Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
gesichert.
„Das Grundprinzip ist eigentlich recht einfach“, erläuterte Julian mit ehrlichem Bemühen, sich verständlich auszudrücken. „Die höchste vorstellbare Geschwindigkeit wird als Lichtgeschwindigkeit definiert. Wenn es nun aber gelingt, Materie schneller zu bewegen, dann kommt es zu sehr interessanten Reaktionen. Wir erzeugen zunächst nur in der Theorie sogenannte Remanenten.“
„ Re-Ma-Nen-Ten “, wiederholte ich gedehnt und zupfte Asmodeo am Ohrläppchen. Ich betrachtete es eingehend aus der Nähe, es war mir bislang noch nicht aufgefallen.
Asmodeo hob amüsiert einen Mundwinkel, konzentrierte sich aber weiterhin auf das, was Julian ihm und Johannes auseinandersetzte.
„Aber nahezu dreihundert Millionen Euro zu investieren, um diese sicherlich interessanten Remanenten zu erzeugen, das erscheint mir doch …leicht abenteuerlich “, entgegnete er.
Ich schnalzte mit meiner Zunge. „Junge, Junge! Dreihundert Millionen sind `ne Menge Schotter“, brachte ich Asmodeos Einwände auf den Punkt.
„Zunächst sieht es nach viel Geld aus“, warf Julian ein. „Aber diese Remanenten sind das Nonplusultra, wenn es um die Erzeugung von Energie geht.“
Johannes und Asmodeo sahen Julian an. Er merkte, dass sie nicht verstanden, worauf er hinaus wollte.
Erneut setzte er an. „Diese Remanenten sind Elementarteilchen. Sie sind Überbleibsel kleinster schwarzer Löcher, doch sie strahlen nicht, sie sind völlig ungefährlich. Sie wirken als Katalysator und wandeln normale Materie, die auf sie trifft, vollständig und ohne jede Nebenwirkung in ungefährliche Strahlung, also reine Energie, um. Dabei bleibt das Remanent bestehen und kann ohne Unterbrechung für die Umwandlung neuer Materie verwendet werden.“
„Wow“, hauchte ich Johannes zu.
Der nahm einen Schluck von seinem Scotch und sah von Julian zu Asmodeo.
„Eine unerschöpfliche Energiequelle“, sagte er beinahe ehrfürchtig und auch Asmodeo sah beeindruckt aus. „Um dieses Ziel zu erreichen, sind dreihundert Millionen wirklich nicht viel. Der zu erwartende Profit lässt sich kaum in Zahlen ausdrücken.“
Julian war sichtlich erleichtert, dass er Johannes und Asmodeo von der Tragweite des Projektes hatte überzeugen können.
„Es funktioniert aber offensichtlich noch nicht“, hakte Johannes nach.
„Das kann man so nicht sagen.“ Julian schüttelte den Kopf.
„Dann kläre uns bitte einmal auf“, forderte Asmodeo. „Funktioniert es nun, oder funktioniert es nicht?“
„Wir haben bereits ungeheure Fortschritte gemacht. Wir haben mithilfe von Diamanten das Licht gebündelt und es für eine Tausendstelsekunde bis auf nahezu die dreifache Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Unser Ziel ist es, diese Geschwindigkeit für mindestens eine Sekunde konstant zu halten.“
„Dann werden diese Remanenten erzeugt“, warf ich ein „und können fixiert werden, weil die Zeit gegen Null geht.“
Überrascht wandten sich mir die drei Männer zu. Ich grinste fröhlich in die Runde und streckte mein inzwischen leeres Champagnerglas mit energischer Geste in Richtung Johannes.
„Exakt, Lilith“, stimmte mir Julian zu, während ich zusah, wie Johannes mir einschenkte und der wunderbar sprudelnde Champagner in meinem Glas hochperlte. „Wir haben bereits Remanenten erzeugt, aber die sind zerfallen, bevor wir sie stabilisieren konnten.“
„Woran liegt es, dass ihr das Ziel bisher nicht erreicht habt? Gibt es technische Schwierigkeiten?“, wollte Asmodeo wissen.
Die Antwort bereitete Julian sichtlich Unbehagen. Er griff nach seinem Whiskey-Glas, lies die Eiswürfel leise gegeneinander klirren, vergaß aber, zu trinken. „Wir haben nicht direkt technische Probleme. Wie gesagt, wir haben die Anlage in unmittelbarer Nähe von Frankfurt, im Harz, installiert. Alles funktioniert prächtig. Allerdings…“, Julian zögerte und nahm jetzt doch einen tiefen Zug aus seinem Glas. Wir warteten, bis er weitersprach.
„Wir haben Probleme mit dem Personal“, erklärte er schließlich. „Wir haben Probleme, mit den Wissenschaftlern, die dort arbeiten. In letzter Zeit haben sich in der Anlage … Vorfälle gehäuft.“
„Was bitte, verstehst du genau unter Vorfällen ?“, fragte Johannes nach.
„Selbstmorde und …Verstümmelungen.“ Julian wischte sich nervös über die Lippen. „Angriffe auf Kollegen, Übergriffe auf Kolleginnen. Und das in einem Umfang, dass eine normale Forschungstätigkeit momentan kaum mehr möglich
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