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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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Sicherheitsschlüssel, den er an einer Kette am Hosenbund trug.
    Er betrat einen fensterlosen Saal. Der Raum war klimatisiert. Dessen Mitte wurde in nahezu der gesamten Länge von einem Tisch eingenommen. Auf ihm standen mehrere Dutzend Styroporköpfe, wie sie Friseursalons für Perücken benutzen.
    Auch diese Köpfe trugen Haare. Allerdings waren es keine Perücken.
    Seine jüngste Errungenschaft war ein Skalp mit lockigen, grauen Haaren, die bis vor kurzem auf dem Kopf des Franzosen gewachsen waren, den er in Algerien erschossen hatte. Jetzt gehörten sie ihm.
    Die Jagd auf Menschen war die einzige Herausforderung, die ihm noch geblieben war.
    Tiere waren langweilig. Menschen konnten sich wesentlich besser verteidigen und waren in ihren Handlungen unvorhersehbarer. Das gab der Menschenjagd ihren besonderen Reiz.
    Hinzu kam, dass ihn Haare faszinierten.
    Auch die Art der Beschaffung, die präzise Arbeit mit dem Messer, das Wehklagen seiner Opfer - ganz zu schweigen von dem einzigartigen Geräusch, wenn das Gewebe seinem Ruck nachgab und sich löste – dieser gesamte Prozess war schlicht und ergreifend ein uneingeschränkter Moment des reinen Glücks, den er am liebsten täglich erleben würde.
    Er ging weiter am Tisch entlang und blieb bei einem weißen Kopf stehen, der sich auf einer Art Podest befand. Langes, seidig-braunes Haar floss bis fast auf die Platte herab.
    Suzana Balbasova war zwar keine Beute im eigentlichen Sinne gewesen - so wie Clement das Wort Beute verstand -, aber ihre Haare hatten doch eine eigentümliche Anziehungskraft. Deswegen hatte sie die Ehre, hier auch vertreten zu sein.
    Nachdenklich fuhr Clement mit den Fingern durch Suzanas Haar. Mit ihrem zügellosen Lebensstil, mit ihrem Rauchen und Trinken hätte sie diese Pracht in einigen Jahren zerstört. Er hatte ihr einen Gefallen getan.
    Clement dachte an den morgigen Tag. Sein Vater und sein Bruder würden sterben und das glücklose Abenteuer mit den Remanenten würde ihm letztendlich doch noch einen satten Gewinn einbringen. Und auch seinem Vater und seinem Bruder würde er einen Gefallen erweisen. Sein Vater war alt und sein Bruder ein romantischer Narr.
    Sein Blick fiel auf einen weiteren Styroporkopf. Er war noch unbedeckt. Für einen Augenblick schloss Clement die Augen und stellte sich vor, wie ihn eine üppig-rote Lockenpracht schmücken würde.
    Er, höchstpersönlich, würde Lilith unsterblich machen. Dieses Vergnügen würde er sich nicht nehmen lassen. Er würde ihr die Kopfhaut herunterreißen.
    Und wie er Lilith einschätzte, würde sie sich sicher wehren.
    Er freute sich schon darauf.
     
     
    7
     
    Der Schlaf, den ich endlich gefunden hatte, schenkte mir in dieser Nacht keine Erholung. Ich stand beim Tor, spähte hinaus in den Nebel, aber ich war allein.
    Dann, plötzlich, weit entfernt, glaubte ich, eine Stimme zu hören – oder vielmehr die Ahnung eines Rufes. Vorsichtig tastend bewegte ich mich darauf zu.
    Ich kam zu einem anderen Tor, welches ich zum ersten Mal sah und das von großen Sandsteinblöcken umrahmt wurde. Ich schritt hindurch und betrat einen dunklen Gang, der mich hinaus auf eine Bühne führte. Auf die Bühne des Theaters, das ich mit Sina besucht hatte.
    Eine Tür schlug hinter mir zu. Das Geräusch klang endgültig.
    Diesmal brannte keine Beleuchtung im Zuschauerraum. Alles war in ein schummriges Halbdunkel gehüllt. Der purpurne Samt der Sitze und die barocken Dekorationen wirkten farblos und grau. Das Blattgold verschwamm im Zwielicht.
    Ich blinzelte, weil die Umgebung mehr und mehr ihre Konturen verlor. Es war, als würde alles um mich herum ausbluten.
    Hier stimmte etwas nicht.
    Eine schreckliche Welle der Angst drohte, mich mit sich zu reißen.
    Ich versuchte krampfhaft, mich auf einzelne Details in dem Raum zu konzentrieren. Doch sie entglitten mir. Ihre Formen lösten sich auf, vermengten sich miteinander und flossen ins Dunkel.
    Alles war dunkel.
    Ich begriff.
    Ich war blind.
    Inmitten meiner Panik hörte ich herannahende Schritte und das Knarzen des Holzbodens. Instinktiv drehte ich mich in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
    Ich vernahm das typische Klacken, als die großen Bühnenscheinwerfer eingeschaltet wurden. Die Haut in meinem Gesicht wurde warm.
    „Willkommen“, rief eine Stimme. „Willkommen, Lilith!“
    Ich veränderte meine Position und ging in Abwehrhaltung. Ich hatte das entsetzliche Gefühl, diese Situation bereits einmal erlebt zu haben. Damals war ich allerdings

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