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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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und ich merke, daß er mir scheißegal ist; was dann? Wie wird ihm zumute sein? Das ist wichtig, aber genauso wichtig ist, wie mir zumute ist. Wenn ich Sie oder jemanden wie Sie lieber mag als ihn, dann muß ich danach handeln, wie unsere Therapiegruppe sagt. Wußten Sie, daß ich acht Wochen lang in einem psychiatrischen Krankenhaus war? In der MorningsideNervenklinik in Everton. Meine Leute bezahlten den Aufenthalt. Es kostete ein Vermögen, denn aus irgendeinem Grund haen wir keinen Anspruch auf Beihilfen. Jedenfalls lernte ich eine Menge über mich selbst und gewann viele Freunde dort. Die meisten Leute, die ich gut kenne, traf ich in Morningside. Natürlich, als ich ihnen dort zuerst begegnete, hae ich den Wahn, sie wären berühmte Leute wie Mickey Quinn und Arlene Howe. Berühmtheiten, wissen Sie. Wie Sie.«
»Ich kenne Quinn und Howe, und ich kann Ihnen sagen, Sie haben nichts versäumt.«
Sie blickte ihn prüfend an. »Vielleicht sind Sie keine Berühmtheit; vielleicht erlebe ich einen Rückfall in meine Wahnzustände. In Morningside sagten sie, das käme manchmal vor. Ich müßte mich darauf einstellen, früher oder später. Vielleicht ist jetzt später.«
»Dann wäre ich nur eine Halluzination von Ihnen«, erwiderte er. »Aber vielleicht ist da was dran; ich komme mir selbst nicht ganz wirklich vor.«
Sie lachte, aber ihre Stimmung blieb düster. »Wäre das nicht seltsam, wenn ich Sie nur in meinem Kopf zurechtgemacht häe, wie Sie gerade sagten? Daß Sie verschwinden würden, sowie ich mich wieder ganz erholte?«
»Ich würde nicht verschwinden. Aber ich würde auören, eine Berühmtheit zu sein.«
»Das ist schon geschehen.« Sie hob den Kopf und sah ihn an, als sei ihr eine Erleuchtung gekommen. »Vielleicht ist es das. Ich meine, warum Sie eine Berühmtheit sind, von der niemand je gehört hat. Ich habe Sie erfunden, Sie sind ein Produkt meines Wahns, und nun werde ich wieder gesund.«
»Eine recht solipsistische Betrachtungsweise ...«
»Lassen Sie das. Sie wissen, daß ich keine Ahnung habe, was solche Worte bedeuten. Für welche Art von Mensch halten Sie mich? Ich bin nicht berühmt und mächtig wie Sie; ich bin bloß ein unbedeutender Mensch, und ich tue eine furchtbare Arbeit, die andere Leute ins Gefängnis bringt, weil ich Jack mehr liebe als den Rest der Menschheit. Hören Sie zu, denn es ist wichtig, was ich sage.« Ihre Stimme wurde fest und energisch. »Das einzige, was mich wieder gesund und vernünig machte, war, daß ich Jack mehr liebte als Mickey Quinn. Sehen Sie, ich dachte, dieser Junge namens David sei wirklich Mickey Quinn, und es sei ein großes Geheimnis, daß Mickey Quinn den Verstand verloren und in dieses psychiatrische Krankenhaus gegangen sei, um sich wieder in Ordnung bringen zu lassen, und niemand dürfe davon wissen, weil es sein Bild in der Öffentlichkeit ruinieren würde. Darum gebe er sich als David aus. Aber ich wußte es besser. Das heißt, ich glaubte es besser zu wissen. Und Doktor Sco sagte, ich müsse zwischen Jack und David wählen, oder zwischen Jack und Mickey Quinn, wie ich dachte. Und ich wählte Jack. So kam ich aus der Sache heraus. Vielleicht«, fügte sie nach unsicherem Zögern hinzu, »vielleicht begreifen Sie jetzt, warum ich glauben muß, daß Jack wichtiger ist als alles und alle anderen. Verstehen Sie?«
Er verstand. Er nickte.
»Selbst Männer wie Sie«, sagte Kathy, »die magnetischer sind als er, selbst sie können mich Jack nicht abspenstig machen.«
»Ich will es gar nicht.« Es schien ihm eine gute Idee, diesen Punkt zu betonen.
»Doch, Sie versuchen es. Auf irgendeiner Ebene versuchen Sie es. Es ist ein We bewerb.«
»Für mich sind Sie bloß ein kleines Mädchen in einem kleinen Zimmer in einem kleinen Haus«, sagte Jason von oben herab. »Mir gehört die ganze Welt und alles, was darin ist.«
»Nicht wenn Sie in einem Zwangsarbeitslager sind.« Das ließ sich nicht leugnen. Kathy hae die ärgerliche Gewohnheit, die Geschütze seiner Rhetorik zu vernageln.
»Nicht wahr, Sie verstehen jetzt«, sagte sie, »wie es mit Jack und mir ist, und warum ich mit Ihnen ins Be gehen kann, ohne Jack Unrecht zu tun? In Morningside ging ich auch mit David ins Be, aber Jack hae Verständnis dafür; er wußte, daß ich es tun mußte. Häen Sie auch Verständnis dafür gehabt?«
»Wenn Sie psychotisch waren ...«
»Nein, nicht deswegen, sondern weil es mein Schicksal war, mit Mickey Quinn ins Be zu gehen. Es mußte getan werden; ich erfüllte meine

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