Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
Vom Netzwerk:
aufgibst?«
    Sienna
    »Irgendwann schlief ich ein, den Arm um ihn gelegt«, sagte ich zu dem Tisch voller gebannt lauschender junger Frauen, von denen die Hälfte den Mund weit offen hatte. Ich fühlte mich wie auf einem verrückten Minigolfplatz – bloß dass hier sehr gut aussehende Mädchen saßen, dafür fehlten die Topfpflanzen und die Menschenaffen aus Plastik.
    Elouise ließ schockiert den Löffel in ihre Kartoffel-Lauch-Suppe fallen. Sie zuckte zusammen, als ihr mehrere Tropfen davon ins Gesicht spritzten. Ohne mich dabei aus den Augen zu lassen, wischte sie sie rasch mit dem Ärmel ab.
    »Und er wollte wirklich nichts von dir?«, murmelte sie ungläubig, als wäre das eine völlig abwegige Vorstellung. An ihrer Unterlippe hing noch ein Fetzen Lauch.
    »Nein«, bestätigte ich ruhig. Dabei schob ich mit dem Löffel ein Stück Kartoffel in meiner Suppenschale hin und her und biss mir von innen auf die Wange. Das ist eine blöde Angewohnheit von mir, und ich tue es nur, wenn mich etwas wirklich bedrückt.
    Ich spielte weiter mit dem Essen, doch die Enttäuschung war deutlich zu hören – ein Ts-ts hier, ein Seufzen dort. Die Frauenwelt trauerte. Na ja, zumindest die Frauen in diesem Raum.
    »Er hat nicht einmal richtig zurückgekuschelt. Doch ich wusste, dass er wach war, weil sein Herz richtig schnell klopfte und er die ganze Zeit betont gleichmäßig atmete, wie Männer es eben tun, wenn sie sich schlafend stellen.« Ich seufzte. »Was hab ich mir nur dabei gedacht?«
    Mein Blick wanderte über die Frauen vor mir. Ich hoffte auf Antworten, die mir helfen würden, diesen Schlamassel ein für alle Mal zu lösen.
    Lydia griff verschlafen nach der Weinflasche und schenkte mir ein Glas von der Größe eines kleinen Badezimmers ein. Dankbar nahm ich es entgegen.
    »Ach, Sienna«, murmelte sie und schüttelte den Kopf in einer Mischung aus Beschämung und Mitgefühl, während die letzten Tropfen am Flaschenhals hinunterliefen.
    »Muuuuuuuuum!«, ertönte ein schriller Schrei. Er kam von oben und zerstörte die angespannte Atmosphäre genau im richtigen Moment. Die traurigen Mienen weckten nämlich allmählich Panik in mir.
    »Ja, Liebling?« El lehnte sich zurück. Ihre blonden Locken fielen ihr über die Schultern, als sie den Kopf neigte.
    Wir warteten schweigend.
    »Ich will, dass du mir die Nägel anmalst«, drang die unschuldige Stimme des kleinen Sohnes meiner besten Freundin aus dem Treppenhaus.
    Elouise lief rot an. »’tschuldigung, Ladys – bin sofort wieder da«, verkündete sie, sprang vom Tisch auf und stürmte in ihren glamourösen Stöckelschuhen die Treppe hinauf.
    Der Rest des Tisches setzte seinen still besorgten Protest fort. Lydia musterte mich mitleidig; sie war bereits leicht angesäuselt. Ihre kastanienbraunen Locken fielen über ihre Schultern und ruhten auf einem tarnfarbenen Tanktop, von dem sich eine feine silberne Halskette abhob. Ich hätte geschworen, dass ich ihr niemals anvertrauen würde, was ich für Nick empfand, aber sie hatte mich einmal beim Heulen auf der Toilette erwischt, und ich könnte nicht einmal dann überzeugend lügen, wenn mein Leben davon abhinge. Doch damals hatte ich sogar Rotz auf der Oberlippe. Sie war überraschend nett gewesen, hatte diesen skandalträchtigen Tratsch für sich behalten. Ich bezweifelte selbst, dass Dill etwas davon wusste. Irgendwann danach hatte ich Lydia meinen Freundinnen vorgestellt, und mittlerweile war sie bei allem dabei, was wir als Gruppe unternahmen.
    Tess fuhr mit dem Zeigefinger an einem der Messer entlang. Ihre makellos geformte kleine Nase zeigte auf die gläserne Tischplatte. Sie war eine atemberaubend schöne Koreanerin, die ich vor zwei oder drei Jahren an einem Taxistand in Clapham kennengelernt hatte. Wir hatten gemeinsam eine trunkene Fahrt nach Westlondon hinter uns gebracht und waren seitdem eng befreundet. Sie hatte gerade ihren Universitätsabschluss gemacht und war auf Jobsuche. Der Stress manifestierte sich in feinen Fältchen unter ihren Augen. Doch ich wusste, sie würde es schaffen.
    Mein Blick wanderte weiter zu Penny, der fast Tränen in den Augen standen. Ihr welliges blondes Haar trug sie in einer trendigen, pflegeleicht aussehenden Frisur, und ihr Augen-Make-up machte mich auf der Stelle neidisch. Sie war eine glamouröse junge Frau, arbeitete in einer Zahnklinik für die Stars in Kensington und versorgte uns regelmäßig mit fantastischen Geschichten über divenhafte Allüren am Spuckbecken. Aber wie

Weitere Kostenlose Bücher