Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
schon umbringen wollen? Oder Vater? Das passt alles nicht zusammen.“
Der Mund von Johannes wurde schmallippig, seine Augen eine Spur dunkler. „Wenn wir das mit der Forschungsanlage hinter uns haben, werden wir uns gemeinsam um die Untersuchung dieses feigen Anschlags kümmern. Und eines verspreche ich dir, Clement. Wir werden herausfinden, wer diesen Mord auf dem Gewissen hat und derjenige wird dafür bezahlen.“
Clement pflichtete ihm überschwänglich bei – einen Tick zu bemüht für meinen Geschmack.
Johannes und ich blieben nicht mehr lange auf der Party. Schließlich brachte er mich zu Clements privatem Landeplatz am südlichen Ende des Anwesens.
Ich flog alleine zurück, Vanessa und Julian hatten spontan beschlossen, einen zweitätigen Kurztrip nach Paris zu unternehmen.
3
Die Dämmerung war längst der Nacht gewichen, als ich zuhause ankam. Kein Licht war in meinem Haus zu sehen, nur Mozart erwartete mich freudig im Garten. Gerti war nicht zurückgekehrt.
Ohne mich lange aufzuhalten, stieg ich in meine Joggingschuhe und wir spurteten Richtung Wald. Der Hund wich nicht von meiner Seite. Unablässig behielt er die Umgebung im Auge, ganz so, als würde er eine Gefahr für uns beide wittern.
Wir machten die große Runde und kamen bei silbrigem Mondschein zurück.
Ich taute Mozart ein großes Steak auf und gab ihm frisches Wasser. Ich selbst setzte mich vor den Fernseher und zappte herum. Politik, Talkshows, langweilige Serien – schließlich blieb ich bei einem Musikkanal hängen, auf dem ein Heavy Metal-Special gezeigt wurde.
Ich stellte die Glotze auf volle Lautstärke, schloss meine Augen und kehrte in Gedanken nach Wacken zurück. Ich erlebte nochmals das gigantische Spektakel, die freundlichen Fans, die einzigartige Musik, wobei ich meiner Erinnerung bewusst nicht zuließ, mir die schwarzgekleideten Mitglieder der Studentenverbindung zu zeigen. Heute Abend wollte ich nur angenehme Bilder aus meiner Vergangenheit.
Ich sah mich mit Johannes über das schier endlose Musikgelände schlendern und spürte seine starke Hand in meiner. Ich blickte in seine dunklen Augen, die plötzlich die Farbe wechselten.
Sie wurden saphirblau und rissen meine Seele in Stücke.
4
Die Sendung war zu Ende. Ein Werbeblock wurde eingeblendet und der Kommentator pries penetrant schreiend diverse Handytöne zum Herunterladen an. Ich drückte die Aus-Taste und schleppte mich hinauf in meinen Schlafsack.
Minuten später, voll gemischter Gefühle, driftete ich in meine Traumlandschaft. Ich freute mich einerseits darauf, in den Nebel zu gehen, spielte mit der Möglichkeit, Johannes zu besuchen, hatte aber auch Bedenken, Asmodeo zu treffen.
Aber dann fiel mir das mittelalterliche Rothenburg ein. Asmodeo war bei seiner Familie. Er interessierte sich nicht mehr für mich. Er würde garantiert nicht kommen.
5
Als Dr. Müller, der Leiter der Remanenten-Forschungsanlage, den Raum betrat, saß Clement Hohenberg an einem Esstisch aus Chrom und grün getöntem Glas. Vor ihm standen lediglich eine futuristisch gestaltete Wasserkaraffe und zwei passende Trinkkelche.
Es war bereits nach Mitternacht. Die Vorhänge des Zimmers waren zugezogen. Die Lampen waren diskret gedimmt.
Müller grüßte verhalten, bekam aber keine Antwort. Clement fixierte ihn nur nachdenklich.
Ein Bediensteter erschien durch eine Nebentür, stellte zwei Teller klarer, heiß dampfender Brühe auf dem Tisch ab und legte Löffel und Gabeln sowie eine Schale mit einem halben Dutzend Eiern daneben. Der Angestellte verließ kurz den Raum, um gleich darauf mit Stoffservietten sowie einer weiteren, leeren Schüssel zurückzukommen, die er ebenfalls auf dem Tisch platzierte.
Er wartete stumm, den Kopf gesenkt, auf weitere Anweisungen, bis ihn Clement mit einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung entließ.
Clement schob einen Teller in Müllers Richtung. Er selbst nahm eine Serviette, faltete sie auseinander, legte sie sorgsam über seine Oberschenkel und strich sie glatt. Er fischte eines der Eier aus der Schüssel und klopfte es am Rand seines Tellers auf. Der rohe Inhalt glitt in die dampfende Bouillon. Zwei weitere Eier folgten nach.
Die Schalen legte Clement in die leere Schüssel. Kein Tropfen fiel auf die gläserne Tischplatte.
Clement griff sich seine Gabel und verquirlte die Flüssigkeiten ineinander, bis ein einheitlicher, undurchsichtiger Gelbton entstand.
Bedächtig legte Clement die benutzte Gabel zu den Schalen und nahm
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