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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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bewegen, die dann niedergebrannt werden sollten.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Aber die meisten Bewohner blieben.«
Die schweißfeuchte, kalte Hand des Hotelangestellten führte ihn an undeutlich sichtbaren Haufen von Tischen und Stühlen vorbei, aufgetürmt zu wirren Durcheinandern aus Beinen und Oberflächen, schmutzig und von Spinnweben durchzogen. Schließlich stießen sie auf eine schwarze, unnachgiebige Wand. Sein Begleiter blieb stehen, entzog Jason die Hand und begann in der Dunkelheit mit etwas herumzufummeln.
»Ich kann nicht aufmachen«, sagte er zur Erläuterung. »Der Durchgang kann nur von der anderen Seite geöffnet werden, von ihrer Seite. Ich signalisiere nur, daß wir hier sind.«
Ein Stück Wand gli knirschend zur Seite. Jason spähte angestrengt, sah aber nichts als zusätzliche Dunkelheit.
»Gehen Sie durch«, sagte sein Begleiter und zog ihn vorwärts. Die Wandschiebetür rollte quietschend zurück und rastete wieder ein.
Lampen gingen an. Momentan geblendet, beschirmte Jason die Augen, bevor er sich umsah.
Die Werksta war klein, aber er sah eine Anzahl komplizierter und sehr spezialisierter Geräte und Maschinen. Auf der anderen Seite stand eine breite Werkbank. Dutzende von Werkzeugen der verschiedensten Art und Größe, alle säuberlich an den Wänden aufgereiht. Unter der Werkbank große Kartons, die wahrscheinlich verschiedene Papiere enthielten. Und eine kleine, von einem Generator angetriebene Druckmaschine.
Und das Mädchen. Es saß auf einem hohen Hocker, hae einen Winkelhaken in der Hand und setzte eine Schrizeile mit der Hand. Er sah blaßblondes Haar, sehr lang, aber dünn, das in Strähnen auf den Rücken ihres baumwollenen Arbeitskiels fiel. Die Kleine trug Jeans und war barfuß. Jason schätzte sie auf fünfzehn oder sechzehn Jahre. Sie hae sehr kleine Füße, keine nennenswerten Brüste, aber gute lange Beine; das gefiel ihm. Sie trug keinerlei Make-up, was ihren Zügen im Licht der nackten Lampen ein blasses, etwas teigiges Aussehen verlieh.
»Hallo«, sagte sie.
Der Hotelangestellte nickte ihr zu und sagte: »Ich gehe wieder. Ich werde versuchen, die fünundert Dollar nicht auf einmal auszugeben.« Er löste die Verriegelung und schob die Tür zur Seite; als sie in Bewegung kam, wurden alle Lampen im Raum ausgeschaltet, und sie waren wieder in völliger Dunkelheit.
Vom Hocker aus sagte das Mädchen: »Ich bin Kathy.«
»Mein Name ist Jason«, sagte er. Die Schiebetür war wieder zugefallen und hae die Lampen von neuem eingeschaltet. Sie ist hübsch, dachte er, bloß machte sie einen passiven, lustlosen Eindruck auf ihn.
Als ob ihr alles egal wäre, dachte er. Aber es war nicht Apathie. Sie war schüchtern; das war die Erklärung.
»Sie gaben ihm fünundert Dollar, damit er Sie herbrachte?« fragte Kathy verwundert. Sie musterte ihn kritisch, als versuchte sie ihn nach seiner Erscheinung zu bewerten.
»Gewöhnlich ist mein Anzug nicht so zerkniert«, entschuldigte sich Jason.
»Es ist ein hübscher Anzug. Seide?«
»Ja.« Er nickte bekräigend.
»Sind Sie Student?« fragte Kathy, die ihn noch immer musterte. »Nein, Sie sind keiner; Sie haben nicht diese ungesunde blasse Gesichtsfarbe vom Leben unter der Erde. Nun, dann bleibt nur eine andere Möglichkeit.«
»Daß ich ein Verbrecher bin«, sagte Jason. »Einer, der seine Identität verändern will, bevor die Bullen und Nazis ihn kriegen.«
»Sind Sie einer?« sagte sie ohne ein Zeichen von Unbehagen. Es war eine einfache Frage.
»Nein.« Mehr mochte er im Augenblick nicht sagen. Vielleicht später.
»Sind Sie auch der Meinung, daß viele von diesen Nazis Roboter und keine richtigen Menschen sind?« sagte Kathy. »Sie haben immer diese Gasmasken auf, so daß man es nicht feststellen kann.«
»Ich mag sie nicht, und das genügt mir«, sagte Jason. »Manchmal bin ich froh, daß ich da keinen tieferen Einblick habe.«
»Was für Ausweispapiere brauchen Sie? Führerschein? Kennkarte? Arbeitsbescheinigung?«
»Alles. Einschließlich einer Mitgliedskarte der Musikergewerkscha.«
»Ach, Sie sind Musiker.« Sie betrachtete ihn mit vermehrtem Interesse.
»Ich bin Sänger«, sagte er. »Ich machte jeden Dienstagabend um neun eine einstündige Unterhaltungsschau im Fernsehen. Vielleicht haben Sie sie schon einmal gesehen; die ›Jason-Taverner-Schau‹.«
»Ich habe keinen Fernseher mehr«, sagte das Mädchen. »Also würde ich Sie wohl nicht wiedererkennen. Macht eine solche Schau Spaß?«
»Manchmal. Man begegnet vielen Leuten

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