Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
probierte er die Butterfly-Station aus. Ich legte ihm nicht mehr als zehn Kilogramm auf und sie brachten Johannes an seine Leistungsgrenze. Insgesamt hatte er aber wesentlich mehr geschafft, als ich erwartet hatte.
Nach dreißig Minuten musste ich ihn mit Nachdruck dazu bewegen, aufzuhören. Nur widerwillig folgte er meinem Rat. Ich war von seinen Leistungen vollends begeistert und lobte ihn überschwänglich.
Aber er lächelte nicht einmal.
Meine Vorahnung gewann an Kraft. Es gelang mir kaum mehr, sie zu ignorieren.
Ich setzte mich auf seinen Schoß, legte meine Arme um ihn, in der Absicht, ihn zu küssen. Er drehte seinen Kopf beiseite und drückte mich weg.
Verletzt sah ich ihn an. „Was ist los mit dir?“
„Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt“, antwortete er gepresst.
„Das sagst du mir schon seit Tagen. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Kannst du mir das beantworten?“
„Nein, kann ich nicht. Aber vielleicht…, vielleicht gibt es für uns keine gemeinsame Zukunft mehr“, meinte er und ich hatte das Gefühl, als würde mir ein Riese langsam die Luft aus meinem Körper pressen. Was mir an der Feststellung von Johannes am meisten weh tat, war die Art, wie er sie sagte. Er antwortete mir ruhig und gefasst – er wirkte nahezu distanziert.
Meine Vorahnung begann, zu einer unaussprechlichen Gewissheit zu mutieren.
Ich kletterte von Johannes herunter und ging vor seinem Rollstuhl in die Hocke. „Es gibt für uns keine gemeinsame Zukunft? Was soll das heißen, was meinst du damit?“
Johannes nahm das Handtuch, das er sich um den Nacken geworfen hatte und begann bedächtig, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Stell dich nicht so an. Du weißt genau, was ich meine.“
„Nein, das weiß ich nicht. Sag’s mir.“ Ich versuchte, nach seiner Hand zu greifen, aber er zog sie weg.
„Du bist eine richtige Frau, du brauchst einen richtigen Mann.“
„Du bist ein richtiger Mann. Du bist der Mann, den ich liebe, Johannes.“
Johannes sah mir ins Gesicht. Doch sein Blick war seltsam emotionslos. „Soviel ich weiß, liebst du auch Asmodeo. Oder irre ich mich da?“
„Nein, du irrst dich nicht“, gestand ich ein. „Aber das ändert doch nichts an unserer Beziehung.“
„Doch, das ändert etwas. Das ändert alles. Das macht es nämlich leichter.“ Er betrachtete mich, als wäre ich eine Fremde.
Eigentlich wollte ich das Gespräch nicht weiterführen.
Eigentlich wollte ich Johannes bitten, nicht weiterzureden.
Johannes Lächeln war unpersönlich. „Asmodeo ist ein ganzer Mann. Ihr beide seid euch von eurer Natur recht ähnlich.“ – Auch wenn er das Wort Dämon vermied, wusste ich genau, worauf er anspielte. „Außerdem ist Asmodeo für mich eine Art …“, er suchte nach den richtigen Worten, „eine Art Freund. Vermutlich ist er der einzige Freund, den ich habe. Warum sollt ihr dann nicht zusammen glücklich werden?“
Völlig entsetzt griff ich erneut nach seiner Hand. Diesmal ließ er meine Berührung zu, doch es fühlte sich an, als würde ich einen Klumpen totes Material festhalten. In meinem Kopf meldete sich eine Stimme. Nein, nein, nein – begann sie zu schreien.
„Aber was ist mit dir? Was ist mit uns, Johannes?“, sagte ich laut.
Johannes zuckte mit den Schultern. Sein Blick war kalt und die nächsten Sätze sprach er, als wären sie das Nebensächlichste von der Welt. „Was soll schon sein. Ich stehe euch bloß im Weg. Ich bin nur eine Belastung für euch. Sieh mich an, Lilith. Ich werde vermutlich für immer ein Krüppel bleiben. Ich kann nicht mit dir mithalten. In keiner Beziehung. Und schon gleich gar nicht hinsichtlich deiner sexuellen Bedürfnisse, die du als junge und gesunde Frau verständlicherweise hast. Aber Asmodeo kann das. Mühelos. Ihr beide seid wie geschaffen füreinander. Ihr werdet ein tolles Leben miteinander haben.“
Flehentlich drückte ich seine Hand, aber sie war immer noch wie eine tote, kalte Masse. „Das kannst du doch nicht wirklich ernst meinen, Johannes. Ich liebe dich. Das ist doch nicht auf Sex reduziert. Wenn ich dich küsse, ist da kein Unterschied zu früher. Ich vermisse nichts, wenn ich mit dir zusammen bin. Und ich brauche dich.“
Die Augen von Johannes zogen sich unmerklich zusammen, sie wurden eine Schattierung dunkler. „Mach es uns doch nicht schwerer, als es ohnehin schon ist, Lilith“, bat er mich und ich konnte für kurze Zeit hinter seine sorgsam aufgebaute Schutzmauer blicken. Die Intensität seiner
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