Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
blickte kurz auf. Obwohl er sich ebenfalls im Schatten befand, glänzte seine Haut wie poliertes Ebenholz. Ohne jede Gesichtsregung senkte er seinen Kopf, um weiter mit der Eidechse zu spielen, die er in einer Spalte der dicken Trittbohlen gefangen hatte. Das Tier stellte sich tot. Erst wenn er es mit der Mündung seiner kurzen Maschinenpistole anstupste, versuchte es, zu entkommen. Der Afrikaner stieß es jedoch immer wieder in die schmale Lücke der Treppenstufe zurück und das Spiel begann von Neuem.
Der Dritte im Bunde war in dem Jeep geblieben, mit dem sie gekommen waren. Er trank aus einer Wasserflasche. Ein großkalibriger Revolver lag in Griffweite auf dem Armaturenbrett. Bei jedem Schluck, den er nahm, musste er seine langen, fettig glänzenden Haare aus dem Gesicht streichen. Er war noch jung, aber sein Ausdruck war der eines Menschen, der zu viel gesehen und zu viel erlebt hatte.
Der Franzose entdeckte es als Erster. Weit in der Ferne, dort, wo sich die primitive Straße im Nichts verlor, wallte die Andeutung von braunem Staub auf. Der Franzose gab seinen Freunden mit dem Schnalzen seiner Finger ein Zeichen. Alle drei starrten wie gebannt den Weg entlang.
Die Wolke wurde dichter, gewann an Substanz. Wenn man sich anstrengte, konnte man das Motorrad erkennen, das kaum zentimetergroß in der Ferne über die Piste auf sie zu fuhr.
Der Afrikaner beförderte die Eidechse mit einem kurzen Schlag auf das Holz nach draußen. Verschreckt verharrte das Tier, bis es blitzschnell flüchtete und in einer der dunklen Fugen des Hauses verschwand.
Der Afrikaner erhob sich, streckte seine langen Glieder und hängte die Maschinenpistole mit dem Halteriemen aus Leder um seine rechte Schulter. Die Mündung wies nach vorne, der abgeschabte Holzgriff baumelte in Höhe seiner Hüfte.
Der Langhaarige stellte seine Wasserflasche ab, kletterte aus dem Jeep, griff nochmals hinein und holte seinen Revolver heraus. Er verschränkte seine Arme und hielt die Waffe quer vor seiner Brust.
Der Franzose war noch immer nicht mit dem Zustand seines Laufs zufrieden. Ohne Unterlass fuhr die Bürste über das Metall. Wieder inspizierte er das Ergebnis, nickte und begann, die Einzelteile seiner Pistole zusammenzusetzen. Als Letztes steckte er das Magazin in den Griff, zog den Schlitten zurück und sicherte die gespannte Waffe. Er stand auf und schob die Automatik in seinen Gürtel.
Das Geräusch des Motorrads war jetzt hörbar. Es war eine alte Maschine, auf der ein einzelner Fahrer mit einer Lederjacke und einem schwarzen Integralhelm saß.
Der Franzose drehte sich in Richtung des Hauses um. Er überquerte die Veranda, packte den Griff der offenstehenden Eingangstür. Er warf einen kurzen Blick auf den Stationsvorsteher, der in seinem geronnen Blut am Boden lag. Hunderte von Fliegen hatten sich auf ihm niedergelassen und vollführten einen höllischen Lärm. Energisch schloss der Franzose die Tür und wandte sich der Straße zu – keinen Augenblick zu früh, das Motorrad war mittlerweile vor dem Haus.
Der Fahrer bremste, brachte seine Maschine zum Stehen und schaltete den Motor aus. Er stieg ab, bockte sein Bike auf den Ständer und zog seinen Helm vom Kopf. Der Mann hatte hellblondes, fast weißes Haar. Er hielt den Helm in der rechten Hand. Mit der Linken knöpfte er ächzend seine Lederjacke auf. Erst jetzt schien er sein Begrüßungskomitee zu bemerken.
„Hallo“, sagte der Blonde.
Der Franzose grinste und tippte sich als Antwort mit zwei Fingern gegen die Stirn.
„Ihr wartet auf mich?“, fragte der Blonde.
„So kann man das wohl ausdrücken“, antwortete der Franzose.
„Dann bringt ihr mich zur Pipeline?“, vergewisserte sich der Blonde.
Die drei Männer sahen sich an und lachten auf. Es klang hart, spöttisch und eine Spur verächtlich.
Der Afrikaner spielte mit dem Sicherungshebel seiner Maschinenpistole. Es klackte metallen.
Der Blonde blickte für die Dauer eines Lidschlags auf die Waffe des Afrikaners, dann hob er seine hellgrünen Augen. „Was ist? Habt ihr nicht den Auftrag, mich zur Pipeline zu begleiten?“
Der Franzose grinste noch immer. „Doch, wir haben einen Auftrag.“ Während er sprach, trat der Langhaarige wie unabsichtlich einige Schritte zur Seite. Auch das schien den Blonden nicht zu beunruhigen.
„Fahren wir mit dem Jeep?“, wollte er stattdessen wissen.
Diesmal prusteten die drei Killer richtiggehend los. Erneut antwortete der Franzose. „Wir fahren mit dem Jeep. Du
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