Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Gefühle war überwältigend. Doch gleich war sie wieder da, die Maske, die jetzt sein Gesicht darstellte.
„Es wäre völlig unlogisch, wenn du dich an einen Krüppel hängen würdest, wo du doch mit einem gesunden Mann glücklich sein kannst, den du liebst und der dir alles auf der Welt bieten kann, wovon du träumst.“
Ein letztes Mal versuchte ich, ihn umzustimmen. Ich sprach hastig, während ich spürte, wie ich innerlich immer kälter wurde. „Vielleicht ist das unlogisch, Johannes. Aber Liebe hat nichts mit Logik zu tun. Und egal, in welcher körperlichen Verfassung du bist, ich werde dich immer lieben und dich niemals verlassen.“
Johannes lachte kurz auf. Es war ein böses, ein bitteres Lachen. „Das sagst du jetzt, Lilith! Aber warte zwei, drei Jahre ab. Dann siehst du die Welt aus einer ganz anderen Perspektive, glaub mir. Du hast dein Leben vor dir. Du wirst nicht ewig mit einem Krüppel zusammen sein wollen. Du wirst nicht ewig ohne Sex leben wollen. Irgendwann wird dich die ganze Situation überfordern. Und dann wird es für mich wesentlich schwerer sein, auf dich zu verzichten. Jetzt schaffe ich es vielleicht gerade noch. In einigen Jahren würde es mich vermutlich umbringen.“
Während er das sagte, hatte er sich mir zugewandt, um mich prüfend zu mustern. Und ich konnte es nicht verhindern, dass er in meinen Augen für einen Sekundenbruchteil das kurze Aufflackern eines winzigen, hässlichen Selbstzweifels erkannte.
Er lächelte mich an, wissend und traurig, als ich ihm antwortete: „Egal was du sagt, Johannes, ich werde dich bestimmt nicht verlassen. Nicht jetzt und nicht in ein paar Jahren.“
Johannes strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Miene wurde erneut undurchdringlich und hart. „Das tut mir sehr leid, Lilith, dass du dermaßen unvernünftig bist. Denn dadurch zwingst du mich dazu, die Initiative zu ergreifen und mit dir zu brechen.“
Ich registrierte die Bedeutung seiner Worte nicht. Mein Verstand machte einfach zu. Völlig schockiert sah ich ihn an und suchte nach einer passenden Erwiderung.
Gerade in diesem Moment hörte ich Mozart bellen. Er bellte einige Male böse und drohend. Dann jaulte er auf.
Danach war Stille.
7
Ich wusste, dass etwas passiert war.
Auch Johannes hatte die Geräusche vernommen. Seine Hand krampfte sich an meinen Arm und wir lauschten beide nach draußen. Von dort drang kein weiterer Laut zu uns.
„Ich sehe mal nach“, flüsterte ich.
Johannes ließ mich nur zögernd los. „Aber sei vorsichtig!“
Geräuschlos öffnete ich die Tür, die ins Wohnzimmer führte und lugte hinaus. Nichts – der Raum war leer. Ich duckte mich, schlich entlang der Wand bis ich durch unsere großen Sprossenfenster Sicht auf die Terrasse hatte. Asmodeo stand vor dem Gartentisch und um ihn herum hatten sich vier Männer platziert. Sie sprachen mit ihm, aber sie hatten ihre Stimmen gedämpft und ich konnte nichts verstehen.
Die Männer waren betont lässig gekleidet mit hellen Jeans, leichten Sommerschuhen und T-Shirts. Das einzig Auffallende war, dass sie alle weite bequeme Jacketts trugen. Jacketts, unter denen man verschiedene Sachen unterbringen konnte. Sachen, wie zum Beispiel Schulterholster und Schusswaffen.
Ich huschte in Asmodeos Zimmer, griff unter sein Kopfkissen und fand seinen Revolver. Ich öffnete die Ladeklappe, spannte den Hahn halb und drehte die Trommel. Der Revolver war geladen.
Ich nahm die Waffe und hielt sie am ausgestreckten Arm nach unten. Lautlos bewegte ich mich auf unsere Terrassentür zu.
Die Männer draußen sprachen immer noch mit Asmodeo, der wohl versucht hatte, sich aus ihrem Kreis herauszubewegen. Er stand jetzt mehr links, aber die Besucher hatten ihm diesen Vorteil nicht gewährt und umringten ihn weiter in sicherem Abstand.
Die Stimmen hatten an Lautstärke zugenommen. Es wurde Deutsch gesprochen. Die Männer klangen sehr ärgerlich, ihre Körperhaltung drückte Wut und Aggressivität aus, die sie kaum kaschierten. Aber Asmodeo sprach betont ruhig und langsam. Ich kannte es an ihm, wenn er das machte. Er trieb seine Gesprächspartner bewusst zur Weißglut und damit zu unüberlegten Handlungen, die ihm einen Vorteil bieten würden.
Ich versteckte meine Hand mit dem Revolver hinter dem Rücken und trat auf die Terrasse hinaus. Sofort richteten sich alle Augen auf mich.
„Hallo Jungs“, sagte ich und lächelte harmlos und unbedarft in die Runde.
Ich erhielt keine Antwort.
„Schatz, ich habe da ein
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