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Eine andere Wirklichkeit. Neue Gespräche mit Don Juan

Eine andere Wirklichkeit. Neue Gespräche mit Don Juan

Titel: Eine andere Wirklichkeit. Neue Gespräche mit Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Geist eines Kriegers ist nur auf den Kampf eingestellt, und jeder Kampf ist die letzte Schlacht des Kriegers auf Erden. Daher bedeutet ihm das Ergebnis sehr wenig. In seiner letzten Schlacht auf Erden läßt ein Krieger seinen Geist frei und klar schweben. Und wenn er, wissend, daß sein Wille makellos ist, seine Schlacht schlägt, dann lacht und lacht der Krieger.«
    Ich hörte auf zu schreiben und blickte auf. Don Juan starrte mich an. Er schüttelte den Kopf und lächelte. »Schreibst du wirklich alles auf?« fragte er, ungläubig lächelnd. »Genaro sagt, daß er nie ernsthaft mit dir sprechen kann, weil du immer schreibst. Er hat recht. Wie kann man ernsthaft mit dir sprechen, wenn du immer schreibst?« Er kicherte, und ich versuchte meinen Standpunkt zu verteidigen. »Es macht nichts«, sagte er, »wenn du jemals sehen lernst, dann mußt du es auf deine eigene komische Art lernen.«
    Er stand auf und schaute zum Himmel. Es war gegen Mittag. Er sagte, wir hätten noch Zeit genug, um an einer bestimmten Stelle in den Bergen auf die Jagd zu gehen. »Was wollen wir jagen?« fragte ich.
    »Ein besonderes Tier. Entweder einen Hirsch, oder ein Wildschwein, oder sogar einen Berglöwen.«
    Er machte eine kurze Pause und fügte hinzu: »Vielleicht sogar einen Adler.« Ich stand auf und folgte ihm zum Wagen. Er sagte, diesmal würden wir nur beobachten, um herauszufinden, welches Tier wir jagen sollten. Ich wollte gerade ins Auto steigen, als ihm anscheinend etwas einfiel. Er lächelte und sagte, daß der Ausflug verschoben werden müsse, bis ich etwas gelernt hätte, ohne das unsere Jagd nicht möglich sei. Wir gingen zurück und setzten uns wieder unter seine ramada. Es gab so viele Dinge, die ich ihn fragen wollte, aber ließ mir keine Zeit, etwas zu sagen, und fuhr fort: »Dies bringt uns zum letzten Punkt, den du über den Krieger wissen mußt«, sagte er. »Ein Krieger wählt die Dinge aus, die seine Welt bilden.
    Damals, als du den Verbündeten sahst und ich dich zweimal waschen mußte - weißt  du, was dir da fehlte?«
    »Nein.«
    »Du hattest deine Schilde verloren.«
»Welche Schilde? Wovon sprichst du?«
»Ich sagte, daß ein Krieger die Dinge auswählt, die seine Welt bilden. Er wählt sie  wohlüberlegt, denn jedes Ding, das er wählt, ist ein Schild, der ihn vor den Angriffen der Kräfte schützt, die zu benutzen er bemüht ist. Ein Krieger benutzt seine Schilde zum Beispiel, um sich vor seinem Verbündeten zu schützen.
    Ein Durchschnittsmensch, der von diesen unerklärlichen Kräften genauso umgeben ist, beachtet sie nicht, weil er besondere Schilde anderer Art hat, um sich zu schützen.« Er machte eine Pause und sah mich mit fragenden Augen an. Ich hatte nicht verstanden, was er meinte. »Was sind diese Schilde?« beharrte ich. »Das, was die Leute tun«, antwortete er. »Was tun sie?«
    »Nun, sieh dich um. Die Leute sind damit beschäftigt, das zu tun, was Leute tun. Das sind ihre Schilde. Immer wenn ein Zauberer eine Begegnung mit einer jener unerklärlichen und unbeugsamen Kräfte hat, über die wir gesprochen haben, dann öffnet sich seine Öffnung und macht ihn empfänglicher für seinen Tod, als er es normalerweise ist. Ich habe dir gesagt, daß wir durch diese Öffnung sterben. Wenn sie offen ist, muß also unser Wille bereit sein, sie zu schließen. Das heißt, wenn man ein Krieger ist. Wenn man kein Krieger ist, wie du, dann hat man keine andere Möglichkeit, als die Beschäftigungen des täglichen Lebens zu benutzen, um die Gedanken von der Furcht vor der Begegnung abzulenken und dadurch zu ermöglichen, daß sich die Öffnung schließt. Du warst böse auf mich, als du damals dem Verbündeten begegnetest. Ich machte dich wütend, als ich dein Auto blockierte, und ich ließ dich frieren, als ich dich ins Wasser stieß. Da du die Kleider anhattest, war dir sogar noch kälter. Daß du wütend warst und frorst, half dir, deine Öffnung zu schließen, und so warst du geschützt. Inzwischen kannst du jedoch diese Schilde nicht mehr so wirksam benutzen wie ein Durchschnittsmensch. Du weißt zu viel über diese Kräfte, und jetzt stehst du endgültig im Begriff, zu fühlen und zu handeln wie ein Krieger. Deine alten Schilde sind nicht mehr sicher.«
»Was soll ich tun?«
    »Handle wie ein Krieger und wähle die Dinge deiner Welt. Du kannst dich nicht mehr  aufs Geratewohl mit Dingen umgeben. Das meine ich sehr ernst. Zum erstenmal bist du nun in deiner alten Lebensweise nicht mehr sicher.«
    »Was

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