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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Couleurband und Bierzipfel an der Uhr. Sonst aber ein netter Bursche, klug, sportlich, weltgewandt, diskussionsbereit, verständig. Rundum ein guter Mensch, soweit ich das nach so kurzer Zeit beurteilen kann. Freddy, der vor Eifersucht fast zersprang, als ich mit Holger tanzte, nannte ihn nur ›das goldbesprühte Arschloch‹. Dabei hatte Freddy alle Chancen, auch so zu sein, aber er wollte nicht.
    Es ist fast sicher, daß ich Holger Mahlert wiedersehe. Er wird mit seinem Auto – meinem Traumwagen, den ich mir von Papa zum Abitur wünsche! – wieder vor der Schule warten. Ich muß ihm dann von Freddys Tod erzählen. Irgendeinem muß ich das alles sagen! Zu Papa und Mama zu gehen, ist völlig sinnlos. Aber Holger wird mich anhören. Soll ich auch von Makaroff erzählen, von dem Chromkasten? Ich weiß es nicht. Auf keinen Fall darf er wissen, daß ich mir einen Druck gemacht habe.
    Es schellt. Die Schulklingel. Pause. Jetzt habe ich über eine halbe Stunde auf der Toilette gesessen. Aber der Druck hat mir gut getan. Ich fühle mich prächtig. Die ganze miese Stimmung von vorhin ist wie weggeblasen. Mein Kopf rauscht zwar etwas, und ich weiß, wenn ich jetzt aufstehe, schwanke ich bei den ersten Schritten, und wenn ich in den Spiegel blicke, habe ich große, glänzende Augen, wie ein Schaukelpferd, und ein Lächeln um die Lippen, das auch nicht weggeht, wenn ich ernst sein will. Es ist alles so erträglich geworden!
    Morgen werde ich den Chromkasten von Makaroff in den Main werfen! Und wenn mir später übel wird, lege ich mich ins Bett und feiere so lange krank, bis ich diesen kleinen Anfall überwunden habe. Ich will ja kein Fixer werden … Freddy steht als Warnung immer neben mir.
    Petrescu war es nicht möglich gewesen, Monika von der Schule abzuholen, wie er es geplant hatte. Seine Geschäfte hatten ihn daran gehindert.
    Als er von Bettina ins Büro zurückgekommen war, das in einem der Frankfurter Geschäftshochhäuser mitten in der Stadt lag, ein Drittel der neunzehnten Etage, mit weichen Teppichen ausgelegt, mit Mahagoni im englischen Stil getäfelt, mit einem Blick über die Mainwindungen, mit Klimaanlage und geräuschisolierten Türen, warteten im Vorzimmer in den breiten schwarzen Ledersesseln bereits drei Herren auf ihn.
    Die Sekretärin hatte ihnen Tee serviert, sie tranken mit leisem Schlürfen und süßten ihn mit einem Teelöffel Honig.
    Petrescu, der durch einen separaten Eingang sein Büro betreten hatte, betrachtete seine Besucher auf einem kleinen Bildschirm neben dem Schreibtisch. Zwei versteckte, in die Türtäfelung eingebaute Kameras überblickten jeden Winkel des Vorzimmers. Die drei Besucher trugen leidlich gute Anzüge und korrekt gebundene Krawatten, aber die buschigen Schnurrbärte und die wettergegerbten Gesichter paßten nicht so recht dazu, auch nicht zu ihren eleganten, mit Safeschlössern versehenen Aktenkoffern aus feinstem Leder.
    Petrescu überlegte, was der Besuch bezwecken sollte. Es kam höchst selten vor, daß Abgesandte sich in mitteleuropäischer Verkleidung bis nach Frankfurt wagten. Außerdem hatte er nichts davon gehört, daß drei Delegierte unterwegs wären; sie waren nicht angekündigt worden. Es mußte sich also um einen Sonderfall handeln, um eine sehr wichtige Ansprache.
    Es gibt Gesprächspartner, die umarmt man wie einen guten Freund. Anderen gibt man korrekt die Hand. Es gibt aber auch Partner, bei denen man sich nicht im klaren ist, wie sie reagieren, so daß man ihnen besser mit einer Pistole gegenübertritt. Ein solcher Partner ist keinesfalls beleidigt, denn auch er trägt in der Tasche eine Waffe. Petrescus Geschäftsfreunde jedenfalls gehörten zu der Sorte, die nicht beleidigt ist, wenn man an seinen Selbstschutz denkt.
    Petrescu drückte auf einen Knopf am Schreibtisch. Es gab da mehrere Knöpfe, die Lichtsignale erzeugten. Leuchtete im Sekretariat ein rotes Lämpchen auf, dann hieß das: Besucher zu mir! Ein gelbes Lämpchen bedeutete: Ruhe. Ein grünes: Zum Diktat. Ein anderer Knopf signalisierte in einem Raum direkt neben Petrescus Büro mit einem großen flackernden Rotlicht: Alarm! Was dann geschehen sollte, hatte man übungsweise schon oft praktiziert, jedoch war es noch nie ernst geworden: Drei Männer mit Maschinenpistolen stürzen in das Chefbüro und schießen ohne Warnung auf die Besucher.
    Da dies noch nie vorgekommen war, hatten die drei einen äußerst langweiligen Job. Sie saßen neben ihren MPs herum, spielten Karten, hörten Radio, lasen

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