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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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meisten von ihnen ein. Als Ahmed mit dem Komitee in engere Verbindung trat, fiel ihm auf, daß einige Mitglieder privat so sprachen, als sei die offizielle Politik ein Witz, während sie öffentlich vorgaben, sie zu akzeptieren. Zuerst hielt er dies nur für einen verständlichen Ausdruck von Enttäuschung und Verbitterung. Aber er interessierte sich für die betreffenden Männer und tat so, als teile er ihre Ansichten. Endlich wandte sich einer von diesen Männern an ihn und schlug ein geheimes Treffen vor – das heißt ohne Wissen der Führer des Komitees. Es wurde in der Villa abgehalten. Am Ende dieses Abends wußte Ahmed, daß das Komitee hintergangen worden war und nur als Deckmantel für eine Verschwörung mit den Russen benützt wurde.«
    »Was für eine Verschwörung?«
    »Es sollten bewaffnete Aufstände in den kurdischen Gebieten der Türkei, Syriens und des Irak stattfinden, alle zum selben Zeitpunkt, und genau geplant. Kampfgruppen waren zu organisieren und im Umgang mit modernen Waffen auszubilden. Versteckte Waffenlager waren zu errichten, Geheimhaltung und Disziplin durch besondere Terroristengruppen aufrechtzuerhalten. Es gehörte noch viel mehr dazu. Das Ganze lief unter einem Codenamen: Dagh . Das ist ein türkisches Wort und bedeutet ›Berg‹. Sie wissen sicher, daß die Kurden auch ›Bergtürken‹ genannt werden. Ahmed sagte, daß Dagh ein geschicktes, auf weite Sicht geplantes Projekt sei, das große Erfolgschancen habe, vor allem, weil es allen Stärken und Schwächen der Kurden Rechnung trage.« »Was tat er?«
    »Natürlich schloß er sich der Verschwörung an.« »Natürlich? Ich dachte, er mißbilligte sie?« »Sicher. Aber was hätte er denn Besseres tun können? Er war doch der richtige Mann am richtigen Platz. Über zwei Monate lang war er bei allen geheimen Dagh -Sitzungen anwesend, hörte, was gesagt wurde, und fand soviel heraus wie möglich – Namen, Orte, Befehlsverhältnisse, finanzielle Arrangements, Verbindungen, alles.«
    »Das waren die Treffen, von denen Sie schon gesprochen haben – jene, die in der Villa abgehalten worden sind?«
    »Ja, aber es gab auch andere, in Lausanne und Basel. Das war natürlich bevor er gewarnt wurde, daß er verdächtig sei. Danach besuchte er keine Treffen mehr. Es wäre zu gefährlich gewesen.«
    »Dann müssen die Dagh- Leute bemerkt haben, daß er gewarnt worden war?«
    »Nicht sofort. Er erzählte ihnen, daß er von der Schweizer Bundespolizei verhört worden sei und daß er glaube, überwacht zu werden. Das war ein triftiger Grund, die Verschwörer zu meiden. Aber er wußte auch, daß sie ihm früher oder später dahinterkommen würden und dann versuchen würden, ihn zu töten. Allerdings glaubte er nicht, daß es ihnen gelänge.«
    »Wissen Sie wirklich nicht, wer ihn gewarnt hat?«
    »Nein. Aber die Warnung kam aus Bagdad. Dort hatte irgend jemand zuviel geredet. Sie waren unvorsichtig gewesen.«
    Ich wurde verwirrt. »Sie?«
    »Seine alten Freunde in der Regierung in Bagdad. Natürlich stand er inzwischen wieder mit ihnen in Verbindung. Er hatte sie kurz über Dagh und seine diesbezüglichen Pläne informiert.« Sie lächelte verschmitzt.
    Ich glaubte zu verstehen. »Oh, ich verstehe. Sie meinen, er wollte die Dagh -Verschwörung benutzen, um sich Amt und Würden zurückzukaufen?«
    »Zu kaufen ?« Sie war beleidigt durch diese Unterstellung. »Sicher nicht. Er wollte verkaufen.«
    »Aber sicher …«
    »Worin läge der Sinn, Bagdad die Information umsonst zu geben?« fragte sie. »Gratis wäre sie suspekt gewesen. Sie wußten, daß er in der Schweiz ganz gut lebte und nicht zurückkehren mußte . Sofort würden sie sich fragen: ›Warum? Warum ist dieser Kurde plötzlich so freundlich zu uns? Welches Spiel versucht er jetzt zu spielen?‹ Aber wenn sie eine Menge Geld dafür bezahlen müßten, würden sie anders denken. Seine Motive würden verständlich erscheinen. So denken diese Leute.«
    »Und sie wollten wirklich zahlen?«
    »Ja, natürlich. Alles war schon arrangiert. Ein Mann sollte aus Bagdad kommen, um ausgewählte Seiten von Ahmeds geheimen Aufzeichnungen zu prüfen, und diese dann erwerben. Ahmed hatte nur eine Bedingung – daß der Mann jemand sei, dem er vertrauen könne. Es sollte ein ehemaliger Waffenkamerad sein, Brigadier Farisi. Er hätte einen Tag nach Ahmeds Ermordung eintreffen sollen. Ich war die Unterhändlerin.« Erwartungsvoll sah sie mich an.
    Ich schenkte mir noch einen Kognak ein und zog einen ziemlich

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