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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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schwierig, jemanden zu finden, der in einem Hotel wohnt.«
    »Nein, sicher nicht.« Ich erzählte ihr, was mir am Vormittag passiert war.
    Sie war entzückt. »Sehen Sie? Es wird leicht sein, ihn zu finden.«
    »Noch leichter wird es sein, mich zu finden. Am Montag wird mein Bild möglicherweise in den Zeitungen auftauchen. Morgen abend sollte ich aus meinem Hotel ausziehen.«
    »Wohin werden Sie gehen?«
    »Ich habe gehofft, Sie wüßten ein paar Orte.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Hier ist ein Zimmer frei«, sagte sie schließlich, »aber ich muß an die Frau denken, die morgens kommt. Ihr würde es seltsam vorkommen, daß ich mir einen Liebhaber nehme, während ich mich von einer Gesichtsoperation erhole.«
    »Wie wäre es denn mit dem Haus oberhalb von Beaulieu, wo wir das Interview gemacht haben? Sie haben doch den Schlüssel noch?«
    »Ja. Aber dort müßten Sie sehr vorsichtig sein. Man glaubt, daß es leer steht, und die Häuser in der Nähe sind bewohnt.«
    »Hat’s Proviant dort?«
    »Adèle hat ein paar Suppendosen dortgelassen, für den Fall, daß ich plötzlich umziehen müßte. Aber es ist wohl besser, wenn Sie heute noch etwas einkaufen, bevor die Geschäfte schließen. Bettzeug ist auch keins dort, aber ich habe hier welches übrig. Das können Sie haben. Ich werde Ihnen auch den Schlüssel für die Garage geben, damit Sie den Wagen verstecken können.«
    »Das ist nicht nötig, denn ich werde meinen Wagen bis Montag loswerden müssen. Der Mann von der Autovermietung könnte sich an mich erinnern, wenn er mein Bild in der Zeitung sieht. Er würde sich um seinen Wagen Sorgen machen und die Polizei benachrichtigen. Sie werden mich wohl oder übel dorthin fahren müssen.«
    »Aber nicht tagsüber.«
    »Was mich betrifft«, sagte ich, »je später, desto besser. Ich schwärme nicht für meine eigene Küche.« Ich stand auf. »Ich glaube, es ist Zeit, Skurleti anzurufen.«
    »Ach ja. Das Telefon ist dort drüben.«
    Sie hörte am Nebenanschluß in ihrem Schlafzimmer mit.
    »Monsieur Skurleti? Hier ist Mathis in Marseille.«
    »Sind Sie in Sète gewesen?«
    »Ja. Die Häuser stehen alle leer.«
    »Alle? Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher. Niemand könnte drin wohnen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie werden gerade umgebaut.«
    »Alle drei?«
    »Alle drei. Sie sind unbewohnbar.«
    Es entstand eine Pause.
    »Nun gut«, sagte er schließlich. »Ich werde Sie am Montag im Hôtel de Ville treffen.«
    »Möglicherweise bin ich verhindert. Aber falls ich nicht komme, rufe ich Sie im Hotel an. Auf Wiedersehen.«
    Ich hängte ein.
    Lucia lächelte, als sie aus dem Schlafzimmer zurückkam. »Was für ein Akzent«, sagte sie. »Aber ich vermute, er kann Arabisch lesen und sprechen. Das muß der Grund sein, warum sie ihn ausgewählt haben.« Sie sah auf ihre Uhr. »Es ist besser, wenn Sie jetzt gehen und Ihre Einkäufe erledigen.«
    Während wir zur Haustüre gingen, sagte ich: »Eines haben wir noch nicht besprochen. Was geschieht nachher?«
    »Nachher?«
    »Angenommen, Skurleti zahlt, Brigadier Farisi erscheint und zahlt auch, und wir bringen das Kunststück fertig, vom Komitee nicht ermordet zu werden …«
    Sie unterbrach mich scharf. »Darüber sollten Sie keine Witze machen.«
    »Ich habe keinen Witz gemacht. Aber gut, wir werden den Mord aus dem Spiel lassen. Angenommen, alles verläuft plangemäß, und es gelingt uns, in den Besitz dieses Geldes zu kommen – was dann? Werden Sie sich dann weiterhin verstecken?«
    »Nur bis die Dagh -Leute wissen, daß die Aufzeichnungen in Bagdad sind, und das werden sie sehr bald wissen. Dann werden sie nicht mehr länger an mir interessiert sein.«
    »Aber die Polizei wird es sein.«
    Sie schob diese Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite. »Nun, dann werde ich mich von ihr finden lassen. Ich werde den Leuten dort das erzählen, was ich Ihnen für das Magazin erzählt habe. Ich werde mir einen Anwalt nehmen, und der wird den Leuten dort den Rest von Ahmeds Dokumenten übergeben. Ich werde die dumme Hysterikerin spielen. Sie haben nichts in der Hand gegen mich.«
    »Aber gegen mich haben sie eine Menge in der Hand«, erinnerte ich sie. »Wer es unterläßt, über eine Person, die in einem polizeilichen Untersuchungsverfahren als Zeugin gesucht wird, Auskunft zu geben, macht sich einer strafbaren Handlung schuldig.«
    »Ach ja?« Sie dachte einen Augenblick nach, dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Ich hab’s. Sie werden mich zur Polizei bringen. Sie werden der sein, der

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