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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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kosmische Rolle. Verstehen Sie?«
»Schon recht«, sagte er nachsichtig.
»Ich glaube, ich bin betrunken.« Kathy betrachtete ihren ›Schraubenzieher‹. »Sie haben recht; es ist zu früh, einen von diesen zu trinken.« Sie stellte das halbgeleerte Glas weg. »Jack verstand mich. Oder jedenfalls sagte er, daß er mich verstünde. Würde er lügen? Um mich nicht zu verlieren? Weil, wenn ich zwischen ihm und Mickey Quinn häe wählen müssen ... aber ich wählte Jack. Ich würde es immer wieder tun. Aber trotzdem mußte ich mit David ins Be gehen. Mit Mickey Quinn, meine ich.«
Jason Taverner seufzte. Er erkannte, daß er sich mit einem komplizierten, eigenartigen und defekten Geschöpf eingelassen hae. Genauso schlimm wie Heather Hart; nein, noch schlimmer. Schlimmer als alles, was ihm in seinen zweiundvierzig Jahren untergekommen war. Aber wie sollte er von ihr fortkommen, ohne daß Mr. McNulty davon erfuhr? Mein Go, dachte er trübe, vielleicht werde ich sie nicht wieder los. Vielleicht spielt sie mit mir, bis es sie langweilt, und dann ru sie die Bullen.
Als ob sie seine Gedanken gelesen häe, sagte sie: »Sie denken, ich würde Sie hochgehen lassen, nachdem Sie mit mir geschlafen haben.«
Obwohl das ziemlich genau seine Überlegung gewesen war, schüelte er den Kopf und sagte: »Ich denke, Sie haben in Ihrer unschuldigen, ungekünstelten Art und Weise gelernt, andere Leute zu benutzen. Was ich sehr schlecht finde. Sobald man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr damit auören. Sie wissen nicht einmal mehr, daß Sie es tun.«
»Ich würde Sie niemals hochgehen lassen. Ich liebe Sie.«
»Sie kennen mich seit vielleicht fünf Stunden. Oder nicht mal so lang.«
»Aber ich kann es fühlen.« Ihr Ton und ihr Ausdruck waren entschlossen und ernst, beinahe feierlich.
»Sie wissen nicht mal genau, wer ich bin!«
»Ich habe nie die Gewißheit, wer jemand ist«, sagte Kathy.
Das war vermutlich nur zu wahr. Er nahm einen neuen Anlauf. »Sehen Sie, Kathy, Sie sind eine seltsame Kombination der unschuldigen Romantikerin und einer ...« Er hielt inne; das Wort ›Verräterin‹ war ihm in den Sinn gekommen, aber er verwarf es sofort. »... und einer berechnenden, subtilen Manipulantin.«
Armer Jack, dachte er. Du verdammtes armes Schwein. Schaufelst gefrorene Scheiße in einem Zwangsarbeitslager in Alaska, und wartest, daß diese ausgeflippte Vagabundin dich reet. Da kannst du lange warten.
    Am Abend aß er mit Kathy in einem italienischen Restaurant in der Nähe ihres Quartiers. Sie schien den Besitzer und die beiden Kellner zu kennen; jedenfalls begrüßten sie Kathy, und sie grüßte flüchtig zurück, als höre sie kaum, was gesagt wurde. Jason hae den Eindruck, daß sie sich ihrer Umgebung kaum bewußt war. Kleines Mädchen, dachte er, wo ist der Rest deiner Gedanken?
    »Die Lasagne ist sehr gut«, sagte Kathy, ohne die Speisekarte anzusehen; sie schien sehr weit entfernt, und mit jedem Augenblick, der verging, zog sie sich weiter zurück. Er fühlte, daß eine Krise bevorstand, doch kannte er sie nicht gut genug und hae keine Ahnung, welche Form sie annehmen würde. Sein Unbehagen wuchs.
    »Wenn Sie einen Anfall haben«, sagte er plötzlich, um sie zu überrumpeln, »wie spielt sich das ab?«
»Oh«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Ich werfe mich auf den Boden und schreie. Oder ich trete und schlage um mich. Nach jedem, der mich zurückzuhalten versucht, der in meine Freiheit eingrei.«
»Haben Sie das Gefühl, daß es jetzt zu einem Anfall kommen könnte?«
Sie blickte auf. »Ja.« Er sah, daß ihr Gesicht zu einer gequälten, verzerrten Grimasse geworden war, doch ihre Augen blieben trocken. »Ich habe meine Medizin nicht genommen. Ich soll jeden Tag zwanzig Milligramm Aktozin einnehmen.«
»Warum nehmen Sie das Zeug nicht?« Diese Leute taten es nie; er hae mehrmals ähnliche Fälle erlebt.
»Es stump den Geist ab«, sagte sie und berührte ihre Nase mit dem Zeigefinger, als handle es sich um ein Ritual, das mit absoluter Genauigkeit befolgt werden mußte.
»Aber wenn es ...«
Sie unterbrach ihn mit einer heigen Handbewegung. »Niemand soll mit meinem Verstand herumpfuschen. Ich lasse keinen von diesen Kopfschrumpfern an mich heran. Wer bei denen durch die Mangel gedreht wird, ist stumpfsinnig wie ein Ochse, wenn er wieder herauskommt.«
Er nickte verständnisvoll und ließ sie nicht aus den Augen, als könnte er sie damit im Hier und Jetzt festhalten und den drohenden Anfall verhindern.
Das Essen kam. Es

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