mit den Schultern, als hätte er bloß einen kleinen Schnitzer begangen und versehentlich meine Serviette genommen oder die Dessertgabel zu früh benutzt.
»Schon gut. Wenn wirklich alles okay ist«, entgegnete ich und warf einen beunruhigten Blick zu Chloe hinüber. Ich wollte nur noch, dass dieser Mist endlich vorbei war; es kam mir vor, als hätte ich Chloe erst vor Kurzem davon überzeugen können, dass Sienna und ich keine Affäre miteinander hatten.
Die Gespräche an den anderen Tischen schienen plötzlich lauter zu werden; ich hörte Knallbonbons explodieren und kreischendes Gelächter. Ich hoffte, die gute Laune im Saal würde diese düstere Stimmung vertreiben. Ein Spargelstück flog durch die Luft und traf mich am Hinterkopf. Ich brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass Tom es geworfen hatte, aber ich
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