Eindeutig Liebe - Roman
Faust auf den Tisch und besprühte mein Gesicht mit Londons bestem Ale.
Wichser.
Die anderen senkten die Köpfe und kicherten wie die Schuljungen. Ich war das Gespött des Abends. Da hätte ich auch gleich einen Podcast einrichten können, in dem ich täglich von meinen romantischen Missgeschicken berichtete – am besten inklusive Abstimmfunktion, damit wir endlich Klarheit darüber bekamen, wann ich mich am absoluten Tiefpunkt befand. Vielleicht konnte unser Computerfreak Jon sogar eine Tortengrafik anfertigen, um es mir noch ein bisschen mehr unter die Nase zu reiben.
»Verdammte Scheiße, ihr blöden Hunde! Ihr sollt mir helfen!«, rief ich – innerlich grinsend – und warf mit einer Erdnuss nach Phil. Er schlug sie mit dem rechten Arm weg. Er hatte ziemlich gute Reflexe. Eines musste man ihnen lassen: Mit ihnen war es immer lustig, wenn auch diesmal auf meine Kosten.
»Nein, ehrlich, Jungs, ich brauche eure Hilfe«, wiederholte ich, diesmal in einem anderen Tonfall, damit ihnen klar wurde, dass ich es ernst meinte. Irgendwie hatte ich gehofft, dass wir jetzt, wo wir Ende zwanzig, Anfang dreißig waren, über solche Dinge reden könnten. Ich hatte mich geirrt.
»Soll ich es ihr sagen, bevor ihr Dad es tut – falls er es nicht sowieso schon getan hat? Oder hoffen, dass er es irgendwie doch vergessen hat?« Die Fragen sprudelten mir aus dem Mund, während ich immer wieder gierig an einer Marlboro Light zog.
»Was stimmt noch mal nicht mit ihm?«, fragte Simon, ein fünfunddreißigjähriger Buchhalter mit einer Vorliebe fürs Angeln und Grasrauchen.
»Er hat Narkolepsie oder so. Das heißt, er schläft oft ein, ohne es kontrollieren zu können«, antwortete ich gereizt. Mich nervte es langsam, die Krankheit ständig erklären zu müssen. Allmählich konnte ich nachempfinden, wie Sienna sich fühlte.
»Aber er kann währenddessen jedes Wort hören, das du sagst?«, bohrte Simon weiter nach, als wäre er ein Therapeut für gebrochene Herzen.
»Ja, offenbar alles – das hat jedenfalls der Sanitäter behauptet. Sienna sagt das auch, und gegoogelt habe ich es auch.«
»Mann! Das ist vielleicht eine verrückte Geschichte. Schnaps, Jungs?«, fragte Ross. Er war schon wieder unterwegs zur Theke, und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf sein eigentliches Anliegen, nämlich sich einen anzusaufen. Eine Gruppe von Mädchen in der hinteren Ecke zeigte auf ihn und kicherte frech. Seine unglaubliche Wirkung auf Frauen hatte er jedenfalls nicht eingebüßt, obwohl er nun endgültig in festen Händen war.
Unbehaglich rutschte ich auf meinem Platz hin und her; die feuchte Abendluft und meine missliche Lage brachten mich zum Schwitzen. Kunstpalmen standen zwischen den Tischen, und in ihren Plastikwedeln leuchteten Lichterketten. Ich wollte mich in einer davon verstecken, wie ich es mal auf der Arbeit getan hatte, nur diesmal nicht wegen des Lacheffekts.
»Was ist das eigentlich mit diesem Mädchen, Nick? Das geht doch jetzt schon seit Ewigkeiten so. Dabei gibt es genug Frauen, die sich für dich interessieren.« Dieser wenig hilfreiche Einwand kam von Richard. Richard, der Sienna nie kennengelernt hat. Richard, der sich seit Kurzem »nur zum Spaß« einen Knebelbart stehen lässt.
»Was ist mit der hübschen Kleinen, die bei der Arbeitsvermittlungsagentur bei mir in der Nähe arbeitet? Mann, wie hieß sie noch, Dave?«, fragte er.
»Sophie«, erwiderte Dave mit einem wissenden Lächeln und zeichnete mit den Händen eine kurvenreiche weibliche Silhouette nach.
»Genau, Sophie. Sie möchte dir gern dein kleines kariertes Höschen runterziehen, Nick, und sie ist heißer als heiß«, fuhr Richard fort. Die Jungs nickten einstimmig.
Ich hörte überhaupt nicht zu. Wenn es nach ihnen ging, würde ich mich mit Stripperinnen herumtreiben und bei Premierenfeiern x-beliebiger Plattenfirmen in einem Meer unpassender Frauen baden. Sie sind fast alle in festen Beziehungen oder verheiratet und scheinen nun durch mich zu leben. Ständig versuchen sie mich mit den Frauen zu verkuppeln, die sie insgeheim selbst haben wollen.
»He, Nick, sieh dir das Mädchen da drüben mal an … die lässt dich keine Sekunde aus den Augen«, sagte Simon und deutete auf eine Blondine mit langen Haaren, die gerade eine Zigarette rauchte. Sie drehte rasch den Kopf in die andere Richtung, wobei ihr glänzendes Haar durch die Luft flog.
Himmel, das war ja wie in der zehnten Klasse! Männer wurden nie erwachsen. Ja, sie war bildhübsch, hatte Beine
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