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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war ein Fehlschlag gewesen.
    Das Mädchen Monika blieb ein Phantom …
    Eduard Barrenberg hatte seiner Tochter aus Italien ein Geschenk mitgebracht: Eine Miniaturmalerei, die eine Renaissancedame zeigte, Viola da Gamba spielend. Monika fiel ihrem Vater um den Hals, küßte ihn und freute sich wirklich. Auch Maria war nicht leer ausgegangen; nicht nur an den üblichen Strauß aus gelben Teerosen hatte der treue Barrenberg gedacht, sondern auch an den Winter. Also hatte er seiner Frau einen Schal mitgebracht. In Wahrheit handelte es sich um einen zum Schal verarbeiteten hellbraunen geschorenen Nerz, federleicht, aber behaglich wärmend.
    »Der letzte Schrei einer wild gewordenen Modediktatur!« sagte Barrenberg, wie immer dröhnend und spöttisch. »Ist doch typisch für diese Idioten: Erst zieht man Nerze groß mit dem besten Fell, dann rasiert man das Fell und nimmt auch noch das Doppelte an Preis! Stellt euch vor, ich baue ein Haus: Außenputz nach innen und die Tapeten nach draußen! Da steckt man mich doch sofort in eine Gummizelle! Aber in der Mode ist alles erlaubt. Gefällt dir der Schal?«
    »Er ist wundervoll!« sagte Maria. »Daß du so etwas für mich kaufst, Eduard …«
    »Für meine zwei Weiber verleugne ich manchmal sogar meine Vernunft!« sagte Barrenberg und entkorkte eine Flasche Chablis. Zum Mittag gab es Loup de Mer, in der Folie gebacken, mit Kräutern der Provence. Dazu war ein Chablis die richtige Abrundung. Barrenberg kannte sich aus. »Ein Weinkenner ist auch ein Frauenkenner – und umgekehrt!« pflegte er bei passenden Gelegenheiten zu verkünden.
    Beim Essen erzählte Barrenberg von Italien, von Florenz, vom Grabmal des großen Theoderich, und mokierte sich über den sozialen Verfall dieses alten Kulturlandes. »Aber sie leben mit Freuden!« sagte er. »Davon kann man etwas lernen. Sie besingen ihre Pleite, sie machen aus ihrem Konkurs eine Oper! Man muß diese Italiener bewundern; sie haben die Lebenskunst perfektioniert.«
    Es wunderte keinen, daß Eduard Barrenberg sich nach dem Mittagessen hinlegte und in einen gesunden Schlaf fiel. Schließlich strengt eine Reise an, und mit einundfünfzig ist auch ein bulliger Barrenberg kein gußeiserner Weltenbummler mehr.
    Maria fuhr am Nachmittag zu ihrer Freundin Ljuba Antonowna Rolle, um eine Stunde lang ihren Tanz zu begleiten und ihr den Nerzschal zu zeigen. Monika verzog sich auf ihr Zimmer, schloß die Tür ab und verlor alle Beherrschung. Sie biß sich in den Handballen, begann heftig zu zittern und sehnte sich nach einem Druck.
    Die Miniatur, die Barrenberg mitgebracht hatte, warf sie von sich, als erzeuge ihr Anblick würgenden Ekel. Den Nerzschal hatte sie gar nicht angefaßt, hatte nur mit gesenkten Lidern beobachtet, wie ihre Mutter ihn um den Hals legte und vor dem Spiegel in der Diele posierte, als sei sie ein Mannequin. Barrenbergs Kommentare dazu klangen wie blanker Hohn, aber Maria erkannte das nicht.
    Plötzlich haßte sie ihren Vater. Bei allem, was Barrenberg jetzt tat oder sagte, überwog in Monika der Gedanke: Was hat er wohl seiner Geliebten aus Italien mitgebracht? Wann wird er ihr die Geschenke überbringen? Es wird kein Schal aus geschorenem Nerz sein; damit gibt sich eine Geliebte nicht zufrieden. Er wird ihr Schmuck gekauft haben, wertvollen Schmuck aus Brillanten und Rubinen oder Smaragden oder Saphiren, darunter tat es Eduard Barrenberg nicht; immerhin kannte sie den Schmuck ihrer Mutter, den sie nur bei Festlichkeiten tragen konnte, denn für den Alltag war er zu wertvoll und auffällig. Dann war Maria Barrenberg die von allen Frauen Beneidete, dann blitzte und glitzerte sie, dann trug sie ein Vermögen zur Schau und lief Reklame für den Fleiß ihres Mannes. Dann sonnte Barrenberg sich in dem Brillantenglanz, stand bullig, stiernackig am Kalten Büffet und sagte auf Maria weisend zu seinen Freunden: »Habe ich nicht den schönsten Lichterbaum?!«
    Monika holte mit fliegenden Fingern eine der winzigen Papiertütchen von Makaroff aus der Schultertasche, wog eine kleine Menge des weißen Giftes ab, kochte sie mit Ascorbinsäure und Wasser und zog ihre Plastikspritze auf. Ihr Gaumen war trocken geworden, ledern, das Schlucken machte Beschwerden, der Würgegriff sich verkrampfender Muskeln schnürte die Kehle ab. Erst, als sie die Nadel in der Vene spürte, ein wenig Blut aufsaugte und dann das H langsam hineindrückte, ließ das Flimmern, das ihren Körper völlig beherrschte, nach. In den Hirnwindungen erklang ein

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