Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Zuschauerin gewesen und nicht – wie heute – das Opfer.
Die nächsten Worte bestätigten meine schlimmsten Befürchtungen.
„Meine Damen und Herren“, die Stimme überschlug sich vor Begeisterung, „heute Abend findet der exklusive Endkampf statt. Ich präsentiere Ihnen auf der einen Seite Lilith Stolzen, eine gefährliche Taekwondo-Kämpferin und seelenlose Dämonin. Und auf der anderen Seite sehen Sie mich, Adrian, den ungeschlagenen Meister der Manege.“
Spärlicher Beifall ertönte. Es kam mir vor, als würde nur eine einzelne Person applaudieren.
„Endlich“, rief er, als Ruhe einkehrte, „endlich bekomme ich eine würdige Gegnerin! Du wirst sterben, Lilith!“
Trotz meiner Angst schaffte ich es, verächtlich zu schnauben, als ein neues Gefühl in mir hochstieg - eiskalte Wut. „Das weiß ich schon lange. Für diese Erkenntnis brauche ich keinen hässlichen Zwerg.“
Adrian stieß einen hysterischen Lacher aus. „Wenn du schon weißt, dass du stirbst, dann kann ich dir jetzt zeigen, wie!“
Eine Faust wurde mir mit voller Wucht in den Bauch gerammt. Der Schmerz überwältigte mich für einen Augenblick, aber ich riss meine Deckung hoch und vollführte mit meinem Ellenbogen eine reflexartige Bewegung. Ich traf hart gegen einen Knochen, und als ich Zähne aufeinanderschlagen hörte, war mir klar, dass ich Adrians Kinn erwischt hatte.
Ich hörte ihn nach hinten stolpern und umfallen. Als nächstes würde er sein Messer zücken. Das wusste ich.
Ich hatte das Gefühl, als würde jeder Rest Wärme aus meinem Körper weichen. Lähmende Kälte ersetzte sie. Es hatte keinen Sinn, mich wie gewohnt zu verteidigen. Adrian war mir überlegen. Vielleicht war es besser, aufzugeben. Dem unausweichlichen Schicksal seinen Lauf zu lassen.
Vielleicht aber auch nicht.
Bewusst gab ich meine Deckung auf und senkte meinen Kopf.
Ich verlangsamte den Fluss der Zeit, hielt ihn fast vollständig an. Ich vergaß meine Angst und konzentrierte mich stattdessen auf die Geräusche, die zu mir durchdrangen.
Adrian rappelte sich gerade auf. Ein flüsternder Laut ertönte, als er seinen Arm, in dem er den tödlichen Dolch hielt, hoch über seinen Kopf schwang, um ihn dem spärlichen Publikum zu zeigen. Erneut kam Beifall auf.
Ich blendete den Applaus aus. Stattdessen achtete ich auf den Boden unter meinen Füßen und auf Adrians Atmung. In regelmäßigen Abständen spürte ich Erschütterungen und dazwischen ein Keuchen, als Adrian auf mich losrannte.
Ich zwang mich, stehenzubleiben, obwohl jede Faser meines Körpers nach Flucht schrie. Beinahe gelang es mir, Adrian in Gedanken vor mir zu sehen, wie er mit weit aufgerissenen Augen auf mich zu stürmte – das Messer stoßbereit, mit der Spitze nach vorne neben seinem Körper haltend.
Als Adrian nur noch eine halbe Armlänge von mir entfernt war, als ich seinen Atem auf mir spüren konnte, beugte ich mich zur Seite. Die Waffe stieß direkt neben mir ins Leere. Ich spürte den Luftzug.
Gleichzeitig schlug ich unter Aufbietung all meiner Kräfte an die Stelle, an der ich Adrians Arm vermutete. Meine Faust krachte auf einen Widerstand, es knackte und Adrian schrie.
Das war sein Fehler.
Mit meiner rechten Hand setzte ich nach und ließ sie in die Richtung schnellen, aus der der gellende Schrei kam. Wieder traf ich einen Knochen, der knirschend brach.
Adrian schrie ein zweites Mal auf, es klang, als würde er dabei Wasser verschlucken.
Mit einem Mal wurde die Nacht vor meinen Augen brüchig. Licht schimmerte zu mir hindurch. Die grellen Scheinwerfer brannten auf meiner Netzhaut.
Sina kam mir in den Sinn. Was hatte sie mir über Adrian gesagt? Adrian konnte nicht wirklich kämpfen. Er benutzte seine Fähigkeit, zog seine Opfer in seinen Traum und raubte ihnen das Augenlicht. Damit waren sie ihm ausgeliefert.
Doch Adrian war jetzt geschwächt. Ich gewann die Macht über den Traum zurück.
Als mir das bewusst wurde, riss der Schleier vor meinen Augen endgültig. Ich konnte Adrian sehen, dessen einer Arm kraftlos an seiner Seite baumelte. Mit seiner gesunden Hand hielt er sich das Gesicht. Zwischen seinen Fingern quoll Blut aus seiner gebrochenen Nase. Vor seinen Füßen lag das übergroße Schlachtermesser.
Adrian sah mich an. Entsetzen breitete sich über seinem Gesicht aus, als er merkte, dass ich nicht mehr blind war. Er folgte meinem Blick zu dem Dolch.
Und er versuchte es.
Er versuchte, schneller zu sein, als ich.
Er hechtete zu seiner Waffe, berührte sie
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