Eine Andere Welt
ist ...«
»Das spielt keine Rolle. Wir werden es den Leuten zeigen; wir werden es sie glauben machen. Ich kenne mein Publikum. Diese dreißig Millionen Menschen nehmen meine Reaktion als Stichwort; im richtigen Augenblick bringen wir eine Nahaufnahme meines Gesichts, das die Reaktion zeigt.«
»Ich kann nicht auf eine Bühne gehen«, sagte Mary Ann mit leiser Stimme, »vor diese Fernsehkameras und das ganze Personal. Ich bin so – ich habe Übergewicht. Die Leute würden mich auslachen.«
»Die Bekanntheit, die Sie erreichen werden! Die Verkaufsmöglichkeiten! Museen und Händler im ganzen Land werden Ihren Namen und Ihre Sachen kennenlernen, von überall werden Käufer zu Ihnen kommen.«
»Lassen Sie mich bie in Ruhe«, sagte Mary Ann Dominic leise. »Ich bin sehr glücklich. Ich weiß, daß ich eine gute Töpferin bin; ich weiß, daß die guten Geschäe schätzen, was ich mache. Muß denn alles in einem riesigen Maßstab aufgeplustert sein? Kann ich nicht mein einfaches kleines Leben führen, so wie ich es möchte?« Sie blickte in zorniger Anklage zu ihm auf, aber als sie weitersprach, war ihre Stimme kaum hörbar. »Ich sehe nicht, was aller Erfolg und Ruhm Ihnen genützt haben sollten. Im Cafe fragten Sie mich, ob Ihre Schallplae wirklich in dieser Musikbox sei. Sie haen Angst, es könnte nicht so sein; Sie waren viel unsicherer als ich es je sein werde.«
»Da wir gerade davon sprechen«, sagte Jason, »möchte ich diese beiden Langspielplaen auf Ihrem Plaenspieler ausprobieren. Bevor ich gehe.«
»Lassen Sie mich die Plaen auflegen«, sagte Mary Ann. »Mein Plaenspieler hat seine kleinen Eigenheiten.« Sie nahm die beiden Langspielplaen und die vierzig Dollar; Jason blieb stehen, wo er war, bei den Scherben der zerbrochenen Vase. Er wartete und sah zu, wie sie die erste Plae auflegte, und als der Tonabnehmer die Einlaufrille hinter sich hae, hörte er vertraute Musik. Sein Bestselleralbum. Die Rillen der Langspielplae waren nicht länger leer.
»Sie können die Plaen behalten«, sagte er. »Ich werde jetzt gehen.« Nun, dachte er, brauche ich sie nicht mehr; wahrscheinlich kann ich sie in jedem Schallplaengeschä kaufen.
»Es ist nicht die Art von Musik, die ich mag ... ich glaube wirklich nicht, daß ich sie sehr o spielen würde.«
»Ich werde sie Ihnen trotzdem dalassen«, sagte er.
»Für Ihre vierzig Dollar werde ich Ihnen noch eine Vase geben. Warten Sie einen Augenblick.« Sie eilte in einen Nebenraum; er hörte Papiergeraschel und eifriges Hin und Her. Kurze Zeit später kam sie wieder zum Vorschein, eine weitere blau glasierte Vase in der Hand. Diese war vielleicht sogar noch schöner als die zerbrochene; er ahnte, daß es eine ihrer besten war. Er bedankte sich artig.
»Ich werde sie einwickeln und in eine Schachtel tun, damit sie nicht das gleiche Schicksal wie die andere erleidet.« Sie arbeitete rasch und geschickt und mit großer Vorsicht. »Ich fand es sehr aufregend«, sagte sie, als sie ihm die verschnürte Schachtel reichte, »mit einem so berühmten Mann aus gewesen zu sein. Ich bin sehr froh, daß ich Ihre Bekanntscha machte und werde noch lange daran denken. Und ich hoffe, Ihre Schwierigkeiten werden sich beheben lassen.«
Jason Taverner griff in die Brusasche und brachte sein kleines, mit den Initialen geschmücktes, ledernes Kartenetui zum Vorschein. Diesem entnahm er eine seiner geprägten bunten Geschäskarten und gab sie Mary Ann. »Sollten Sie es sich anders überlegen und in meinem Programm erscheinen wollen, können Sie mich jederzeit im Studio anrufen. Ich bin sicher, daß wir Sie in die Show mit einbauen können. Übrigens – das ist meine Privatnummer.«
»Leben Sie wohl«, sagte sie und öffnete ihm die Tür.
»Machen Sie‘s gut.« Er hielt inne, wollte mehr sagen, doch es gab nichts mehr zu sagen. Er nickte ihr zu und trat hinaus in die Nachmiagssonne.
24
D
er Leichenbeschauer blickte über die Schulter auf und sagte: »Zu diesem Zeitpunkt kann ich Ihnen nur sagen, daß sie an der Überdosis einer giigen oder halbgiigen Droge gestorben ist.«
»Es mußte passieren«, sagte Felix Buckman. »Früher oder später mußte es dazu kommen.« Zu seiner eigenen Überraschung empfand er nicht sehr viel. Um die Wahrheit zu sagen, seine erste Reaktion war Erleichterung gewesen, als Tim Chancer, ihr Leibwächter, ihn verständigt hae, daß er Alys tot im Badezimmer aufgefunden habe.
»Ich dachte, dieser Kerl, dieser Taverner häe ihr was getan«, wiederholte Chancer immer von
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