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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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ich nicht ein einziges Mal mit einer ernsthaft in Betracht kommenden Partnerin auf einer unserer steifen Familienfeiern aufgekreuzt war.)
    Die Empfangsdamen wären sicher auch begeistert. Sie zogen mich schon seit Ewigkeiten damit auf, dass »ausgerechnet« ich Single war.
    Wow. Sienna, meine Freundin. Weihnachtsfeiern, Vorstandssitzungen, Bar-Mizwas, was auch immer. Sienna und ich gegen den Rest der Welt. Ein gemeinsames Bankkonto. Makobaumwolle. Eine Tesco-Klubkarte … Meine wunderschöne, wunderbare Freundin.
    Diese dreieinhalb Stunden im Bett, während Sienna mich umschlungen hielt, gehörten womöglich zu den glücklichsten Momenten meines Lebens. Da wären noch der Kamelritt in Nordafrika und meine erste große Beförderung – ach ja, und nicht zu vergessen mein dreieinhalbstündiger Marathonlauf (das war echt hart) … Aber nichts davon war hiermit vergleichbar.
    Es konnte nicht sein, dass ich schlief, denn im Schlaf schmust man nicht. Nein, das war echt.
    Hinter den Vorhängen ging langsam die Sonne auf, doch ich blieb reglos liegen und fragte mich, was Sienna wohl sagen würde, wenn sie aufstand. Vielleicht etwas wie: »Morgen, Nick. Ich hoffe, es hat dich nicht gestört, dass ich das gemacht hab. Eigentlich wollte ich es dir schon lange sagen …«, oder sogar: »Sag nichts, Nick, küss mich einfach …« Ja, die zweite Variante gefiel mir sehr gut. Hoffen wir also auf die.
    Ich wusste, dass es funktionieren würde. Ich hatte immer so ein Gefühl gehabt, dass wir irgendwann unsere Schwierigkeiten beseitigen könnten. Die ganze Zeit über.
    So gegen fünf vor sieben drehte sie sich im Schlaf weg. Mist.
    Jetzt, wo ihr Arm nicht mehr auf mir lag, fühlte sich der schmale Streifen Haut, den er bedeckt hatte, kalt und irgendwie auch nackt an. Ich meine, er war nackt, aber jetzt erst so richtig. Ich hatte sie verloren. Das ist okay, dachte ich. Bald würde sie aufwachen, und wir könnten reden. Ich würde ihr gestehen, wie lange ich sie schon liebte, und ihr all die vielen albernen Dinge erklären, die ich getan und gesagt hatte. Wie zum Beispiel, dass ich behauptet hatte, sie erinnere mich an meine Schwester. Das würde ich ganz gewiss als Erstes erklären.
    Um zehn nach sieben klingelte der Handywecker und zerstörte die Wonne der frühmorgendlichen Ruhe und den Beginn unseres neuen Lebens.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, rief sie, setzte sich kerzengerade auf, das Plumeau um ihre Brust gewickelt, als wäre sie nackt. Das war sie aber nicht. Ihr Pony stand in den komischsten Winkeln in die Luft, und der Saum des Kissenbezugs hatte eine Linie in ihrem Gesicht hinterlassen.
    Schnell tauchte sie neben das Bett und suchte nach ihrem Handy. Mit einem Geräusch, das klang wie ein wütender Faustschlag, brachte sie es zum Schweigen. Ich fuhr hoch.
    »Verdammt, Nick, tut mir leid. Ich weiß nicht, wie ich in dein Bett komme. Mein Kopf tut weh. Scheiße, verfluchter Dreck!«, brüllte sie wieder. Eine Tirade von Schimpfwörtern und Entschuldigungen. Ihre Wangen waren gerötet.
    Ich drehte mich zu ihr herum, denn ich war mir nicht sicher, ob ich meinen Ohren trauen konnte. Doch dann bemerkte ich, dass ich nur meine Boxershorts trug und die Schönheit des Morgens zur Folge hatte, dass ich eine Erektion hatte, die die Südseite meiner Hose aussehen ließ wie ein kariertes Zelt. Das war ein Albtraum.
    Die Situation wurde zu einer nie enden wollenden Herz-und-Schmerz-Saga, und ich war mir nicht sicher, ob ich das noch lange aushielt. Es war Schieben und Drücken, Geben und Nehmen, Yin und Yang – aber alles völlig verkorkst. Ich kam mir vor, als wäre ich vom Rücken eines sehr hohen Rosses gezerrt und dann mit dem Gesicht nach unten in einen großen Hundehaufen geworfen worden. Einiges davon hatte ich sogar in den Mund bekommen, da war ich mir sicher.
    »Nick, bitte entschuldige, dass ich in dein Bett gekommen bin. Wir sind Kollegen, um Gottes willen. Ich glaube, ich habe zu viel getrunken, dann schlafwandle ich manchmal«, sagte sie und zog mich um Verzeihung heischend am Arm.
    Ich riss ihn ihr weg. Ich war zwar ein wenig verärgert, aber sehr bemüht, es mir nicht anmerken zu lassen. »Äh, Si, ich habe ja nicht mal bemerkt, dass du da warst«, log ich, obwohl ich mir sicher war, dass sie die Scherben meines Herzens hören musste, die gerade auf den Boden klirrten. »Jedenfalls war es vergangene Nacht richtig kalt, also ist es in Ordnung«, fügte ich hinzu, floh rasch auf die andere Seite des Bettes und zog mir

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