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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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und übertrieben. Ich merkte, wie ich mich plötzlich schämte, aber es war zu spät.
    »Himmel, Si. Wie sollte ich das denn ahnen? Verflucht noch mal! Falls du dich erinnerst: Du hast mir erzählt, dass du heute zu Hause bleiben und Filme gucken würdest. Weißt du noch? Ich dachte, du wärst hier. Ich habe nicht versucht, hinter deinem Rücken hier herumzuschnüffeln!«
    Auf einmal wirkte er eher verletzt als wütend, und ich bekam Schuldgefühle. Er hatte ja recht, genau das hatte ich gesagt. Ich lief rot an, doch ich war noch zu wütend, um jetzt plötzlich als Übeltäterin dastehen zu können. Für eine Kehrtwende war hier kein Platz.
    »Und was meinte der Sanitäter damit, als er gemeint hat, dass dein Dad alles hören würde?«, hakte er nach. Seine Stimme klang jetzt viel ruhiger, aber in seinen Augen stand Panik.
    Ich holte tief Luft und versuchte, mithilfe des frischen Sauerstoffs meine Arme am Zittern zu hindern. »Er wird zwar ohnmächtig, aber nicht so, wie du es kennst. Er bekommt alles mit, was um ihn herum vor sich geht, und er erinnert sich später auch daran. Nur dass er sich nicht bewegen kann. Es ist nicht so leicht zu erklären«, erwiderte ich. Wie sehr ich es hasste, ständig jedem die ganzen Details erklären zu müssen. All die blöden Fragen. Die ganze Neugierde, die hier so fehl am Platz war. Das Einzige, was ich wollte, war, dass Nick verschwand – und ich wusste, dass ich gehässig sein musste, damit er ging.
    »Du bist genau wie alle anderen, Nick: neugierig. Verpiss dich, verschwinde aus meiner Wohnung!« Mir liefen Tränen über die Wangen. In Wirklichkeit war ich inzwischen verlegen. Ich fühlte mich wie ein verbittertes, giftiges Miststück.
    Doch er trat noch näher an mich heran und nahm mich fest in die Arme. Ich stand bloß ganz steif da und hatte Angst, mich fallen zu lassen, denn ich spürte, wie die Welle der Gefühle, die ich seit über zehn Jahren unterdrückte, mich zu überrollen drohte. Und ich hatte Angst vor dem, was passieren könnte, wenn ich sie ans Ufer ließ.
    »Komm her, Si. Bitte. Komm einfach her«, flüsterte er mir ins Ohr. Seine Bartstoppeln schabten mir sanft über die Wange. Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Brust. Nick war noch immer so großartig wie eh und je. Und noch immer himmelte ich ihn so sehr an, dass seine körperliche Nähe mir Angst einflößte. Sie schnürte mir die Brust zu und pumpte so viel Adrenalin durch meinen Körper, dass ich fürchtete, ich könnte das Bewusstsein verlieren. Schließlich begann ich zu weinen. Ich wollte es unterdrücken, aber das ging nicht.
    »Du solltest das nicht allein durchmachen müssen. Warum hast du mich nicht eingeweiht?«, fragte er.
    Es fühlte sich an, als käme eine jahrelange Anspannung an die Oberfläche – eine Anspannung, von deren Existenz ich nicht einmal etwas geahnt hatte. Letztendlich gab ich nach, und er zog meinen Kopf an seinen Hals. Noch immer wütend, schlug ich ihm mit der Faust gegen die Brust. Ich merkte, wie er heftig schlucken musste.
    »Es war so schwer, Nick, du machst dir einfach keine Vorstellung. Ich kann es nicht ertragen, wie die Leute mich behandeln, wenn sie Bescheid wissen. Und vor allem wollte ich nicht, dass du mich mitleidig ansiehst. Deshalb wollte ich nicht, dass du es erfährst. Ich wünschte, du wärst nie hierhergekommen!«, stieß ich unter Schluchzen hervor.
    Überall an seinem Hals klebte Wimperntusche.
    »Si«, sagte er und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. Dann zog er es nah zu sich heran. Ich hasste es, so nackt vor ihm zu stehen. Es war nun nicht mehr möglich, mich vor ihm zu verstecken, dabei hatte ich mich bereits vor so vielen anderen versteckt.
    »Si, bitte verschweige mir so etwas nie wieder. Du bist wirklich die beste Freundin, der beste Freund, den ich je hatte. Ich möchte dir helfen«, fuhr er fort und strich mir mit einer Hand durch die Haare. Ich wischte sie weg und legte mein Haar auf die andere Seite, damit er nicht mehr drankam. Ich versuchte wegzusehen, denn ein Blickkontakt hätte das Ende meiner Beherrschung bedeutet, und ich war noch immer wütend.
    »Sieh mich an«, flüsterte er.
    Ich sah ihm in die Augen, die noch immer rot waren von der Aufregung. Seine Pupillen waren ganz klein.
    »Sienna, ich muss dir etwas sagen. Ich … ich …«
    Ohne vorher anzuklopfen, platzte einer der Sanitäter herein. »Also, wir wären dann so weit. Lasst ihn einfach für den Rest des Tages nicht aus den Augen, okay? Wahrscheinlich schläft er

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