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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehauen, ich habe durch die Nase geschrien, aber dann, es kam mir unendlich lange vor, hörte alles auf, und es wurde so schön, daß mein ganzer Körper von heißen Schauern bebte.
    So also war das! Natürlich habe ich hinterher geweint, und Freddy hat eine Haschzigarette geraucht, mich daran ziehen lassen und gesagt: »Du bist die erste, bei der ich gedacht habe: Ich liebe sie!« Ich glaube ihm das. Er sah in diesen Minuten so glücklich, so gut aus. Mein Gott, gib mir eine Antwort, ich weiß sie nicht: Warum habe ich das getan?! Warum bin ich still gelegen, habe mich nicht mehr gewehrt, als Freddy zu weinen anfing?! Was ist aus mir geworden?!
    Jetzt sitze ich in meinem Zimmer und schreibe. Keiner ist da, mit dem ich darüber reden könnte. Papa hat Konferenzen, sagt er, wegen Florenz … Aber ich ahne, daß er bei seiner Geliebten ist. Mama ist bei Ljuba Antonowna und hat hinterlassen, es könne spät werden. Sicherlich eine Party bei Max Rolle. Ich bin also wieder allein, wo ich so viel zu sagen habe, so viel zu fragen, wo ich jemanden brauche, der mich anhört, ohne mich gleich anzuklagen und zu verfluchen! Ich muß einen Menschen haben, der still meine Beichte entgegennehmen kann. Das sollte der Vater sein, das müßte die Mutter sein … Welch humane Theorie! Wir sind immer allein, wenn wir am nötigsten ein Ohr – und ein Herz brauchen.
    Ich habe das dunkle Gefühl, daß ich Holger Mahlert wiedersehen werde. Ob in der Disko oder sonstwo, ich habe so eine Ahnung. Ich glaube, mit ihm kann man gut diskutieren, ohne daß alles nur Scheiße ist, wie Freddy die Welt charakterisiert. Holger hat tiefblaue Augen, die sind schön. Und er läßt einen ausreden.
    Es ist jetzt fast halb ein Uhr nachts. Papa ist noch nicht da, Mama fehlt auch. Mir kann keiner erzählen, auch Papa nicht, daß Konferenzen bis nach Mitternacht gehen. Ich weiß es jetzt: Er liegt bei dieser Bettina! Arme, ahnungslose Mama! Während du auf Ljubas Party lachst, betrügt dich dein Mann schamlos. Eigentlich bist du viel zu gut für diese Welt … viel zu ehrlich und treu …
    Der Unterricht hörte um 12 Uhr auf.
    Während viele Abiturientinnen von Freunden abgeholt wurden oder mit dem eigenen Kleinwagen nach Hause fuhren, setzte sich Monika auf ihr Moped und knatterte aus dem schuleigenen Parkplatz hinaus auf die Straße. Eduard Barrenberg hatte sich bisher geweigert, seiner Tochter einen Wagen zu schenken. »Was andere Väter tun, ist deren Bier!« hatte er gesagt. »Ich gehöre noch zu der Generation, die nach dem Leistungsprinzip lebt! Zeige erst, was du kannst, dann hast du das Recht, Ansprüche zu stellen! Das Abiturzeugnis hier auf den Tisch, mit einer guten Note, – dann kannst du dir einen Wagen aussuchen, welchen du willst. Ich lasse dafür 15.000 Mark springen! Ist das ein Wort, Spätzchen?!«
    Monika blieb nichts anderes übrig, als das einzusehen. Sie hatte sich schon einen ›Traumwagen‹ ausgesucht und stutzte deshalb, als ausgerechnet dieses Modell am Straßenrand stand. Ein junger Mann lehnte am Kühler und winkte ihr. Sie fuhr mit dem Moped einen Bogen und bremste knirschend vor ihm.
    »Holger Mahlert!« sagte sie gedehnt. »Steht da, als wenn's so sein müßte. Was willst du hier?«
    »Ganz einfach. Dich abholen!«
    »Ich habe was Fahrbares unter mir, wie du siehst.«
    »Das stecken wir in den Kofferraum. Groß genug ist er.«
    »Das weiß ich. So einen Wagen bekomme ich nach dem Abitur. Ich kann ihn mir aussuchen.« Sie stieg ab und gab Holger Mahlert die Hand. »Woher weißt du überhaupt, daß ich auf diesem Gymnasium bin?«
    »Intensive Detektivarbeit! Ich habe die Sekretariate aller Schulen angerufen und nach einer Abiturientin Monika Barrenberg gefragt. Fehlanzeige! Da bin ich zu euch gefahren!«
    »Zu uns? Nach Sachsenhausen? Du hast mit meiner Mutter gesprochen?«
    »Nein. Deine Mutter war mit deinem Vater zum Flughafen. Nur euer Mädchen war da. Sie wollte nichts verraten, aber bei fünfzig Mark wurde sie weich. Ja, und nun bin ich hier, wir laden dein Moped in den Kofferraum und fahren zum Mittagessen ins Forsthaus Gravenbruch. Einverstanden?«
    »Nein!«
    »Warum nicht?«
    »Mama wartet mit dem Essen auf mich.«
    »Sie wartet nicht! Das Mädchen hat auch das verraten. Sie soll für dich allein kochen, so auf die schnelle. Eine Büchsensuppe oder dergleichen. Die Frau Mutter hat hinterlassen, daß sie in der Stadt bleibt und einkaufen will …« Holger Mahlert griff nach Monikas Moped. »Einverstanden? Forsthaus

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