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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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hoch. Okay, eines Tages hätte ich es ihm natürlich sagen müssen, daran führte kein Weg vorbei. Aber ich hatte gewollt, dass er mich kennenlernt, wie ich wirklich bin, bevor all diese Komplikationen ins Spiel kamen.
    Plötzlich schlug meine Verärgerung in Wut um. Wieso war er überhaupt hier? Warum stellte er mir nach? Und zu allem Überfluss zeigte die Traurigkeit in Dads Gesicht mir eindeutig, wie enttäuscht er von mir war, weil ich einem meiner besten Freunde nichts von ihm erzählt hatte.
    Ein einziger Schlamassel war das! Ich ging zu Dad und setzte mich neben ihn, nahm seine Hände und gab mir Mühe, ruhig zu bleiben, so gern ich Nick auch angebrüllt hätte. »Keine Platzwunden diesmal, hm?« Ich beugte mich vor und untersuchte seinen Kopf. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du immer deinen Helm tragen sollst?«, nörgelte ich. »Offenbar hattest du ihn nicht auf.«
    Nick starrte noch immer ins Leere. Es sah aus, als sei er stocksauer.
    »Ich komme gleich wieder.« Ich beugte mich vor und küsste Dad sanft auf die Stirn. Ich wusste, dass alles in Ordnung war. Es war ein Routinesturz gewesen. An so etwas waren wir gewöhnt.
    Nicht gewöhnt war ich jedoch daran, derart bloßgestellt zu werden. Das hier war meine Angelegenheit! Und meine Angelegenheiten behielt ich für mich. Ich berührte Nick am Arm, und er ballte eine Faust. Ich spürte, wie sich unter seiner Haut die Muskeln zusammenzogen. Dann wurde er tiefrot im Gesicht; er sah wütend aus. Na, wütend war ich auch.
    Ich zerrte leicht an ihm. Zuerst leistete er Widerstand, aber als ich etwas fester an ihm zog, folgte er mir doch in mein Zimmer, wo wir unter uns waren.
    »Was um alles in der Welt ist mit deinem Dad los? Warum hast du mir nichts davon erzählt, Sienna?«, flüsterte er, kaum dass die Tür hinter uns geschlossen war. Er klang aggressiv, und Tränen stiegen ihm in die Augen.
    Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut und spürte, dass er meinen rechten Arm fest umklammerte. Ich riss ihn los. »Du tust mir weh, Nick. Nimm die Hände von mir«, knurrte ich und drückte meinen Zeigefinger in seine Brust.
    Noch nie hatte ich ihn weinen sehen. Genauer gesagt hatte ich noch nie irgendeinen Mann weinen sehen, von meinem Dad mal abgesehen, bei dem es ein paarmal vorgekommen war, und das unter Umständen, die man guten Gewissens außergewöhnlich nennen durfte. Warum weinte Nick? Er war hier doch nicht das Opfer. Er besaß kein Recht zu weinen. Das Feuer in mir breitete sich weiter aus, und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, rief ich, während sich meine Atmung bereits beschleunigte. Ich spürte, wie Panik in mir aufstieg. Eine Wut, von der ich bisher nicht mal gewusst hatte, dass ich zu ihr fähig war, breitete sich in mir aus wie eine Feuersbrunst.
    Er sah mich an, als wäre er mir noch nie begegnet, die Augen so groß wie Satellitenschüsseln. »Was soll das heißen? Ich bin nur gekommen, um Hallo zu sagen. Was ist mit deinem Dad los?«, wiederholte er, diesmal lauter.
    »Du hast also den Eindruck, dass hier etwas vor sich geht, weil das Leben für mich manchmal etwas komplizierter ist, und dann kreuzt du hier einfach auf, ohne es mir vorher zu sagen? Was für ein Scheißspiel treibst du denn eigentlich?«, fauchte ich und merkte plötzlich, dass ich mich verteidigte.
    Er zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück, wobei er fast meinen Nachttisch umstieß. Mein anklagender Finger zitterte.
    »Sienna, du hast ja keine Ahnung, was ich gerade durchgemacht habe … Ich dachte, er wäre …«
    Wieder unterbrach ich ihn: »Was du durchgemacht hast? Du machst wohl Witze! Ich mache das durch, Nick, jeden Tag – nicht du. Ich bin es, die ihn waschen muss, für ihn kochen, für ihn putzen. Erzähl mir bloß nicht, was du gerade durchgemacht hast, ja?« Ich lief auf der kleinen freien Fläche auf und ab.
    Nick verschränkte abwehrend die Arme, aber ich redete einfach weiter, wobei ich immer stärker zitterte: »Dad leidet unter Narkolepsie, okay? Und bevor du jetzt jede Menge nervige Fragen stellst: Das ist eine neurologische Krankheit, durch die er praktisch dauernd einschläft. Und außerdem hat er Kataplexie, was bedeutet, dass seine Anfälle von Gefühlen ausgelöst werden – ganz egal, ob er sich freut oder traurig wird, er ist weg. Ohnmächtig. Das ist so zermürbend, das kannst du dir gar nicht vorstellen! Wie also kannst du es wagen zu heulen?« Was da aus meinem Mund kam, war hässlich

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