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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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ihres rosaroten Nagellacks abzuknibbeln. Ich kam mir vor, als wäre ich die Kummerkastentante für die hysterischen Kollegen. Nur weiter so! Zieht euch einen Stuhl ran! Benehmt euch seltsam! Vielleicht sollte ich mir noch eine Schachtel Papiertaschentücher besorgen, etwas warme Suppe und ein paar Zeitschriften fürs Wartezimmer.
    »Hallo, Chloe. Alles okay?«, fragte ich und hoffte inständig, dass sie mir keine ehrliche Antwort geben, sondern einfach »Na klar« sagen würde. Ich hatte beschlossen, mich in keiner Weise in ihre Trennung von Nick hineinziehen zu lassen. Das war gefährliches Terrain, und ich wollte nichts damit zu tun haben. Ich wollte nur für Nick da sein, wann immer er mich brauchte. Meine Loyalität gehörte ganz klar ihm.
    »Ja, prima, danke. Ant hat mich gebeten, dir auszurichten, dass er dich heute Nachmittag um drei sprechen möchte.«
    »Oh nein! Es ist doch nichts Schlimmes, oder?«, fragte ich und sah mich schon beim Arbeitsamt in der Schlange stehen.
    »Nein. Ich kann dir aber nichts Genaueres sagen, weil ich nicht weiß, worum es geht. Er hat mich nur gebeten, dir den Termin mitzuteilen.« Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte auf ihren Schoß.
    »Chloe, ist wirklich alles okay?«, hakte ich nach. Es sah aus, als wäre sie den Tränen nahe.
    »Ja, doch. Ich bin nur … ich bin nur … Mach dir keine Gedanken«, versicherte sie, riss den Kopf herum, sah zu Nicks Bürotür und verschwand dann fast so schnell wieder, wie sie gekommen war. Ich beschloss, ihr nicht zu folgen.
    Eine Besprechung mit Ant um fünfzehn Uhr. Ich hoffte wirklich, dass ich nicht gefeuert wurde. In letzter Zeit hatte ich mich so angestrengt. Ich hatte mich nur ein bisschen hervortun wollen, aber zu Hause hatte ich langsam das Gefühl, dass ich in Bergen von Schmutz- und Bügelwäsche saß und in Bleistiftspänen versank. Außerdem kam ich oft zu spät, weil ich Dad zum Arzt oder ins Krankenhaus begleiten musste. Manchmal musste ich sogar einen Tag freinehmen, um bei ihm zu Hause bleiben zu können. Vielleicht war das plötzlich nicht mehr okay …
    Ich nahm den Hörer ab und rief Nick an. »Nick, was ist los? Warum muss ich heute um drei zu Ant?«, fragte ich flüsternd und duckte mich unter den Rand der Trennwand, damit mich niemand sah. Dabei fummelte ich nervös an dem silbernen Bilderrahmen herum, den Elouise mir vor ein paar Monaten geschenkt hatte; unsere Namen waren darin eingraviert.
    »Ich habe keine Ahnung, worum es gehen wird, Si.«
    »Komm schon!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ach, Nick …«
    »Sienna, ich weiß es wirklich nicht, okay?«
    »Nick, du bist seine rechte Hand. Sag mir bitte, ob ich gefeuert werden soll.«
    »Ich muss jetzt auflegen. Es klopft an der Tür«, sagte er mit seiner Roboterstimme, die ich normalerweise sehr lustig finde, aber im Augenblick gar nicht.
    »Nick, ich weiß genau, dass niemand an deine Tür klopft, denn ich sehe dein Büro von hier aus, und wenn du auflegst, dann …«
    Und das war’s. Er brach das Gespräch ab. Mittendrin. Ohne Erklärung.
    Mist.
    Für den Rest des Tages war ich entsetzlich nervös. Mein Magen spielte verrückt, und meine Hände zitterten. Was würde ich tun, wenn ich die Arbeit verlöre? Wie sollten Dad und ich zurechtkommen? Diese Gedanken schossen mir ständig durch den Kopf, bis ich endlich vor Ant saß. Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und lehnte sich in seinem Sessel so weit zurück, dass ich jeden Augenblick ein Unglück befürchtete. Das war nicht die Körpersprache eines Vollstreckers, überlegte ich, aber das beruhigte mich nur kurz.
    »Ah, da sind Sie ja, Sienna. Möchten Sie Tee?«, fragte er und legte beide Hände in seinen Specknacken.
    Tee. Tee ist nie gut. Tee ist ein Getränk, das man benutzt, um jemanden zu beruhigen. Etwa wie: Hier, trink eine Tasse Tee – ach ja, übrigens ist dein Kaninchen gestern Nacht im Maul eines dämonischen tollwütigen Fuchses verendet.
    Vor mir lag eine Packung Papiertaschentücher. Ein weißes Tuch guckte heraus und schien einladend zu sagen: Na los, es ist lange her, heul doch, benutz mich!
    » Sie wollten mich sprechen, Ant?«, fragte ich und holte tief Luft, um meine Nerven zu beruhigen, was wahrscheinlich sehr offensichtlich war.
    »Gut, machen wir es kurz. Es wird Sie nicht überraschen, Sienna, denn, ganz offen gesagt, waren Ihre Leistungen hier in letzter Zeit …«, o Gott, dachte ich, er hat gemerkt, wie geistesabwesend ich gewesen bin, »… außergewöhnlich.«
    Hatte

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