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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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war, gab es nur noch wenige Schwarze. Der Hotelangestellte verlangsamte sein raerndes Fahrzeug beinahe bis zum Stillstand, um den alten Neger in seinem zerknierten, aus den Nähten gehenden braunen Anzug nicht zu erschrecken. Offenbar teilte er Jasons Empfindungen.
    »Wußten Sie«, sagte er zu Jason, »daß ich, wenn ich ihn über den Haufen fahren würde, mit der Todesstrafe rechnen müßte?«
Jason nickte. »Die häen Sie auch verdient.«
»Sie sind wie der letzte Schwarm von Königskranichen«, sagte der andere, als er wieder beschleunigte, nachdem der alte Mann den Gehsteig erreicht hae. »Geschützt von tausend Gesetzen. Man darf sich nicht über sie lustig machen; man kann sich mit keinem von ihnen prügeln, ohne eine Strafe wie ein Kapitalverbrecher zu riskieren – zehn Jahre Knast. Und doch machen wir, daß sie aussterben – das ist, was der Kongreß und die Mehrheit der Bürger damals wollten, aber ...« – er machte eine fahrige Geste, für die er zum erstenmal eine Hand vom Lenkrad nahm – »aber ich vermisse die Kinder. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich zehn war und einen schwarzen Spielkameraden hae ... übrigens nicht weit von hier. Er ist bestimmt schon lange sterilisiert.«
»Aber wenn er verheiratet ist, konnte er wenigstens ein Kind haben«, sagte Jason. »Wenn er und seine Frau nach der Geburt ihres ersten Kindes auch sterilisiert wurden, sie haben immerhin dieses eine. Es steht ihnen gesetzlich zu. Und es gibt tausend Bestimmungen, die für ihre Sicherheit sorgen.«
»Zwei Erwachsene, ein Kind«, sagte der Hotelangestellte. »Auf diesem Wege wird die schwarze Bevölkerung mit jeder Generation halbiert. Ein kluger Einfall. Man muß es diesem Tidman lassen; er hat mit seinem Gesetz das Rassenproblem gelöst, da gibt es keinen Zweifel.«
»Irgendwas mußte geschehen«, sagte Jason. Er beugte sich auf dem Sitz vor und beobachtete die Straße voraus, suchte nach Anzeichen einer Verkehrskontrolle oder Straßensperre. Er sah keins von beiden, aber wie lang sollte die Fahrt noch dauern?
»Wir sind gleich da«, sagte der Hotelangestellte ruhig. Er wandte für einen Moment den Kopf, um Jason anzusehen. »Ihre rassistischen Ansichten gefallen mir nicht«, sagte er. »Auch dann nicht, wenn Sie mir fünundert Dollar zahlen.«
»Für meinen Geschmack laufen immer noch genug Schwarze herum«, sagte Jason.
»Und wenn der letzte von ihnen stirbt?«
»Sie können meine Gedanken lesen«, sagte Jason, »also brauche ich es Ihnen nicht zu sagen.«
»Mein Go«, sagte der andere und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Straßenverkehr. Sie bogen scharf nach rechts ab und fuhren durch eine schmale Zufahrt, die auf beiden Seiten von staubigen, verschlossenen Eingängen und erblindeten oder mit Breern vernagelten Fenstern gesäumt war. Hier gab es keine Reklametafeln, nur Stille. Und Berge von altem Schu und Unrat.
»Was ist hinter diesen Türen?« fragte Jason.
Sein Begleiter zuckte die Achseln. »Leute wie Sie. Leute, die sich nicht ins Freie wagen können. Aber sie unterscheiden sich in einem Punkt von Ihnen: sie haben keine fünundert Dollar – aber Sie haben noch viel mehr, wenn ich Ihre Gedanken richtig lese.«
»Die neuen Ausweispapiere werden mich eine ganze Stange Geld kosten«, sagte Jason säuerlich. »Vielleicht alles, was ich habe.«
»Sie wird Ihnen nicht zuviel berechnen«, sagte der Angestellte, als er den Wagen halb auf dem Gehsteig einer schmalen Straße, die mehr einer Durchfahrt glich, zum Stehen brachte. Jason spähte hinaus und sah eine aufgelassene Gastwirtscha mit zerbrochenen, schlampig mit Breern vernagelten Fenstern. Das Innere schien völlig dunkel. Die Gegend und das ganze Milieu stießen ihn ab, aber anscheinend waren sie am Ziel. Angesichts seiner Notlage konnte er nicht wählerisch sein. Außerdem waren sie allen Verkehrskontrollen und Straßensperren entgangen; der Hotelangestellte hae eine gute Route ausgewählt. Alles in allem hae Jason keinen Grund, sich zu beklagen.
Sie stiegen aus und gingen hinüber zur offen hängenden, zerschlagenen Eingangstür der ehemaligen Gastwirtscha. Keiner sprach; sie konzentrierten sich darauf, den rostigen Nägeln auszuweichen, die herumliegenden Breern und Sperrholzplaen entragten.
»Hier, nehmen Sie meine Hand«, sagte der Mann und streckte sie ihm im trüben Halbdunkel hin. »Ich kenne den Weg, und es ist dunkel. Der Strom wurde in diesem Block schon vor drei Jahren abgeschaltet. Um die Leute zum Verlassen der Gebäude hier zu

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