Eine Andere Welt
Schlimmerem darin.«
»Ich glaube, wir sollten mit Taverner reden«, sagte Herb.
»Gut. Lassen Sie ihn vorführen. Er hat einen Signalgeber an sich, oder?«
»Offenbar nicht. Alle Kleingeräte, mit denen wir ihn vor dem Verlassen der Akademie präpariert haen, hörten bald auf zu funktionieren. Vielleicht mit Ausnahme der heterostatischen Ladung. Aber wir haben keine Veranlassung, sie zu aktivieren.«
»Dieser Taverner ist ein gerissener Hund«, sagte Buckman. »Oder er hat Hilfe bekommen. Von Leuten, mit denen er arbeitet. Versuchen Sie nicht, die Ladung zur Detonation zu bringen; die Mühe können Sie sich sparen. Für mich gibt es keinen Zweifel, daß irgendein gefälliger Kollege ihm dieses Ding längst aus dem Pelz geschnien hat.« Wahrscheinlich Alys, sagte er sich. Meine hilfreiche Schwester. Ne von ihr.
»Sie sollten das Haus für eine Weile verlassen«, schlug Herb vor. »Wenigstens bis die Obduktion gemacht und die Tote hergerichtet ist.«
»Fahren Sie mich ins Büro«, sagte Buckman. »Ich glaube nicht, daß ich fahren kann; meine Hände ziern zu sehr.« Er fühlte etwas im Gesicht, hob die Hand, es zu betasten, und fand, daß sein Kinn naß war. »Was ist das an mir?« fragte er verblü.
»Sie weinen«, sagte Herb.
»Fahren Sie mich ins Büro, und ich werde erledigen, was unbedingt getan werden muß, bevor ich Ihnen den Rest überlasse«, sagte Buckman. »Und dann will ich hierher zurück.« Vielleicht hae Taverner ihr doch etwas gegeben, überlegte er. Aber Taverner ist nichts. Sie war es selbst. Und doch ...
»Kommen Sie«, sagte Herb, nahm ihn beim Arm und führte ihn zur Treppe.
Als sie hinuntergingen, sagte Buckman: »Häen Sie jemals gedacht, daß Sie mich weinen sehen würden?«
»Nein«, erwiderte Herb. »Aber es ist verständlich. Sie waren Geschwister, Sie standen einander nahe.«
»Das kann man sagen«, sagte Buckman mit jäher Heigkeit. »Verdammt soll sie sein. Ich sagte ihr, daß sie es eines Tages tun würde. Ein paar ihrer Freundinnen brauten es für sie zusammen und machten sie zum Versuchskaninchen.«
»Tun Sie nicht zuviel im Büro«, sagte Herb, als sie durch den Wohnraum gingen. »Erledigen Sie nur, was unbedingt nötig ist. Den Rest übernehme dann ich.«
»Genau das sagte ich gerade«, erwiderte Buckman verdrießlich. »Kein Mensch hört mir zu, verdammt noch mal.«
Herb klope ihm auf den Rücken und antwortete nicht; schweigend verließen die beiden Männer das Haus und gingen zum parkenden Wagen.
Auf halbem Weg in die Stadt sagte Herb, der am Steuer saß: »In meinem Mantel sind Zigareen.« Es waren die ersten Worte, seit sie losgefahren waren.
»Danke«, sagte Buckman. Er hae seine Wochenration bereits verbraucht.
»Ich muß etwas mit Ihnen besprechen«, sagte Herb. »Ich wünschte, es könnte warten, aber das kann es nicht.«
»Nicht mal bis wir im Büro sind?«
Herb schüelte den Kopf. »Dort erwarten uns wahrscheinlich alle möglichen Leute und wollen dies und das«, sagte er. »Es könnte zum Beispiel sein, daß führende Männer ...«
»Ich habe nichts zu verbergen, wenn Sie das meinen«, sagte Buckman. »Nichts von allem, was ich zu sagen habe, ist ...«
»Hören Sie zu«, sagte Herb. »Es ist möglich, daß manche Leute Bescheid wissen. Über Alys. Über Ihre Ehe.«
»Meinen Inzest«, sagte Buckman rauh.
»Der eine oder andere könnte davon erfahren haben. Alys hat es vielen Menschen erzählt. Sie wissen doch, wie sie in dem Punkt war.«
»Noch stolz darauf«, sagte Buckman, während er sich mit Mühe eine Zigaree anzündete. Er kam noch immer nicht darüber hinweg, daß er sich beim Weinen ertappt hae. Ich muß sie wirklich geliebt haben, sagte er sich. Und alles, was ich zu ihren Lebzeiten zu fühlen schien, waren Angst und Abneigung. Und der Sexualtrieb. Wie viele Male, dachte er, diskutierten wir darüber, bevor wir es machten. All die Jahre. »Außer Ihnen habe ich nie jemandem davon erzählt«, sagte er zu Herb.
»Aber Alys.«
»Richtig. Gut, dann wissen es möglicherweise ein paar von den führenden Leuten. Vielleicht sogar der Präsident.«
»Die Marschälle, die Ihre Gegner sind«, sagte Herb, »und von der Sache mit dem ... äh ... Inzest erfahren haben, werden sagen, daß sie Selbstmord beging. Aus Scham. Wegen der Schande. Damit müssen Sie rechnen. Auch damit, daß sie es den Medien gegenüber durchblicken lassen werden.«
»Meinen Sie?« sagte Buckman. Er mußte sich eingestehen, daß es eine zugkräige Skandalgeschichte abgeben würde. Polizeigeneral
Weitere Kostenlose Bücher