Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
worauf er hinaus wollte.
„Zum Angeln braucht man Zeit, Lilith.“ Asmodeo schwieg eine Weile und fuhr dann fort. „…und Zeit hat Johannes jetzt im Überfluss. Man muss sich nicht viel bewegen, ist aber trotzdem auf eine gewisse Art beschäftigt und das Erfolgserlebnis ist garantiert, wenn man etwas fängt. …Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich mir sicher, dass Angeln gut für Johannes und für mich wäre.“
„Ich verstehe, worauf du hinaus willst. Das ist dann mehr so ein Männerding ?“
Um Asmodeos Mundwinkel spielte der Anflug eines Lächelns. „Ein Männerding , bei dem sich die Herren der Schöpfung richtig beweisen können. Du weißt schon, als Jäger und Ernährer.“
Ich verdrehte die Augen. „Und die treue Frau wartet zuhause, was die Ernährer anschleppen, tut – egal was es ist – ganz begeistert und lobt beide überschwänglich.“
Er grinste mich an. „Exakt! - Ich dachte, es wäre schwieriger, dir das beizubringen.“
Die Sonne stach auf meine Haut und mir war bewusst, dass Johannes nicht mehr lange schlafen würde.
„Ich habe dich heute früh sehr vermisst“, sagte ich.
Asmodeo musterte mich aufmerksam. „Johannes war doch da.“
„Das tut nichts zur Sache. Immer wenn du weg bist, fühlt es sich an, als würde ein wesentlicher Teil von mir fehlen.“
Asmodeo strich mir sanft übers Gesicht und ich war wie immer erstaunt, wie hart seine Hände waren. „Mir geht es genauso. Kaum bin ich ein paar Kilometer entfernt und kann dich nicht mehr spüren, werde ich …“, er suchte nach den richtigen Worten, „werde ich unruhig.“
„Unruhig?“
Asmodeo wirkte fast verlegen. „Du weißt, was ich meine.“
Ich kuschelte mich näher an ihn. „Graf di Borgese, das nennt man, glaube ich, Liebe.“
„Ich habe davon gelesen.“ Asmodeo lächelte.
„Dieser Dumas kannte sich schon in der Welt aus“, stellte ich fest.
Asmodeo beugte sich zu mir und küsste mich.
Keiner kannte sich besser in der Welt aus, als er.
2
Es war Zeit, zurückzugehen. Asmodeo stand auf, blickte zu mir herunter und reichte mir die Hand. Ich zog mich an ihr hoch und legte den Arm um seine Hüfte. Gemeinsam schritten wir über die Mole, bis die Ginsterbüsche uns mit ihrem süßen und doch frischen Duft empfingen.
Ich stolperte, als ob mir jemand die Beine weggekickt hätte. Meine Muskeln gehorchten mir nicht mehr. Ich konnte mich an Asmodeo nicht festhalten. Ich fiel hart zu Boden…
Ich blicke auf, die Ginsterbüsche und Asmodeo sind verschwunden. Vor mir ist das dichte Grün eines Waldes. Ich sehe dicke, moosbewachsene Stämme und rieche feuchte Erde und Harz.
Mein Atem geht stoßweise, unregelmäßig und flach. Ich bin viel und lange gerannt und habe fast keine Kraft mehr.
Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn, meine Fingernägel sind rot lackiert. Das ist nicht meine Hand, das ist nicht meine Stirn.
Erneut renne ich los. Tiefer in den Wald hinein, tiefer ins Dickicht. Äste schlagen gegen mein Gesicht und gegen meinen Körper. Ich hebe schützend die Arme, als ich mich hindurchzwänge. Den verzierten Reif am linken Handgelenk habe ich noch nie gesehen. Er glänzt golden. Auch die Arme selbst sind mir unbekannt.
Ich höre links und rechts von mir das Knacken von Zweigen. Es sind Schritte von Menschen. Von Menschen, die mit derselben Geschwindigkeit rennen, wie ich. Von Menschen, die mich verfolgen.
Ich vernehme eine Art Donnern. Dicht vor mir splittert die Rinde. Kleine Teilchen fliegen heraus. Einige geraten mir ins Auge. Jemand hat geschossen und mich nur knapp verfehlt. Ich fahre mir übers Gesicht und durch die Haare. Die Haare sind kurz und lockig. Es sind nicht meine.
Nochmals ertönt das Donnern und die Kugel pfeift wie ein Peitschenknall durch das Unterholz. Jemand macht auf mich Jagd, als wäre ich ein wildes Tier.
Meine Augen sind näher am Boden, ich habe mich geduckt und hetze zusammengekauert durch Büsche und Äste, bis ich eine Vertiefung finde, ich der ich mich verstecken kann. Ich werfe Laub über mich. Ich warte.
Die Geräusche kommen näher. Blätter streifen an einem Körper entlang. Dann ist Stille.
Ich halte den Atem an.
Jemand steht über mir.
Durch das modrige Laub hindurch kann ich ein Bein erkennen. Mein Verfolger steht abgewandt. Er sieht mich nicht. Noch nicht.
Ruckartig richte ich mich hinter ihm auf, ramme meine Schulter mit all meiner Kraft nach vorne, in seine Kniekehle hinein. Er kracht rückwärts zu Boden und
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