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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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starrte Barrenberg fassungslos an. Erst dann kam ihr zum Bewußtsein, welch eine kurze Spanne zwischen Petrescus Weggang und Eduards Eintreffen gelegen haben mußte.
    »Mein Gott! Wo kommst du her?!«
    »Direkt aus Florenz!«
    »Bist du verrückt?!«
    »Ja! Ich halte es ohne dich nicht mehr aus! Ich habe dich vom Flughafen angerufen, aber keiner ging ans Telefon. Du hast sicherlich fest geschlafen.«
    Das Klingeln … dachte sie und ließ sich ins Bett zurückfallen. Er war es also. Welch ein Glück, daß ich nicht abgehoben habe.
    »Gestern war ein harter Tag für mich. Meine Ausstellung bei Bieringer, es ist noch so viel zu tun. Aber du? Konntest du so einfach von Florenz weg?«
    »Ich bin heute in Ravenna.« Barrenberg lachte, riß die Decke herunter und legte Bettina die Blumen zwischen ihre schönen Brüste. Mit spitzen Fingern knipste er eine Federchrysantheme ab und ließ sie in ihren Schoß fallen. Bettina zuckte unmerklich zusammen. »Ich besichtige das Grabmal des Theoderich.« Barrenberg setzte sich auf ihr Bett und strich mit den Fingerkuppen über ihre Brüste. »Ein sehenswerter Kuppelbau …« Seine Stimme wurde dunkler und melodischer. »Vollendete Formen, von ergreifender Harmonie und unsterblicher Schönheit …«
    Sie dehnte sich unter seinen Händen, obgleich sie müde und erschöpft war und ihr Leib noch brannte. Doch die geheimnisvolle Kraft ihres Körpers erlahmte nie. Sie spürte das unwiderstehliche Zucken in den Innenseiten ihrer Schenkel, das berauschende Wärmegefühl in ihrem Leib, das Kribbeln an allen Nervenenden. Sie wußte, wie das enden würde, und sie sah auch Barrenbergs Erregung. Sie schnippte die Chrysanthemenblüte von ihrem Schoß. Als Eduard nach ihr greifen wollte, hielt sie seine Hand fest.
    »Soll das heißen …?« fragte sie. Barrenberg nickte.
    »Ich bleibe einen ganzen Tag und eine ganze Nacht bei dir! Morgen kehre ich dann aus Italien heim. Ich habe zu Hause schon die Termine genannt.«
    »Das ist unmöglich, Voice!« Sie legte den Blumenstrauß vor das Bett auf den hochflorigen Teppich und rückte nach hinten, weil Eduard ins Bett drängte und sich neben sie legte. Seine Hände nahmen das beliebte Spiel wieder auf; er atmete schneller und bekam rote Ohren. »Ich bin den ganzen Tag unterwegs.«
    »Streichen!«
    »Ich habe Termine!«
    »Absagen!«
    »Das geht nicht. Hätte ich nur eine Ahnung gehabt, daß du … Voice, sei vernünftig. Willst du den ganzen Tag hier herumhocken? Ich muß in zwei Stunden bei Bieringer sein.«
    Barrenberg wandte sich ihr zu und schob seine Hände unter ihre Schultern. Ihre Brüste hoben sich ihm entgegen. Er sah ihre Augen weit, fast ängstlich werden. »Ich werde warten auf die Nacht!« sagte er rauh. »Ich werde durch die Wohnung laufen und schreien: Ich liebe sie! Ich liebe sie! Ich werde vor deinem Bild sitzen und mit dir reden. Ich werde einkaufen und Champagner und Kaviar holen, Austern und Tatar – alles, was du gern ißt. Und wenn du nach Hause kommst, ist der Tisch gedeckt, du ziehst dich aus, und wir werden soupieren wie die alten Pompejaner auf den hinterlassenen Mosaiken: Bacchus und die Mänade …«
    Barrenberg nahm Bettinas Seufzen als Einverständnis. Er beugte sich über sie und gestand sich ein, daß er jetzt ein Mann war, der das Glück mit beiden Händen hielt. Er war überzeugt, der männlichste aller Männer zu sein.
    Seite 11 aus dem Tagebuch:
    Es ist furchtbar, aber ich muß es niederschreiben, ich kann es nicht verschweigen, und ich will auch nicht lügen, wenigstens nicht auf diesen Seiten: Ich habe mir einen neuen Druck gemacht.
    Ich schreibe diese Zeilen auf der Toilette unserer Schule. Hier, in der kleinen, abgeschlossenen, nach Urin und Kot riechenden Kammer, gut verriegelt durch das Drehschloß, auf dem draußen ›Besetzt‹ steht, bin ich allein und sicher. In der Klasse habe ich gesagt, mir sei übel, und man hat es mir sofort geglaubt. Ich muß bleich und hohläugig ausgesehen haben, wenigstens sagte mir das mein Spiegelbild. In mir brannte alles, mein Kopf war hohl wie eine taube Nuß, die Fingerspitzen waren taub, ich hörte alles wie durch Watte. Es war mir unmöglich, dem Unterricht zu folgen, ich verstand überhaupt nichts mehr! Aber ich spürte eins – und das war so stark, daß ich mit den Zähnen klapperte vor Gier, vor Gier nach der Nadel. Ich dachte nur noch daran, wie schön es war, als ich voll Dope war. Alles war so klar, so leicht, so unkompliziert. Jetzt alles so bergeschwer! Da bin ich

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