Eine begehrenswerte Lady
stand, ihren Ehemann umgebracht zu haben?«
»Würdest du denn darauf hören?«
Gillians süßes Gesicht mit vor Erregung verhangenen Augen erschien vor Lucs geistigem Auge, und eine explosive Mischung aus Lust und Zärtlichkeit erfasste ihn. Luc schüttelte den Kopf und sagte:
»Ich fürchte nicht.«
Barnaby lachte leise.
»Wenn das der Fall ist, dann erlaube mir bitte, dir meinen herzlichsten Glückwunsch auszusprechen und dem Wunsch Ausdruck zu verleihen, dass euch ein langes und glückliches Leben miteinander beschieden sei.«
»Merci.«
Es klopfte an der Tür, und auf Barnabys Bitte hereinzukommen, schlenderte Mathew Joslyn ins Zimmer. Er hatte offenbar gedacht, Barnaby sei allein, denn nach ein paar Schritten, nachdem er Luc bemerkt hatte, blieb er stehen.
»Oh, ich bitte um Verzeihung, ich wusste nicht, dass Lucien hier ist.«
Als ältester der englischen Joslyns war Mathews Ähnlichkeit mit Luc frappierend, sodass außer Zweifel stand, dass sie gemeinsame Vorfahren hatten. Beide Männer waren groß und hatten den athletischen Körperbau, die azurblauen Augen mit den dichten Wimpern und die klassisch schönen Züge, für die die männlichen Joslyns allgemein berühmt waren – so wie Simon und Lamb auch. Barnaby hingegen wies nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit den anderen auf, da er von seiner Mutter, die zur Hälfte Cherokee gewesen war, den dunklen Teint und die schwarzen Augen geerbt hatte. Und obwohl alle Joslyns hochgewachsene Männer waren, waren Barnaby und Lamb größer als ihre Verwandten und waren zudem kräftiger gebaut, überragten sie um fast eine halbe Haupteslänge, während sich Lucs, Mathews und Simons Körpergröße nur um einen Zentimeter unterschied. Bei allen drei waren die typischen Joslyn-Merkmale derart ausgeprägt, dass Fremde sie leicht verwechseln konnten. Thomas, Mathews und Simons toter Bruder, hatte genau wie sie ausgesehen.
Barnaby lächelte, während er die Begrüßung zwischen Mathew und Luc verfolgte. Sie erinnerten ihn an Katzen, die willens waren, sich mit einem anzufreunden, aber andererseits misstrauisch waren. Sie hatten schon große Fortschritte gemacht seit seiner Ankunft in London vor über einem Jahr, um den Titel anzunehmen und das Erbe anzutreten, von dem Mathew immer geglaubt hatte, es sei sein. In der Zwischenzeit war viel geschehen. Ihm wurde warm ums Herz, wenn er an diese Ereignisse dachte – und seine Heirat mit Emily. Ihr Kind würde in wenigen Wochen geboren werden, und er wartete überglücklich auf die Geburt. Er sehnte sich danach, sein Kind in den Armen zu halten.
Luc hatte Mathew mehrere Monate lang nicht gesehen und war entsetzt über die Veränderung, die er sah. Eigentlich schlank und auf eine elegante Art und Weise muskulös wie alle Joslyns, war Mathew in letzter Zeit deutlich dünner geworden, und seine aristokratischen Gesichtszüge traten stärker hervor, die sonst klaren blauen Augen waren trüb und glasig. Für Luc war Mathew ein Fremder, da er ihn nur ein paarmal vor Thomas’ Tod getroffen hatte und seit dessen Beerdigung gar nicht mehr, aber selbst ihm fiel auf, dass der Mann, der vor ihm stand, sich dramatisch von dem unterschied, den er im Februar kennengelernt hatte. Thomas war im März gestorben.
Aus Bemerkungen von Barnaby und Simon wusste Luc, dass Mathew Thomas’ Tod und seine Beteiligung daran schwer getroffen hatte, aber bis zu diesem Moment, da er den anderen wiedersah, hatte er die Tiefe von Mathews Leid nicht erkannt. Luc schaute zu Barnaby und überlegte, wie er wohl empfinden würde, wenn seinem Halbbruder etwas zustieße … wenn er für seinen Tod verantwortlich wäre … und sein Herz zog sich so schmerzhaft zusammen, dass ihm die Knie nachzugeben drohten. Verständnis und Mitgefühl erfassten ihn, und er empfand für Mathew auf einmal Zuneigung. Thomas mochte ein Schurke gewesen sein, aber Mathew hatte seinen Bruder geliebt, und ihn getötet zu haben …
Nachdem die Begrüßung vorüber war, sagte Luc in der Hoffnung, einen Funken Interesse in Mathew zu wecken:
»Ich hoffe, dass Sie mir Glück wünschen. Ich will Samstag Mrs. Gillian Dashwood heiraten, Silas Ordways jüngere Nichte.«
Mathew zwang sich zu einem Lächeln.
»Gratulation.« Mit einer Herzlichkeit in seiner Stimme, die er nicht wirklich empfand, fügte Mathew hinzu: »Soweit ich es verstanden habe, sind auch weitere Glückwünsche angebracht – Sie haben Ramstone erworben.«
Luc nickte.
»Danke.«
Mathew schüttelte den Kopf, und ein
Weitere Kostenlose Bücher