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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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heftig. Ich sah, wie sie zitterte. Sie flüsterte ihm etwas zu – letzte Abschiedsworte, die nicht für unsere Ohren bestimmt waren. Sie gehörten nur ihr und George.
    Das Licht wurde noch heller und kroch durch die Glasscheiben herein. Ich denke gern, dass dieses Licht George war, der ihr auf diese Weise sagte, dass er sie liebte und immer bei ihr sein würde.
    Schließlich beugte sie sich vor und küsste sanft den Sarg ihres Vaters. Dann wandte sie sich ab und kam langsam auf mich zu. Ich musterte ihre Miene: Statt verzweifelter Sorge entdeckte ich Freude darin; Freude darüber, dass sie eine so starke Liebe hatte erfahren dürfen. All das konnte ich an ihrem Gesicht ablesen, so gut kannte ich sie inzwischen.
    Sienna war zauberhaft. Für mich war sie eine Heldin. In allem konnte sie etwas Gutes erkennen, und so kam sie irgendwie durch alles hindurch. Ihre Stärke machte mir Angst und war gleichzeitig inspirierend. Es war, als ginge sie in Zeitlupe. Ihr Blick bohrte sich in meinen. Ich war noch nie so stolz auf jemanden gewesen – ich bewunderte sie einfach, ohne jede Einschränkung. Ich wollte mit ihr davonlaufen, irgendwohin, wo es keine Menschen, keine Autos und keine Häuser gab. Ich wollte ihr sagen, wie toll ich sie fand und wie sehr ich sie liebte.
    Schließlich setzte sie sich neben mich. Ich hielt ihre warme Hand, nahm ihre Finger zwischen meine. Der Sarg geriet langsam außer Sichtweite, und als das geschah, drückte sie meine Hand so fest, dass ich Angst hatte, ihr Herz müsse hier und jetzt brechen.
    Während sie zusah, wie Georges Sarg verschwand, näherte ich meinen Mund ihrem Ohr. »Du bist unglaublich, Sienna Walker«, flüsterte ich sanft. »Bleib stark, für mich. Dein Vater war sehr stolz auf dich, stolzer, als du dir vorstellen kannst.«
    Wieder kullerte eine riesige Träne über ihre Wange, und ich wischte sie mit dem Zeigefinger fort. Als der Sarg vollständig verschwunden war, zog ich Sienna an mich und sah ihr in die glasigen kristallklaren Augen, bis ihr Atem sich beruhigt hatte und die Kirche leer war.
    Sienna
    »Bist du sicher, dass du heute Abend allein sein willst?«, fragte Elouise. Sie stand in meiner Küche und knabberte an einem Keks. Die Wohnung wirkte jetzt so leer, aber ich musste endlich einmal allein sein. Ich musste es einfach tun. Endlich war ich dazu bereit. Na ja, jedenfalls glaubte ich das.
    »Ja, sicher. Ich werde schon klarkommen«, versicherte ich ihr und spielte die Zuversichtliche. Ich schob die Ärmel hoch und wünschte mir, ich könnte mich eine Weile in meinem Cardigan verstecken, bis sich alles wieder normalisiert hatte. Der Tag war heiß gewesen; es war diese Art von drückender Hitze, von der man Kopfschmerzen bekommt. Jetzt nahm der Himmel eine atemberaubende lachsrosa Färbung an. Intensive Purpurstreifen zerrissen ihn, als sich die Sonne schlafen legte. Durch die Fenster – die geöffnet waren, damit frische Luft hereinkam – konnte ich die ganze Pracht gut sehen. Ich fuhr mit dem nackten Fuß über den Boden und spürte die kalten Fliesen unter der Sohle. Dann erhaschte ich einen Blick auf mein Spiegelbild. Ich sah aus, als hätte ich seit Tagen nicht mehr geschlafen, und meine Haut war leicht gräulich.
    Elouise neigte den Kopf zur Seite und schob sich lächelnd den letzten Bissen in den Mund. »Ehrlich? Mir kommt es nämlich so vor, als ob es noch zu früh wäre …«, sagte sie zweifelnd. Dabei bewegte sie den Kopf so, dass ihr das dichte blonde Haar über die rechte Schulter fiel. Ihr hübsches Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an.
    »Ja, wirklich. Ich schwöre es dir«, antwortete ich.
    »Wenn es dir doch schlecht gehen sollte, ruf mich einfach an. Ich bin sofort bei dir. Versprichst du mir, dass du anrufst, sobald es hart wird?«, fragte sie beinahe flehend.
    »Aber sicher tue ich das. Aber weißt du was? Ich glaube, ich werde wunderbar zurechtkommen«, sagte ich und hoffte inbrünstig, dass es wirklich so sein würde. Genau das gleiche Gespräch hatte ich vor zwei Stunden mit Nick geführt. Es war fast unmöglich gewesen, ihn aus der Wohnung zu bekommen. Am Ende hatte ich ihn an den Seiten kitzeln und zur Tür hinausstoßen müssen – wenn ich ihn dort kitzele, ist er wehrlos.
    »Hör zu, El. Ich schwöre dir, das wird wunderbar funktionieren. Ich fühle mich jetzt schon viel besser.« Das meinte ich ernst. Ich warf einen Blick auf die Wohnung, die mein Vater und ich uns geteilt hatten. Ich musste nun lernen, allein zu sein. Ich würde lernen

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