Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
mehr zu retten, der hängt nur noch an der Nadel.«
    »Ihr seid Mörder!« sagte Monika dumpf. »Ihr seid alle Mörder mit weißen Händen. Man kann es nicht laut genug schreien!«
    »Dann schrei mal schön!« Kemal lachte kurz auf. Es war ein hartes, knöchernes Lachen; Monika überlief eine Gänsehaut. Auch die beiden anderen Männer und das Mädchen lachten. Sie traten aus dem Hausschatten heraus und nahmen erst jetzt für Monika Gestalt an. Die Männer waren jung, nicht älter als Freddy, trugen enge Jeans und taillenkurze, blusenähnliche Jacken. Das Mädchen war ordinär geschminkt, die Brüste fielen fast aus dem Ausschnitt der dunkelblauen Satinbluse, die Hose klebte an den langen, schlanken Beinen. Sie hatte rote Haare, zu tausend kleinen Löckchen gedreht. Ein degenerierter Negerkopf.
    »Das feine Töchterlein!« kreischte die Rote. »Bist studiert, was?«
    »Ich mach' mein Abitur.«
    »Hört ihr das?!« Die Rote juchzte auf. »Latein kann se, bestimmt. Aber richtig gebumst hat se bestimmt noch nicht. Kannst du bumsen?«
    »Nicht für Geld wie du!« sagte Monika mit einem Mut, der ihr selbst rätselhaft vorkam.
    Kemal lachte laut.
    »Du blonde Kapitalistensau!« schrie die Rote, aber da hatte sich Monika schon umgedreht und war auf dem Weg zu Freddy. Als sie sich auf der anderen Straßenseite noch einmal umwandte, sah sie, wie Kemal und seine Begleiter weitergingen. Einer der Männer hatte die Rote am Arm gepackt und zerrte sie mit sich. Sie rief immer noch unflätige Worte und hob drohend die Faust.
    Freddy saß vor einem Hauseingang und zerwühlte mit beiden Händen seine Haare. Er stöhnte und keuchte, scharrte mit den Schuhen über den Asphalt und zuckte ab und zu so heftig zusammen, als jage man Stromstöße durch seinen Körper.
    »Freddy, ich habe drei Schüsse …« sagte Monika langsam.
    Es war, als läuteten alle Glocken Frankfurts. Freddys Kopf sank nach hinten, seine Augen leuchteten, mit offenem Mund sah er Monika an.
    »Wo?« keuchte er. »Wo …?«
    »Hier.« Sie hielt ihm das Tütchen hin. »Kemal sagt, es sei 80prozentig. Aus Afghanistan. Du könntest drei Nadeln …« Sie stockte. Freddy stemmte sich an der Haustür hoch und griff nach dem Tütchen. Sein Gesicht war wie verklärt, aber der ganze Körper zitterte, Schweiß rann über seine Brust. »Freddy, nimm es nicht auf einmal!«
    Er hatte das Tütchen aufgeklappt und schnüffelte. »Reiner Schnee! Mein Gott, Monika, das hab' ich seit Monaten nicht gehabt! Immer nur die Scheiße, gestreckt mit Mehl, Puderzucker oder Strychnin. Da haste dann weniger als 30 Prozent H in der Nadel. Und ein Gefühl ist das, wenn die Soße in dich reinläuft! Erst wird's dir ganz heiß, dann mußt du pinkeln – du glaubst aber nur, daß du pinkeln mußt – und wenn du richtig gedrückt hast, so einen Schuß in die Blutbahn, dann bläht sich dein Kopf, dann macht's da oben und da drinnen bum-bum, dann sagste dir: Jetzt platzt du! Jetzt fliegt dir der Kopf weg! Wie'n Ballon ist er, und drinnen haut einer auf die Pauke! Aber dann ist alles gut … dann wirste ruhig und stark und lustig, und ich kann meine Posaune blasen, und bei den Schicksen werden die Hosen naß vor Begeisterung. Das mußte mal sehen! Und später stehen sie Schlange vor der Garderobe und wollen alle von mir gebumst werden! Und dann haue ich mir den zweiten Schuß rein und nehme gleich drei auf die Bude. Die schaff ich dann, ehrlich!« Er strahlte Monika an, griff in die Tasche seines Parkas und holte einen Plastikbeutel heraus. »Reiner Schnee …«
    »Was hast du da?« fragte Monika. Freddys Enthusiasmus erzeugte in ihr keinen Abscheu, sie hatte nur noch mehr Mitleid mit ihm.
    »Das Werkzeug!« Freddy hielt den Plastikbeutel hoch. »Die Spritze, 'n Blechlöffel und 'ne Kerze. Willste dabei sein, wie ich das Süppchen koche?«
    »Nein!«
    »Dann hau ab!« Er drückte die Haustür auf und blickte in das Treppenhaus. Ein Vorplatz, mit Kacheln ausgelegt. Im Hintergrund die breite Holztreppe. Ein idealer Platz, um in aller Ruhe das Heroin auf dem Blechlöffel über der Kerzenflamme mit etwas Wasser aufzukochen und zu verflüssigen. »Willste etwa 'n Dank?!«
    »Nein!«
    »Kannste aber haben! Nach dem Schuß gehen wir auf meine Bude. Wie spät ist es?«
    »Halb elf.«
    »Um elf muß ich antreten. In 'ner halben Stunde können wir allerhand wegstecken.«
    »Danke.«
    »Zicke!« Freddy grinste Monika breit an. »Ich spiele in der Disko ›Number Sex‹. Kann ja sein, daß du mal hinwillst. Immer

Weitere Kostenlose Bücher