Eine Andere Welt
heiratet eigene Schwester. Gemeinsames Kind in Florida versteckt.
»Sie müssen sich jetzt entscheiden«, drängte Herb. »Ich weiß, der Zeitpunkt ist nicht sehr günstig, so kurz nach Alys‘ Tod und...«
»Der Leichenbeschauer ist unser Mann«, sagte Buckman. »Er und der Polizeiarzt, der die Obduktion vornimmt, sind aus unserem Haus.« Er verstand nicht, worauf Herb hinauswollte. »Er wird sagen, es sei eine Überdosis von irgendeiner Droge gewesen, wie er uns bereits erzählt hat.«
»Aber vorsätzlich eingenommen«, sagte Herb. »Eine tödliche Dosis.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Veranlassen Sie den Mann, als Todesursache Mord anzugeben.«
Buckman begriff. Später, wenn er den Schock des Verlusts überwunden haben würde, wäre er sicher von selbst darauf gekommen. Aber Herb Maime hae recht: die Weichen mußten jetzt gestellt werden. Noch bevor sie zur Polizeiakademie zurückkehrten.
»Dann könnten wir sagen«, meinte Herb, »daß ...«
»Daß Elemente innerhalb der Polizeiführung, die meine Politik gegenüber den Studenten und Arbeitslagern ablehnen, Vergeltung übten, indem sie meine Schwester ermordeten«, sagte Buckman mit gepreßter Stimme. Es war ihm unerträglich, schon jetzt an solche Dinge zu denken, aber ...
»So ungefähr«, sagte Herb. »Niemand sollte mit Namen genannt werden. Keine Polizeimarschälle, meine ich. Man könnte aber andeuten, daß sie jemanden beauragten, es zu tun. Vielleicht einen jüngeren, karrierebewußten Polizeioffizier, dem für die Tat eine Beförderung versprochen wurde. Meinen Sie nicht, daß ich recht habe? Und wir müssen rasch handeln; die Erklärung über den Mord muß sofort hinaus. Sobald wir im Büro sind, sollten Sie allen maßgeblichen Stellen ein entsprechendes Memorandum zusenden.«
Ich muß eine persönliche Tragödie in einen strategischen Vorteil verwandeln, dachte Buckman. Aus dem zufälligen Tod meiner Schwester Kapital schlagen. Wenn er zufällig war.
»Vielleicht ist es wahr«, sagte er. Es war zum Beispiel nicht auszuschließen, daß Marschall Holbein, der ihn gründlich haßte, den Tod seiner Schwester arrangiert hae.
»Nein«, sagte Herb, »es ist nicht wahr. Aber bringen Sie ein Untersuchungsverfahren in Gang. Und Sie müssen jemanden finden, dem Sie es anhängen können; es muß zu einer Verhandlung kommen.«
Buckman nickte dumpf. Herb hae recht. Es mußte eine Gerichtsverhandlung geben, mit allem Drum und Dran und einer Hinrichtung als Abschluß, verbunden mit vielen dunklen Andeutungen in den Medien, daß ›höhere Autoritäten‹ in den Fall verwickelt seien, wegen ihrer Positionen jedoch nicht belangt werden könnten. Und der Präsident würde nicht umhin können, ihm offiziell sein Beileid auszusprechen, verbunden mit der Hoffnung, daß der Schuldige gefunden und bestra werde.
»Es tut mir leid, daß ich diese Angelegenheit so frühzeitig zur Sprache bringen mußte«, sagte Herb. »Aber man hat Sie vom Marschall zum General degradiert; wenn die Inzestgeschichte an die Öffentlichkeit gelangt, wird es Ihren Gegnern wahrscheinlich gelingen, Sie zum Rücktri zu zwingen. Natürlich müssen wir damit rechnen, daß sie die Inzestgeschichte hochspielen, auch wenn wir die Initiative ergreifen. In diesem Fall können wir nur hoffen, daß Sie sich einigermaßen abgesichert haben.«
»Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand«, versicherte Buckman.
»Wem sollten wir die Geschichte anhängen?« fragte Herb.
»Marschall Holbein und Marschall Ackers«, antwortete Buckman ohne zu zögern. Sein Haß auf sie kam ihrem Haß auf ihn gleich. Vor fünf Jahren haen sie mehr als zehntausend Studenten der Stanford-Universität sinnlos abschlachten lassen, eine letzte blutige – und unnötige – Scheußlichkeit in dem an Scheußlichkeiten so reichen Zweiten Bürgerkrieg.
»Ich meine nicht diejenigen, die als Planer in Frage kommen«, sagte Herb. »Das ist offensichtlich. Holbein, Ackers und die anderen, wie Sie sagen. Aber ich meine, wer soll für die Tat verantwortlich gemacht werden? Wer gab ihr die Droge?«
»Irgendein kleiner Fisch«, sagte Buckman. »Ein politischer Gefangener aus einem Zwangsarbeitslager.« Es kam wirklich nicht darauf an, wer als Werkzeug vor Gericht gestellt und hingerichtet wurde. Für diese Rolle war von einer Million Lagerinsassen beinahe jeder geeignet.
»Ich würde sagen, wir sollten uns den Täter etwas weiter oben greifen«, schlug Herb vor.
»Warum?« Buckman vermochte dem Gedankengang nicht zu folgen. »Es wird immer so
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