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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gosse!«
    Barrenberg verschlug es den Atem, die Aufregung verkrampfte sein Herz. Es war zuviel in der letzten Zeit auf ihn eingeschlagen worden. Unter Bettinas Absage litt er noch immer. Und diese Ungewißheit, die Eifersucht, dieser schreckliche Zustand, eine Geliebte zu haben, die er mit einem Unbekannten teilen mußte. »Hast du das alles schon Mama gesagt?«
    »Nein!«
    »Maria!« brüllte Barrenberg mit nach hinten geworfenem Kopf. »Maria!!«
    »Laß Mama in Ruhe!« sagte Monika kalt. »Sie hat ihre Packung aufliegen.«
    »Sie soll sofort –«
    »Laß sie in Ruhe! Kommandierst du deine Geliebte auch so?«
    Barrenberg zog den Kopf tief in die Schultern. »Sag das noch einmal!« keuchte er. Seine Augen verengten sich. Sie blufft, dachte er. Das verdammte kleine Luder will mich festnageln. Gleich geb' ich ihr eine Ohrfeige, daß sie eine Pirouette dreht!
    »Heißt sie nicht Bettina? Groß, schlank, mit Riesensonnenbrille? So ein richtiger Wälzertyp …«
    Barrenberg war es, als überschütte man ihn mit eisigem Wasser. Aber dieser Zustand dauerte nur Sekunden. Ebenso plötzlich begann das Blut heiß in seinen Schläfen zu hämmern. Er stürmte um den Tisch herum, riß die flüchtende Monika an sich und gab ihr einen Schlag ins Gesicht. Sie taumelte gegen die Wand, etwas Warmes, Feuchtes lief über ihre Wange. Blut, dachte sie. Er hat dich blutig geschlagen. Dieser verdammte Kerl da, dieses fette Monstrum, das dein Vater ist, er hat dich blutig geschlagen. Sie drückte die flache Hand gegen die Wange und blieb an der Wand stehen.
    Barrenberg war starr, als er das Blut auf Monikas Gesicht sah. Mein Ring, dachte er. Das war mein Ring. Er hat die Haut platzen lassen! Das wollte ich nicht, Monika! Das war ein Unglück, Spätzchen. Ich habe nicht gewußt, daß die Siegelplatte nach innen gerutscht ist …
    »Spätzchen …« sagte er heiser. »Ich – ich …«
    »Du Lump!« sagte sie kalt. »Du Schuft! Ich hasse dich! Du hast uns alle auf dem Gewissen, du allein! Gib die Tür frei! Ich will gehen!«
    »Du bleibst!«
    »Du kannst mich zu nichts mehr zwingen!«
    »Ich will dir die Sache mit Bettina erklären.«
    »Wozu? Was ist da zu erklären? Du liegst mit ihr im Bett, und Mama glaubt noch immer, den besten Ehemann der Welt zu haben! Ein Schwein bist du! Mein Vater ist ein Schwein! Geh aus dem Weg, du Schwein!«
    Sie schlug mit beiden Händen Barrenbergs nach ihr ausgestreckte Arme zur Seite und flüchtete in die große Diele. Barrenberg folgte ihr nicht. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und riß sich das Hemd auf. Luft!
    Plötzlich begann er zu schwitzen. Kalter, klebriger Schweiß. Sie tötet mich, dachte er mit erschreckender Klarheit. Meine Tochter, mein Spätzchen tötet mich! Sie hat mein Herz aufgerissen. Sie, für die ich alles getan habe, mein ganzer Stolz, meine Zukunft, mein Lebenssinn – sie bringt mich um. Läßt mich hier am Tisch verrecken. Zwischen angefressenen Brötchen und kaltem Kaffee krepiere ich!
    Er schloß die Augen, ihm wurde kalt von den Zehen bis zur Kopfhaut, Frost schüttelte ihn, aber das ging erstaunlich schnell vorbei, er fiel nicht vom Stuhl, er hörte nicht auf zu atmen, das Herz machte weiter, die Lungen blähten sich wieder, er hörte, wie Monika das Haus verließ, wie die Tür hinter ihr zufiel, und er ahnte, daß er sie heute nicht wiedersehen würde, und morgen vielleicht auch nicht. Vielleicht überhaupt nicht mehr, das hatte sie ja angekündigt, irgendwo würde sie leben, wo bekam sie denn das Geld her, natürlich, bei einem Kerl würde sie leben, bei so einem Mistkerl mit Bart und langen zotteligen Haaren, aus der Wäsche stinkend, mit krummen Knochen und Marx im ausgeblasenen Hirn, man mußte sie finden, unbedingt finden, und dann würde man sich dieses Bürschchen zur Brust nehmen, daß dem die Zähne wackelten, die Polizei mußte her, eine Fahndung, aber das ging ja nicht, was sollten die Leute sagen, die feine Gesellschaft, die Bauherrn des Architekten Barrenberg, wie kann man bei dem Häuser bestellen, wenn er noch nicht mal in der Lage ist, sein eigenes Haus in Ordnung zu halten … Mein Gott, mein Gott, was soll man denn tun?!
    Erst viel später erhob sich Barrenberg, als er Maria hörte, wie sie oben ins Bad ging, um ihre Raffungsmaske abzuspülen und ein Kräuterbad zur Durchblutungsförderung zu nehmen. Er knöpfte sein Hemd zu, kämmte sich in der Dielentoilette und verließ das Haus.
    Ziellos fuhr er herum und empfand es zum erstenmal als Qual, mit keinem

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