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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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tragen, wenn wir ausgingen.
    Als ich heute Morgen aufwachte, war ich nervös. Was, wenn Pete sich irrte? Wenn er mir einen Streich gespielt hatte? Was, wenn ich mich ihr offenbarte, und sie lachte mich aus? Mein Gott, das war eine beängstigende Vorstellung. Rasierwasser half vielleicht, überlegte ich, als ich vor dem Spiegel stand und darin den verängstigten Abklatsch meiner selbst betrachtete.
    Ross hatte sich gestern Abend im Pub alle Mühe gegeben, mich zu beruhigen, und auch vollen Erfolg damit gehabt, aber heute Morgen stand ich wieder ganz am Anfang.
    »Sie liebt mich, Ross«, hatte ich hervorgestoßen, kaum dass Tom um neun gegangen war. Er hatte gemerkt, dass er zu schnell getrunken hatte: Auf dem Weg zur Tür war er gegen einen Barhocker gelaufen.
    Den ganzen Abend lang hatte ich darauf gebrannt, es ihm zu erzählen, aber solange Tom dabei war, ging es nicht. Dass er so schnell einen in der Krone hatte, kam mir sehr gelegen.
    »Wer? Deine Mum?«, fragte Ross und lachte leise auf, dann klopfte er mir auf den Rücken. Ach ja, Deine-Mum-Scherze – in der Schule noch beliebt, doch auf der Universität schon angestaubt, konnte man ihnen später im Leben dennoch nicht entkommen …
    »Nein, das heißt: schon richtig. Aber ich rede von Sienna«, erklärte ich und verdrehte frustriert die Augen.
    »Was?«, brüllte Ross, hörte auf zu lachen und starrte mich ungläubig an. Er verbrachte noch immer viel Zeit im Fitnessstudio und sah ein bisschen so aus wie einer dieser riesigen Toblerone-Riegel, die man an Flughäfen kaufen kann. Bei jeder seiner Bewegungen hörte man die Hemdknöpfe an seinem Hals fast vor Angst schreien. Es sah aus, als ob sie jeden Moment abspringen und davonfliegen würden, um dann nie wieder gesehen zu werden.
    »Ja. Ist das so schwer zu glauben?«, witzelte ich.
    »Na, nach fünf Jahren schon ein bisschen. Bist du dir sicher?«
    Na, vielen Dank, Ross. Du könntest dich ruhig ein bisschen mehr für mich freuen. War es wirklich so schwer zu glauben? Vielleicht hemmten ja auch die ganzen Muskeln, die er in letzter Zeit aufgebaut hatte, den Blutfluss zum Gehirn und machten ihn so empfindungsunfähig.
    »Ja. Also, es ist vollkommen verrückt. Sie hat sich mit so einem Obdachlosen namens Pete angefreundet, und nach der Arbeit hat er an meinem Auto auf mich gewartet.«
    »Verstehe …«, sagte Ross skeptisch und fuhr mit dem Finger über einen feuchten Ring, den sein kaltes Glas auf dem Tisch hinterlassen hatte.
    Je mehr ich erzählte, desto deutlicher wurde mir bewusst, wie albern meine Geschichte klingen musste. »Zuerst habe ich ihn nicht erkannt. Ich dachte, er wollte mich überfallen oder so was, und es kam zu einem ziemlich peinlichen Gerangel. Aber trotzdem …«
    »Du hast versucht, einen Penner zu verprügeln?« Er zog fragend eine Augenbraue hoch und grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Nein, nein, nein. Na ja, vielleicht fast. Mein Gott, jetzt lass mich doch mal ausreden! Schließlich erkannte ich ihn und ließ ihn in den Wagen – und da hat er es mir erzählt.« Ich legte beide Hände vor mich auf den Tisch und ließ mich mit einem stolzen Blick gegen die Stuhllehne sinken.
    »So, so, Sienna liebt dich also seit fünf Jahren und hat es einem Penner erzählt, aber dir nicht.« Seine Augenbraue zuckte erneut, als er mich abschätzend musterte. »Da musst du schon etwas weiter ausholen.«
    Also erzählte ich ihm alles, wiederholte das ganze Gespräch. Berichtete ihm von der verschütteten Cola, von den schmutzigen Schuhen auf meinem frisch geputzten Armaturenbrett, von dem Hupen.
    Als ich fertig war, wurde sein Gesicht ganz weich. »Mannomann, Nick. Das ist eine ganz große Sache. Ich … Mann … ich freu mich wirklich für dich, Alter«, sagte er lächelnd. Ich merkte, dass er völlig durcheinander war, und ich konnte es ihm nicht verübeln.
    Wenn ich mich mit Ross traf, dann normalerweise, um etwas Schreckliches oder Peinliches zu besprechen, was ich getan hatte. Das machte ihm in gewisser Weise großen Spaß, glaube ich. Doch diesmal lief es gut für mich, und ich hatte nichts getan, weswegen sich mein Freund auf meine Kosten vor Lachen bepissen konnte. Diesmal standen (ausnahmsweise einmal) alle Sterne gut für mich – und Ross wusste nicht, wie er sich verhalten sollte.
    »Und dann hast du ihr gesagt, was du für sie empfindest, oder?«, fragte er und schob sich eine Ladung Erdnüsse in den Mund.
    »Nein.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte: Nein.«
    »Du bist ein Idiot!«
    »Danke.

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