Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Waldsiedlung, in der ich mit meiner Oma zusammengelebt hatte, an das Joggen unter den Nadelbäumen und an den Freitagnachmittag, wenn ich mit meiner Gerti im Karmann Ghia zum Einkaufen gefahren war.
Auf all das hatte ich in den letzten Wochen verzichten müssen. Es war nicht meine eigene Entscheidung gewesen. Man hatte mich dazu gezwungen. Aber ich war fest entschlossen, mir mein früheres Leben zurückzuholen.
Ich dachte erneut an meine drei Freundinnen und wie schön es wäre, mit ihnen mal wieder einen unserer berühmten Frauenabende abzuhalten. Nur wir vier Mädels, Katharinas unnachahmliche Gesichtsmaske aus Quark und verlegene, junge Lieferanten, die uns unser Essen an die Tür brachten.
Was könnte ich meinen besten Freundinnen nicht alles erzählen! Die würden Augen machen!
Ich könnte ihnen von Asmodeo berichten und von Johannes. Davon, dass ich sie beide liebte und dass ich wochenlang mit diesen zwei Traumtypen in einer Luxusvilla direkt am Meer gelebt hatte. Das würde selbst der männermordenden Vanessa die Sprache verschlagen. Bei dem Gedanken an Vanessas Gesicht musste ich lachen.
Ich könnte ihnen von der Diamantkette erzählen, die mir Asmodeo geschenkt hatte und den Ohrringen, die ich von Johannes bekommen hatte. Und ich könnte ihnen mein neues Motorrad, diese supertolle BMW vorführen.
Und als Höhepunkt des Abends würde ich ihnen erzählen, wie ich Professor Brunner mit einem großkalibrigen Revolver in den Oberschenkel geschossen hatte. Na ja - Letzteres würde ich lieber weglassen.
Bald würde ich meine Freundinnen wiedersehen, das wusste ich genau. Und auch Ute würde da sein. Sie und ihr Leon waren zurzeit auf Hawaii. Sie hatten die Flugtickets von Johannes und mir genommen, die wir gekauft hatten, aber nicht mehr gebrauchen konnten, nachdem Johannes schwer verletzt worden war. Ab und zu schickten sie mir eine Mail. Sie schienen wieder sehr glücklich miteinander zu sein.
Durch das Blubbern des Whirlpools hörte ich ein leises Geräusch, was mich veranlasste, die Augen zu öffnen. Laurent streckte sich und kratzte mit ihren Vorderpfoten ausgiebig am Badteppich.
„Was soll denn das? Hörst du unverzüglich mit diesem Blödsinn auf?“
Laurent blickte mich unverwandt an, gähnte ausgedehnt und rollte sich auf dem Badteppich zusammen.
„Na siehst du“, sagte ich. „Das ist viel vernünftiger.“
Ihr eines Auge blieb offen und auf mich gerichtet.
„Glaubst du an Prophezeiungen, Laurent?“, fragte ich sie.
Ihre Ohren zuckten, ich wusste nicht, ob das eine Antwort darstellen sollte.
„Weißt du, vor ein paar Wochen hat uns eine Wahrsagerin die Zukunft vorhergesagt. Vanessa, Katharina, Ute und mir. Und wir haben nicht daran geglaubt. Wir haben geglaubt, das sei ein Spaß, was uns Marga prophezeite.“
Ich schüttete mir eine gehörige Portion Duftöl nach und umgehend verteilte sich das wunderbare Aroma im gesamten Raum. „Na ja, eigentlich habe ich schon geglaubt, was Marga mir offenbart hat. Aber die anderen nicht. Marga hat Ute geweissagt, dass sie bald eine große Reise mit ihrem Freund machen würde. Ute hatte aber nichts geplant, sie war kurz davor, sich von Leon zu trennen. Sie hatte nicht die Absicht, mit ihm in Urlaub zu fahren. …Und jetzt ist Ute mit Leon tatsächlich in Hawaii. Wenn das keine weite Reise ist, weiß ich auch nicht.“
Laurent schloss ihr Auge und begann geräuschvoll durch die Nase zu atmen.
„Mein Gott, bin ich fertig“, sagte ich laut. „Ich liege allein in einem stinkenden Whirlpool und unterhalte mich mit einer schnarchenden Katze.“
Wie tief konnte ich noch sinken?
5
Cunningham wartete bereits seit Stunden. Er hatte alles vorbereitet, wie unzählige Male zuvor. Er saß vor der großen offenen Fensterfront und starrte hinaus in das Dunkel der Nacht.
Ungeduld gepaart mit Sorge stiegen in ihm hoch. Was würde aus ihm werden, wenn der Rabe nicht zurückkäme? Was würde aus Elisabeths Plänen? Was würde aus seinen Plänen? Aus seiner Hoffnung, aus seinem Sehnen nach Veränderung und Aufstieg? Aus seinem Streben nach der …Ewigkeit, nach einer Existenz als Dämon?
Ihm schauderte, als ihm die Ungeheuerlichkeit seiner Wünsche bewusst wurde.
Angestrengt lauschend glaubte er wiederholt, das leise Sausen der Rabenschwingen zu hören. Jedes Mal stellte es sich als Täuschung heraus. Seine Wunschvorstellungen spielten seinen Sinnen einen Streich.
Er presste die Hände an die Stirn, in dem erfolglosen Versuch, seine Gedanken und
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