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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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zierlicher Mann, dessen Alter ich auf circa fünfzig Jahre schätzte. Er hatte sich seine spärlichen Haare nach vorne gekämmt und sie dunkel gefärbt – vermutlich in der Absicht, dynamisch zu erscheinen.
    Bei genauem Hinsehen erkannte ich ein kleines Bärtchen, zart, wie bei einem Jüngling, mehr noch ein Flaum, in einer bizarren Form an seinem Kinn zu einer Büschel getrimmt.
    Er trug einen breit gestreiften Pullover, der sicherlich seit mindestens zehn Jahren aus der Mode war und aussah, als hätte man ihn zu heiß gewaschen.
    Die dünnen Arme des Gnoms wirkten wie Fremdkörper an ihm und waren insgesamt zu klein und zu kurz. Seine gesamten Proportionen passten nicht zusammen - als wäre er aus den Resten verschiedener Puppen zusammengesetzt worden.
    Der Zwerg trat an den jungen Mann heran und legte einen Arm um dessen Schultern, wobei er sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Mit der anderen Hand winkte er zu uns herüber.
    Spärlicher Beifall brandete auf.
    Sina stürzte ihr drittes Glas Wodka herunter.
    Ohne Ankündigung, es wurde noch geklatscht, schlug der Gnom seinem Gegenüber in den Bauch. Der junge Mann stöhnte auf und krümmte sich vor Schmerzen zusammen.
    Der Kleine hob sein Knie, es krachte gegen den Kiefer des jungen Mannes. Dieser wurde hochgeschleudert, wich zurück, ging in Kampfstellung und drehte sein Gesicht mehrmals wie orientierungslos hin und her.
    Er kann nichts sehen – schoss es mir durch den Kopf.
    Der Zwerg schlängelte sich an ihm vorbei und trieb ihm seine Rechte tief in die Nierengegend. Der Blinde ächzte vor Schmerz, schlug wild um sich in die Luft, hatte jedoch keine Chance, seinen Gegner zu treffen.
    Die Zuschauer johlten, klatschten, pfiffen und tobten vor Begeisterung.
    Der Kleine hielt kurz inne und verbeugte sich tief vor uns.
    Der Blinde versuchte, den Zwerg mit ein paar Sidekicks zu treffen, die unter dem schallenden Gelächter des Publikums alle im Nichts endeten.
    Sina schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Sie stand auf, holte aus und warf ihr Glas nach vorne. Es zerbrach klirrend an einem der Pfosten.
    Der Zwerg machte jetzt ernst. Immer und immer wieder schlug er zu, trieb den jungen Mann wie ein Schlachttier vor sich her.
    Der Blinde verlor seine Kraft. Er ließ seine Deckung sinken. Mit hängendem Kopf stand er da, leicht schwankend, wie ein verletzter Stier in einer Arena.
    Die kurze Schwäche nutzte der Gnom aus, um ihn von hinten anzuspringen und zu würgen.
    Blitzschnell zuckte der Ellenbogen des jungen Mannes zurück und traf den Gnom mit der Kraft einer Abrissbirne in dessen Brustkorb.
    Der Gnom atmete zischend aus, als habe jemand ein Ventil geöffnet. Er schlitterte über die Bühne, krachte gegen einen Pfosten, wo er benommen liegen blieb.
    Buhrufe ertönten, weitere Gläser flogen nach vorne und zerbrachen.
    Der Zwerg kam leicht taumelnd hoch, hob ungeduldig eine Hand und befahl mit ihr Ruhe im Raum.
    Augenblicklich wurde es still.
    Der junge Mann hielt in seiner Bewegung inne, er lauschte gespannt. Er registrierte sehr genau, dass sich die Situation veränderte, so wie wir alle bemerkten, dass der Kampf seine Endphase erreichte.
    Die Atmosphäre im Theater nahm eine andere Qualität an. Es war, als würde man von einem normal temperierten Raum in eine Kühlkammer wechseln. Als ich nach vorne auf die Bühne blickte, als ich den sich wandelnden Gesichtsausdruck des kleinen Mannes sah, wusste ich, dass alles, was ich bisher beobachtet hatte, nur ein Vorspiel gewesen war für das, was jetzt kommen würde.
    Mir wurde kalt, während sich ein fassungsloses Grauen in mir ausbreitete. Doch so sehr ich mich auch bemühte, wegzusehen -  ich konnte es nicht.
    Der junge Blinde verharrte weiterhin sprungbereit. Er konnte sich nicht auf seine Augen verlassen und bemühte sich um Ausgleich durch sein Gehör.
    Der Zwerg langte unter seinen Pullover und zog ein langes, glänzendes Messer heraus. Triumphierend hob er es hoch und zeigte uns die breite, spitz zulaufende Klinge. Mit seinem Daumen fuhr er beinahe zärtlich darüber und ließ uns das Blut sehen, das augenblicklich aus seinem Finger quoll. Genüsslich leckte er es weg.
    Jetzt brauste frenetischer Beifall auf. Es wurde auf die Sitze getrommelt, mit Flaschen auf Holz geschlagen.
    Der Zwerg ging langsam auf den jungen Mann zu, der seine Deckung oben hatte, sich unablässig langsam drehte, um eine mögliche Attacke parieren zu können.
    Der Gnom grinste voll Vorfreude ins Publikum, dann stieß er

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