Eine Art von Zorn
welchem? Mit andern Worten: Sie haben viel Lauferei vor sich und wenig Zeit dafür. Am besten fangen Sie noch heute abend an.«
Sy ging mir allmählich auf die Nerven. »Hören Sie«, sagte ich, »warum sagen Sie dem alten Narren nicht, daß ich bei der Aufgabe versagt hätte? Etwas anderes will er doch gar nicht hören.«
»Aber ich will etwas anderes hören, Söhnchen. Er will Resultate sehen, und ich bin dafür da, daß er Resultate zu sehen bekommt. Mag er die Aufgabe so schwierig stellen wie er will, sie muß gelöst werden. Ich kann ihm nicht sagen, daß Sie versagt hätten, weil das nicht stimmt. Sie warten bloß auf Ihr Versagen. Ich will nicht sagen, daß Sie darauf hoffen, denn so ein schlechter Kerl sind Sie doch nicht.« Plötzlich wurde er freundlich. » Also: Auf in den Kampf! Und nehmen Sie einen Schluck positives Denken. «
»Alles, was ich jetzt brauche, ist ein Brechmittel.«
Er legte noch vor mir auf.
Ich verbrachte die Nacht in Arles und fuhr am nächsten Morgen über Aix-en-Provence weiter nach Cannes. Mougins liegt ein oder zwei Meilen von Cannes entfernt, auf der Straße nach Grasse. Ich kam am frühen Nachmittag an.
Es ist eine reizende kleine Stadt, die auf einem Hügel liegt. Darunter breitet sich Cannes aus, das Meer und dahinter die Iles-de-Lérins. Früher einmal war es nur ein Marktplatz für die Bauernhöfe der Umgebung gewesen, aber seit einigen Jahren ist es in Mode gekommen. Von Mougins aus kann man am bunten Leben von Cannes teilnehmen, muß aber nicht; und während der Saison ist es hier merklich kühler als in Cannes. Es ist auch ruhiger. Picasso besitzt dort ein Haus.
Ich parkte den Wagen vor der mairie und ging in ein Café.
Im Hintergrund stand eine altmodische Zinkbar. Daran lehnten zwei Männer in schwarzen Anzügen und tranken Rotwein. Ein anderer Mann, anscheinend der patron , stand hinter der Bar. An den Tischen saß niemand.
Ich ging zur Bar und bestellte einen marc.
Die beiden Männer unterhielten sich über einen Autounfall, der dem einen passiert war. Der patron wurde um einen juristischen Rat gebeten.
Er war ein kleiner Mann von munterem Wesen, mit einem Bauch und schlauen Augen. Der juristische Rat, den er der geschädigten Partei, die nicht genügend versichert war, gab, war unorthodox, aber vernünftig. Er riet dem Mann, Rechtsanwälte und Prozesse sein zu lassen, und statt ihrer couche – couche panier mit seiner Frau zu machen und sie in einer neuen Position zu nehmen.
Ich durfte mitlachen.
Madame, die Frau des patron , erschien hinter der Theke. Sie war eine gedrungene, kräftige Frau mit Goldzähnen und einem stereotypen Lächeln. Sie wollte den Grund des Gelächters erfahren. Die geschädigte Partei gab eine leicht gemilderte Version des Vorschlags, den ihr Mann gemacht hatte, zum besten, und wieder lachten alle. Sie stimmte herzlich mit ein, bis sie mich bemerkte. Dann tat sie so, als würde sie ihren Mann schelten.
»Du bist ein ganz Schlimmer«, sagte sie. »Was sollen bloß die Leute denken?«
»Madame«, sagte ich, »auch ich wollte Ihren Mann gerade um einen Rat bitten. Vielleicht sollte ich mich aber doch besser an Sie wenden.«
Das trug mir ein höfliches Kichern und die allgemeine Aufmerksamkeit ein.
»Ja, Monsieur?« fragte der patron.
»Ich suche ein möbliertes Ferienhäuschen für den Sommer. Meiner Frau gefällt es in Mougins. Nun weiß ich aber nicht, an welche Agentur ich mich wenden soll.«
Er zuckte die Achseln. »Da gibt es mehrere. Aber das hängt davon ab, was Sie suchen.«
»Viele Grundstücke werden von Agenturen in Cannes vermittelt«, warf Madame ein. »Möchten Sie ein kleines Haus oder …?«
»O ja, etwas Kleines, Madame.«
»Die Agentur Mortain?« schlug die geschädigte Partei vor.
Der patron schüttelte den Kopf. »Für ein kleines Grundstück wäre die Agentur Littoral geeigneter.«
Während ich das aufschrieb, begannen die Männer über andere Agenturen zu reden. Ich überlegte, daß ich geradesogut auf den Außenseiter setzen konnte.
Ich sagte: »Madame, ein paar Freunde von uns, die im vorigen Jahr in Mougins waren, wohnten in einer Villa, die einem gewissen Monsieur Sanger gehört. Wissen Sie zufällig, welche Agentur seinen Besitz verwaltet?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Monsieur. Aber wenn Sie schon einmal hier sind, ist die Sache einfach. Sie können ihn selbst fragen. Oder, vielleicht besser, Madame Sanger. Denn sie ist es, die sich um die geschäftlichen Dinge kümmert.«
»Monsieur
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