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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nur Flötenkonzert vom Alten Fritz … ist doch 'n Scheiß! Komm in die Disko. Wenn die Platten heißgelaufen sind, machen wir die Einlage in Natur! Ganz cool, sag ich dir! Und ich blase ein Solo, da kannste deine Flöten einweichen. Komm mal hin, Monika …«
    »Vielleicht.« Sie sah ihn flehend an. »Freddy, nur ein Drittel nehmen!«
    Er nickte, trat in den Hausflur und warf mit einem Fußtritt die Tür zu. Aber trotz aller Sehnsucht nach der Nadel wartete er mit dem Aufkochen, bis er draußen das Knattern des Mopeds hörte.
    Erst als es wieder still um ihn war, rannte er zur Treppe, setzte sich auf die dritte Stufe, stellte die Kerze neben sich, zündete sie mit dem Gasfeuerzeug an, hielt den Löffel darüber und schüttete vorsichtig, damit nicht ein einziges wertvolles Staubkörnchen verloren ging, das Heroin aus dem Tütchen. Den dritten Teil, wie versprochen. Aber seine Nerven zitterten. Die Sehnsucht nach einem Wunderschuß war übermächtig. 80prozentiger Afghane … Freddy, wann kommt das jemals wieder?
    Während er sich den Schlips umband – korrekt, Windsorknoten, die Oberseite des Knotens einfarbig, vom Knoten abwärts das dezente moderne Streifenmuster –, beobachtete er durch den großen Spiegel im Bad, wie Bettina den Strumpf über ihr linkes Bein aufrollte. Eine Locke ihres schwarzen Haares fiel dabei ins Gesicht, ihre linke Brust lag auf ihrem Knie, die Linie ihres Körpers, von den Schultern über die Hüften, die Oberschenkel entlang, die langen Beine hinunter bis zu den schmalen Fesseln war vollkommen. Das ist Schönheit, dachte er. Das ist Ebenmaß. Er verstand etwas von Linien und Formen. Was unter seinen Händen entstand, waren Häuser und ganze Städteplanungen, waren Entwürfe für Eigenheime, die der Volksmund Traumvillen nannte, oder auch Profanbauten für Behörden – Rathäuser, Turnhallen, ein Stadion – oder gar die Entwicklung eines Projektes für den Ölstaat Abu Dhabi: eine Schule für die ins 20. Jahrhundert katapultierten Wüstensöhne.
    Der Spiegel im Badezimmer war ihm ein Vertrauter geworden, ein heimlicher Kuppler, ein stets bereiter Voyeur. Er wußte nicht, ob Bettina das erkannt hatte: Wenn man im Badezimmer stand, konnte man durch diesen Spiegel das halbe Schlafzimmer überblicken. Sicherlich wußte Bettina das nicht, denn fast immer, wenn er im Badezimmer verschwand, schien sie sich völlig zu lösen, ganz hingegeben ihren intimsten Gefühlen. Fasziniert hatte er einmal durch den Kumpan Spiegel beobachtet, wie sie, nackt auf dem Bett liegend, mit den Fingerspitzen ihren Körper liebkoste, sie um die Brüste kreisen, über den flachen Leib gleiten ließ … Den Ausdruck ihres Gesichtes vergaß er nie.
    Oder, vor vier Tagen, da hüpfte sie auf Zehenspitzen lautlos und grazil zu dem runden spanischen Sonnenspiegel an der Schmalwand des Zimmers und betrachtete die beiden roten Flecke, die seine Lippen unter ihren Brüsten hinterlassen hatten. Sie hatte die Hände darunter geschoben, hob sie noch höher und neigte den Kopf zur Seite, als seien die beiden roten Flecke etwas ganz Wertvolles, das man intensiv betrachten müßte.
    Sie streifte die Strümpfe über. Es sah im Spiegel ungemein aufreizend aus: die blanke Haut, die schwungvolle Linie ihrer geknickten Hüften, der durch das aufgestützte Bein halb angeschnittene Schoß … Barrenberg blähte die Nasenflügel, korrigierte den Sitz seiner Krawatte und atmete schwer, wie belastet von soviel Glück.
    Sie gehört mir, dachte er. Ich, Eduard Barrenberg, im einundfünfzigsten Lebensjahr auf der obersten Sprosse der Erfolgsleiter, ein Architekt, der nicht nur baut, über dessen Bauten man auch schreibt, ich kann es mir leisten, eine solche Geliebte zu verwöhnen. Sie ist mein mit allem, was ich sehe – ich kann sie küssen, ich kann sie besitzen, ich kann bis zum stammelnden Glücks-Wahnsinn in ihren Armen liegen. Und sie stellt keine Forderungen, sie erhebt keinen absoluten Besitzanspruch wie eine Ehefrau – sie ist einfach da; ist Körper und Geist, ein Brunnen unerschöpflicher Erquickung, ist warme, zitternde Haut, bebender, keuchender Leib, fließende Erfüllung, tierhafte, anschmiegsame Dankbarkeit.
    Fast ein Wunder, empfand er. Wenn es noch Wunder gibt, dann geschehen sie durch die Frauen. Er hatte sich fertig angekleidet, blieb aber am Spiegel stehen und sah Bettina zu, wie sie den anderen Strumpf überstreifte, die Haltung veränderte, das Standbein wechselte, so daß ihre Brüste jetzt frei unter dem vorgeneigten

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