Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
sind wir bis zur Sperrstunde in einem Club versumpft.“
„Asmodeo war auch dabei?“
„Asmodeo und Johannes“, korrigierte ich automatisch.
Sina wirkte nachdenklich. „Beide gehören zu dir, nicht wahr?“, sagte sie und schien dabei jedes Wort sorgfältig abzuwägen, als würde sie sich vorsichtig an etwas herantasten wollen – als würde sie versuchen, zu ergründen, wie ich dachte und was ich empfand.
„Beide sind ein Teil meines Lebens“, meinte ich wahrheitsgemäß und im Zweifel darüber, ob es das war, was sie von mir hören wollte.
Sina blieb zunächst still, um mir schließlich doch zu antworten. Ihre Reaktion überraschte mich, denn sie grinste mich urplötzlich an. „Genau! Deshalb habe ich mich von Anfang an derart stark zu dir hingezogen gefühlt. Deshalb habe ich dich ausgewählt – rein instinktiv, um mit dir meine Empfindungen und meine Ängste zu teilen!“
Mir war nicht ganz klar, was Sina damit zum Ausdruck bringen wollte. Ich blickte sie an und mein stummer Impuls genügte, um sie dazu zu bewegen, ihre Aussage näher zu erläutern.
Sie beugte sich leicht zu mir vor, legte ihre Hand auf meine Schulter und drückte sie. „Wir sind uns beide sehr ähnlich, Lilith. Das verbindet uns. Wir passen uns nicht an, sondern leben nach unseren eigenen Regeln und Vorstellungen.“
Sie hatte Recht. Es war nicht das erste Mal, dass mir der Gedanken gekommen war. Wir hatten Gemeinsamkeiten - vielleicht mehr, als ich wahrhaben wollte. Vielleicht sogar mehr, als mir lieb war.
„Willst du heute mit mir eine Grenze überschreiten, die das langweilige und triste Leben der Menschen einengt und erstickt? Willst du etwas ganz Besonderes erleben? Bist du bereit, deinen Horizont zu erweitern?“ Sinas Stimme bebte vor Begeisterung. Ihre Erregung griff auf mich über und ich konnte es kaum erwarten, ihr zu folgen.
10
Sina packte meine Hand, ihre eigene war kühl und fest, während sie mich ungestüm mit sich riss. Wir tauchten in die Dunkelheit meines Traums ein, der jetzt unser Traum war, schritten durch eine anheimelnd gedämpfte Beleuchtung, ließen einen Gang hinter uns und traten hinaus in einen weiten und doch intimen Raum.
Dunkelrote, mit Samt überzogene Klappsessel reihten sich aneinander. Ruhig und majestätisch blickten sie zu einer sichelförmigen Bühne. Die hohe Decke, die Säulen, die sie trugen, die Verblendungen der zahllosen Logen, die breiten Zugangstüren - einfach alles war mit Holzornamenten versehen, bunt bemalt und mit Blattgold verziert.
Vor der Bühne hing ein Vorhang aus matt glänzendem, schwerem Stoff. Wir befanden uns in einem barocken Theater, dessen alternde Schönheit ein Gefühl der Wehmut und Verlassenheit in mir erzeugte.
Anfänglich dachte ich, wir wären allein, die Beleuchtung wäre nur durch Zufall auf die Bühne gerichtet. Aber dann erkannte ich in der gebogenen Königsloge, die sich hinter einem aufwändig gearbeiteten Wappen befand, eine menschliche Silhouette. Sie blieb im Schatten, bewegte sich kaum.
Ich erforschte das Zwielicht der anderen Sitzplätze, auf der Suche nach weiteren Anwesenden. Insgesamt zählte ich ein halbes Dutzend Zuschauer.
Die Zuschauer warteten.
Sie warteten auf eine Aufführung.
Wortlos ging Sina voraus, klappte einen der Sitze im Parkett herunter und lümmelte sich hinein. Ich nahm neben ihr Platz.
Wie aus dem Nichts erschien ein Mann, der wie ein Buttler gekleidet war. Er nahm keinen Augenkontakt auf, sondern blickte zu Boden, als er uns ein Tablett reichte, auf dem zwei mit Wasser gefüllte schwere Kristallgläser standen.
Sina ergriff eines der Gläser und trank gierig. Ich nippte vorsichtig an meinem. Es roch hochprozentig und hatte kaum einen Eigengeschmack.
„Wodka“, erklärte mir Sina und ließ ihr leeres Glas randvoll nachschenken. Wieder kippte sie den Inhalt hinunter, ohne auch nur einmal abzusetzen. Sie entspannte sich merklich und legte ihre Füße auf die Rückenlehne des Sitzplatzes vor ihr ab.
Ein lauter Gong ertönte, das Licht im Zuschauerraum wurde noch weiter heruntergedimmt. Mit leisem Surren öffnete sich der Vorhang.
Starke Scheinwerfer erhellten eine schwarze Kulisse. Davor standen zwei Männer - der eine im T-Shirt, muskelbepackt, durchtrainiert und auffallend jung. Sein Haar war zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden. Sein Gesicht wirkte auf seltsame Weise ausdruckslos und starr, als würde er schlafwandeln und nicht begreifen, wo er sich gerade aufhielt.
Neben ihm stand ein kleiner,
Weitere Kostenlose Bücher