Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
les varices‹.
    Jetzt konnte ich Farisi wieder sehen. Er hatte seine Tabletten endlich bekommen und bezahlte sie, unterstützt von Major Dawali. Die Beleuchtung im Geschäft war ausgezeichnet. Alles war weiß und glänzend, selbst der Fußboden. Der Schweiß rann mir übers Gesicht. Jeden Moment mußte mich jemand ansehen, wegsehen, mich nochmals ansehen, genauer diesmal, und dann einen andern auf mich aufmerksam machen. Solange Farisi da war, konnte ich nicht entkommen, außer eventuell durch das Ambulatorium, dessen Eingangstür aber bestimmt wieder versperrt war.
    Farisi ging jetzt mit Dawali hinaus, ohne sich jedoch zu beeilen. Er tat sehr lässig und war darauf bedacht, seinen Beschattern etwas vorzuspielen. Er blieb einen Augenblick an der Auslage für Vitamintabletten stehen und machte zu Dawali eine scherzhafte Bemerkung. Dann sah er sich das Seifensortiment an. Endlich ging er weg, wobei er die Papiertüte mit der Schachtel Schlaftabletten ostentativ in der Hand hielt.
    Ich durfte den Laden noch nicht verlassen. Ich mußte warten, bis sie weiter weg waren. Vorsichtig schob ich mich zu der Seite des Schaufensters, wo die Duschen waren und von wo aus ich durch die Tür auf die Straße sehen konnte. Sie standen am Rand des Gehsteiges, und Dawali fuchtelte mit den Armen. Wahrscheinlich winkte er einem Taxi. Mir sank der Mut. In Nizza ist es um diese Zeit fast unmöglich, ein leeres Taxi zu erwischen. Aber zu meinem Erstaunen fanden sie eines. Als es wegfuhr, ging ich langsam auf die Tür zu, wagte kaum zu atmen und zählte die Sekunden. Ich hatte beschlossen, ihnen eine Minute Vorsprung zu geben.
    Dann trat ich durch die Tür auf die Straße. Ich hielt den Kopf gesenkt und wandte mich nach rechts, weg von der Nebenstraße und dem Hof. Zuerst ging ich langsam, dann erhöhte ich allmählich mein Tempo. Es waren viele Leute auf der Straße; es wäre schwierig gewesen, festzustellen, ob mir jemand folgte, und riskant dazu, denn die Straßen waren stark beleuchtet. Ich zwang mich zum Vorwärtsgehen und hoffte das Beste. Nach zehn Minuten war ich beim Wagen.
    Ich wäre gern einen Augenblick darin sitzen geblieben, um mich zu erholen. Ich wagte es nicht. Statt dessen wischte ich mir die schweißnassen, zitternden Hände am Taschentuch ab und fuhr nach Mougins zurück.
    La Sourisette war erleuchtet, und als ich in die Garage fuhr, wußte ich auch, warum. Drin stand ein Lancia Gran Turismo. Philip Sanger war gekommen, um den Helden, der aus dem Krieg heimkehrt, zu begrüßen.
IV
    Lucia lief mir entgegen. Sanger folgte etwas langsamer.
    »Hat alles geklappt?« fragte sie atemlos.
    »Ja. Alles hat geklappt. Zwar nicht plangemäß, aber es hat geklappt. Einstweilen keine Verluste. Was macht er hier?«
    Sanger war nahe genug herangekommen, um die Frage zu hören. Er grinste. »Nun«, sagte er munter, »da ich zu einem kleinen Teil an eurem gemeinsamen Unternehmen beteiligt bin, dachte ich mir, ich sollte einmal nachsehen, ob ich mich nicht irgendwie nützlich machen könnte.«
    »Er ist gekommen«, sagte Lucia schroff, »um sich zu vergewissern, daß er das Geld bekommt.«
    Sanger lachte vergnügt. »Aber, aber, Kinder. Ein bißchen mehr Respekt vor meinen grauen Haaren, wenn ich bitten darf.« Er sah mich an. »Ich nehme an, Sie hätten gern etwas zu trinken.«
    »Gern, ja. Ich kann’s brauchen.«
    »Dann wollen wir hineingehen.« Er ging voraus.
    Lucia warf mir einen völlig überflüssigen warnenden Blick zu.
    Er beobachtete mich genau, als ich den Hut und die Regenhaut ablegte, und pfiff leise durch die Zähne, als er den Revolver sah.
    Ich reichte Lucia den Aktenumschlag mit den Leseproben.
    »Ist das der Besitz?«
    »Nein, nur der Vordereingang.«
    Wir gingen in das Wohnzimmer.
    »Lassen Sie mich überlegen«, sagte er, »Sie trinken den Scotch doch mit Eis und Soda, nicht wahr?«
    »Ja. Danke.«
    Er ging zu der Hausbar im Alkoven. »Lucia hat mir von unserem Unternehmen erzählt«, sagte er.
    »Nicht alles«, warf sie ein und sah mich wieder warnend an. Sie wollte mir bedeuten, daß sie ihm weder etwas von Skurleti noch vom Preis, den Farisi zahlen wollte, erzählt hatte.
    »Natürlich nicht alles. Schließlich bin ich ja nur Juniorpartner. Aber was ich erfahren habe, war schon sehr interessant.« Kurz danach kam er zurück und reichte mir den Whisky. »Wie ich höre, haben Sie einiges erlebt.«
    »Er war großartig«, sagte Lucia herausfordernd, als hätte er versucht, mich zu kritisieren.
    »Ich zweifle nicht

Weitere Kostenlose Bücher