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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Superschlitten – Erna hat mal in seinen Paß geguckt, der ist schon 74 Jahre alt! –, der muß zwei Blaue Vorkasse hinlegen, sonst läuft da gar nichts. Man kann sich das gut einteilen. Vormittags einen, zwei am Nachmittag, einen am Abend … Das tut nicht weh, und du hast das Geld für'n Drucktag zusammen. Bleibt noch genug übrig für Essen, ein Paar Schuhe, 'nen neuen Fummel, 'ne Flasche Parfüm und fürs Kino. Du, da gehe ich gern rein. Die großen Liebesfilme, da heule ich richtig los! Wie schön das alles sein kann, das, was man Liebe nennt, auch wenn's am Ende doch immer im Bett endet. Aber wie sie das machen, so richtig mit Gefühl. Bei mir? Ich denke immer nur: Arbeite man, das kostet dich hundert Mark, mein Kerlchen! Und ich bin tot, innerlich, verstehst du das? Da ist nichts mehr. Da fühlste nichts, gar nichts. Das geht wie bei 'ner Maschine. Das ist wie bei einem Automaten, wo du Geld reinsteckst und der rappelt dann los.« Sie blickte wieder zu Monika hinüber. »Willste das mal mit ansehen?«
    »Nein …«
    »Wär aber gut. Kannst nur davon lernen. Bald biste doch aufm Strich. Oder haste im Monat über neuntausend Mark zur Verfügung?«
    »Wer hat das schon?«
    »Na also!« Bibi stand von den U-Bahnschacht-Stufen auf und ordnete ihre langen schwarzen Haare. »Da mache ich mir gleich zwei Zöpfe draus. Das wirkt, sage ich dir. Die alten Böcke möchten mir am liebsten einen Dauerlutscher kaufen! Komm mit! Mir hat das vorher keiner gezeigt, mußte mir alles selbst beibringen. Vor allem Menschenkenntnis, Moni. Menschenkenntnis! Da mußte schon gleich beim ersten Blick wissen: Bezahlt der Heini, oder will der dich hinterher trampeln? Und: Wie hoch kannste steigern?! Ist der Kerl sauber? Wo kommt der her? Nur kein Kanake, Moni. Bei mir nicht! Nichts aus dem Ausland. Nur Deutsche oder andere Mitteleuropäer. Schon bei den Amis kriege ich Hautjucken. Und Neger? Nie!«
    »Ich brauche in einer Stunde einen Druck!« sagte Monika zögernd. »Ich habe Geld bei mir …«
    »Okay. Wir gehen zu Jussuf. Der hat reinen Stoff.«
    »Kennst du einen Makaroff?«
    »Nie gehört! Russe?«
    »Bulgare.« Bibi starrte Monika mit plötzlicher Zurückhaltung an. »Doch 'n Verhör?«
    »Quatsch. Ich suche ihn. Er hatte superreine Dope!«
    »Hier ist er noch nicht aufgetaucht.«
    »Er ist Musik-Manager. Geht durch die Diskos und sucht neue Talente für andere Länder.«
    »So was kenne ich nicht.« Bibi zog ihren weiten Pullover gerade. »Los, mach schon. Wir müssen zum Strich! Jetzt ist die beste Zeit. Jussuf verlangt 60 Mark, dafür hat er aber auch erstklassige Ware. Bist verwöhnt, was? Gutes Elternhaus?«
    »Gehen wir!« sagte Monika laut und erhob sich. Zwei Jugoslawen, die die U-Bahn-Treppe hinaufkamen, pfiffen ihr zu und riefen: »Stähen bleiben! Zahlen gutt! Für einmall!«
    »Haut ab!« sagte Bibi grob. »Geht zu euren Ziegen!« Sie faßte Monika an der Hand und zog sie die Treppe hinauf in das Menschengewühl der Hauptwache. Auf ein paar Blumenkübeln hockten eine Reihe Fixer, rauchten, diskutierten oder stierten bloß in die Gegend. Bibi machte ein schnelles Handzeichen: alles in Ordnung. Ist eine Neue. Noch ein richtiges Schaf …
    Die Jugoslawen riefen hinter ihnen her, belegten sie mit wenig schönen Namen, rannten dann aber über den Platz, als sich zwei in schwarzes Leder gekleidete Fixer von den Kübeln erhoben und auf sie zukamen.
    »Ich stehe immer an den Bockenheimer Anlagen«, sagte Bibi. »Für dich ein guter Tip! Da kommen immer die ganz Großen hin. Ich mag dich, Moni, weiß nicht warum, aber ich mag dich. Wennste willst, kannste auch in meinem Revier stehen. Und noch was Wichtiges: Nie mit einem auf die Bude gehen! Und wenn er 'n Schloß hat! Am besten nur im Auto, oder in 'ner Pension, die ich gut kenne. Da passen sie auf dich auf, da kann dich keiner würgen! Ich zeig' dir nachher die Pension.«
    Eine halbe Stunde später standen sie an der Bockenheimer Anlage und warteten. Ein paar Autos, die langsam an ihnen vorbeifuhren, wurden von Bibi weggescheucht. »Nicht meine Kragenweite«, sagte sie. »Die wollen alles für'n kleinen Braunen. Nicht bei mir. Ich weiß, was ich wert bin.«
    Bibi sah auf den ersten Blick süß aus. Sie hatte die langen schwarzen Haare zu zwei dicken Zöpfen geflochten und nach vorn über die Schulter gelegt. Mit ihren engen Jeans und dem zu weiten Pullover wirkte sie tatsächlich wie ein kleines Mädchen, das erwachsen sein will. Wenn sie hin und her ging, wippte sie etwas

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