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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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will ein Landhaus bauen, das Görings Karinhall gleicht! Nur, umständehalber zwei Nummern kleiner! Soll er haben. Ich lasse ihm röhrende Hirsche in die Deckenbalken schnitzen, wenn er's will!«
    »Vater hat viel von Ihnen erzählt«, sagte Monika. »Ich weiß, wer Sie sind, Herr Bollwitz.«
    »Das glaube ich! Eduard hat mir ein Haus gebaut, das jeden umhaut, der es betritt. Sie kennen es nicht?«
    »Nein. Woher denn?«
    »Hat Eduard keine Bilder gezeigt?«
    »Fotos von Kundenbauten zeigt er uns nie. Da ist er diskret.«
    »Sie haben einen tollen Vater!« Hubert Bollwitz betrachtete Monika mit listigen Froschaugen. Sie trug einen Parka, Jeans und einen Pullover. Ihr Haar war von der herbstlich feuchten Luft wie verklebt. »Haben Sie Zeit? Ich möchte nachholen, was Ihr Vater versäumt hat. Ich zeige ihnen mein Haus! Wir trinken einen Kognak, der uns wieder aufwärmt. Dann rufen wir Ihren Vater an. Der wird staunen!«
    »Das glaube ich auch!« Sie lächelte schwach, was Bollwitz als Zustimmung deutete. »Aber das möchte ich nicht. Im Augenblick ist dicke Luft zwischen Vater und mir. Ich will selbständig werden.«
    »Aha!« Hubert Bollwitz sah Monika neugierig an. »Was verstehen Sie darunter?«
    »Alles …«
    Sie blinzelte ihm zu, wie sie es von Bibi gesehen hatte und wie es immer Wirkung, vor allem bei den älteren Kerlen, gezeigt hatte. Es fiel ihr nicht einmal schwer.
    Hubert Bollwitz aus Braunlage im Harz, dachte sie. Du Witzbold wirst mir mindestens vier Gramm H 4 bezahlen! Oder mehr. Das soll mein Startkapital werden. Auch wenn ich hinterher kotzen muß. Du bist genau das, was ich für den Anfang suche.
    »Ich freue mich«, sagte sie mit fast kindlicher Stimme. »Ich habe schon so viel von Ihrem Haus gehört.«
    Zehn Minuten später fuhren sie hinaus nach Gravenbruch.
    Es gibt Häuser, in denen man wohnen kann, und es gibt andere, in denen der Reichtum, der einen von allen Seiten und Ecken her anschreit, den Atem verschlägt.
    Das Haus von Hubert Bollwitz war von der Sorte, die trotz aller Weite und Großzügigkeit beengt. Was wertvoll und teuer war, hatte Eduard Barrenberg hier hineingebaut: Marmor, Kristall, alte geschnitzte Balken und kostbare Wandbespannungen – und das alles in solchen Ausmaßen, daß ein Mensch, der etwa in der Wohnhalle in einem Sessel saß, nahezu verschwand.
    Bollwitz schien nicht unter Komplexen zu leiden. Er stiefelte durch die Halle, breitete die Arme aus und rief: »Na, was sagen Sie nun?! Ist das 'ne Wucht?«
    Monika sah sich kopfschüttelnd um. »Hier hat mein Vater sich wohl mal richtig austoben können.«
    »Sollte er ja! War meine Bedingung!« Bollwitz lehnte gegen eine der geschnitzten Eichensäulen, die der hohen, getäfelten Tonnendecke als Stütze dienten. »Sehen Sie, Monika – ich bin allein! Das glaubt mir keiner, aber ich bin's. Sehen wir mal ab von den Mädchen, die ich mir kaufen kann. Die sind nichts anderes als ein Gesundheitsbonbon, das ich ab und zu lutsche.«
    »Ein hervorragender Vergleich!« sagte Monika spöttisch.
    Bollwitz winkte ab. »Meine Frau ist mir vor sechs Jahren durchgebrannt. Mit meinem tunesischen Gärtner. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Interessiert mich auch nicht.« Er klatschte die Hände zusammen. »Was machen wir jetzt, Mädchen?«
    »Das müssen Sie wissen.«
    »Ich wüßte schon was!«
    »Na also!«
    »Zuerst an die Bar!«
    »So fängt es meistens an. Nach zwei Champagner-Cocktails laufe ich zu großer Form an …«
    »Sie machen mir Spaß, Monika!« Bollwitz lachte meckernd, drückte auf einen Knopf, eine Wand der riesigen Halle bewegte sich, drehte sich um ihre Achse und fuhr eine große, verspiegelte Bar in den Raum. Gleichzeitig ertönte dezente, zärtliche Musik. »Das ist eine Schau, was? Habe ich aus Amerika kommen lassen, und Ihr Vater hat's eingebaut. Nebenan, im Speisesaal, kommt der Tisch aus dem Boden. Fertig gedeckt! Das hatte schon der Sachsenkönig August der Starke. Im Jagdschloß Moritzburg!«
    »Und das Bett wackelt auch mechanisch?« fragte Monika. Sie ging zur Bar, setzte sich auf den Hocker und zog ihren Parka aus. Sie warf ihn einfach auf den Boden und öffnete die ersten drei Knöpfe ihrer Bluse, als sei ihr zu heiß geworden. Bollwitz sah sie mißtrauisch an, bemerkte ihren schönen Brustansatz und stellte fest, daß sie keinen BH trug. Er blähte die Nasenflügel, ging hinter die Bartheke, holte eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank und zwei flache Gläser für den Cocktail. Monikas Hände

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