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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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zusammen, stürzen auf den Randstreifen in das Gras. Ich sehe nicht hin, weil es mir Angst macht. Irgendwie laufe ich weiter. Ich weiß nicht, wie ich das schaffe, und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Angst flößt es mir ein.
    Meine Schuhsohlen fühlen sich an wie platt geklopfte Steaks; dabei lief ich beim Start noch wie auf Wolken. Doch jetzt schmerzt jede Bewegung, jeder Atemzug brennt in meiner Brust. Ich weiß, dass es nicht mehr weit ist.
    Beim Training bin ich Meile um Meile gelaufen, aber nun spielt mir mein Verstand einen Streich. Plötzlich kommt es mir vor, als wären drei Meilen ein furchtbar weiter Weg. Doch vor meinem inneren Auge erscheint Sienna, und ich weiß, dass sie am Ziel auf mich wartet.
    Meine Sicht verschwimmt, und vor lauter Konzentration lege ich meine Stirn in Falten. All die Menschen in bunter Kleidung verwirren mich; Formen und Farben scheinen zu verschmelzen. Ich bin wütend, verängstigt und zugleich euphorisch, denn ich weiß, das Ende kommt näher. Ich weiß, dass ich einen Marathon gelaufen sein werde, nach all der Zeit werde ich es geschafft haben. All die Hoffnung, all die Wünsche, all die Träume. Ich könnte jetzt anfangen zu gehen, doch ich tue es nicht.
    Bums. Bums. Bums.
    Meine Schultern schmerzen, mein Magen ist voller Säure, und meine Eingeweide sind hinüber. Doch ich muss es schaffen. Das ist mein Mantra. Vor mir taucht ein Ballon auf, ein großer rosaroter Ballon an einer Schnur. Ich halte den Blick darauf gerichtet und folge ihm durch die Straßen Londons. Die vertrauten Touristenattraktionen sind jetzt nur noch Hindernisse auf meinem Weg, etwas, was ich besiegen muss, bevor ich meinen Triumph auskosten kann.
    Als ich um die nächste Ecke biege, streckt mir eine Frau ein Tablett mit Energiewürfeln entgegen. Wie ein Monster greife ich nach einem, grunze meinen Dank und schiebe ihn mir in den Mund, der so trocken ist, dass meine Geschmacksknospen zucken. Ich spüre, wie das Gelee auf meiner Zunge schmilzt und sich Brombeergeschmack ausbreitet. Er ist unglaublich intensiv, und ich brauche alle Energie, die ich bekommen kann.
    Ich renne um Kurven, laufe durch gewundene Straßen, kleine Steigungen hoch und wieder runter. Nach einer gefühlten Ewigkeit liegt die Ziellinie vor mir, umgeben von noch mehr Ballons. Ich höre kaum noch etwas. Alles ist gedämpft, und ich nehme nur noch meine eigenen Atemzüge wahr, die durch meinen Kopf rasseln. Meine langen, zuversichtlichen Schritte sind schleppend geworden, ich setze einen Fuß vor den anderen, als watete ich durch Sirup. Näher. Noch näher.
    Da sehe ich sie am Ziel stehen: Meine wunderschöne Tochter steht an der Absperrung und feuert mich an. Ihr liebes Lächeln ist alles, was ich brauche. Obwohl so viele Menschen hier sind, entdecke ich sie sofort. Sie sticht heraus, sie ist einzigartig – und umwerfend schön. Jeden Tag wache ich auf und frage mich, wie es möglich ist, dass ich einen so besonderen Menschen zeugen konnte. Wieso ich das nicht vermasselt habe – wie so vieles andere in meinem Leben.
    Weiter kam ich nicht. Ich konnte es nicht ertragen. Die Rührung sorgte dafür, dass sich meine Brust erneut zusammenzog. Ich knallte das Notizbuch zu. Dads Fantasie erstaunte mich, und bisher hatte ich nicht einmal geahnt, wie stolz er auf mich gewesen war. Ich wusste, dass er den Marathonlauf bis zum Ende durchhalten würde. Er war mein Dad, natürlich würde er durchhalten. Ich glaubte an ihn, aber ich musste das Buch schließen, nur für eine kleine Weile, sonst würde ich ins Taumeln geraten und in den Abgrund der Trauer fallen – und aus Erfahrung wusste ich, wie schwierig es war, dort wieder herauszuklettern.
    Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und fragte mich, welche Geheimnisse die übrigen Bücher wohl enthielten. Der Film flackerte nur noch im Hintergrund; die Neugierde hatte Besitz von mir ergriffen. Also schenkte ich mir noch ein Glas Wein ein und ging in Dads Zimmer. Unter seinem Bett zog ich eine große Kiste hervor, die voller Notizbücher war. Ich erschrak richtig, als ich sah, wie viele es waren. Ich suchte nach Antworten. Ich suchte ein Zeichen. Irgendetwas. Ich wollte meinen Vater besser kennenlernen. Deshalb schloss ich die Augen und zog ein Notizbuch heraus. Wahllos. Eines von mindestens fünfzig.
    Ich hielt es umklammert und nahm es mit ins Wohnzimmer, setzte mich aufs Sofa und wickelte mich wieder in die Decke. Der Regen trommelte nun so fest gegen die Fensterscheiben, dass

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