Eine begehrenswerte Lady
sich an der gegenüberliegenden Wand. Auf einem Zinntablett auf einem niedrigen Tisch vor Penelope waren noch die Reste von Tee und Erfrischungen zu sehen, Ingwerkuchen und Zitronentörtchen.
Penelope schaute sie eine Weile an, dann wandte sie sich aber mit einem Lächeln wieder der Unterhaltung zu und nickte zu dem Vorschlag des Vikars, dass die Hochzeit im Pfarrhaus stattfand. Während sie Gillian die Hand tätschelte, erklärte Penelope leise:
»Cornelia und ich haben es besprochen, und wir denken, so ist es am besten.« Auf Gillians überraschten Blick hin sagte sie: »Es wird so genug Gerede geben wegen der Eile bei der Hochzeit. Wenn die Zeremonie hier abgehalten wird, wird das allem den Anstrich von Normalität verleihen.«
Gillian konnte nur nicken, dankbar für die Freundlichkeit und das Verständnis, das sowohl die Pfarrersfrau als auch die ehrfurchtgebietende Cornelia Townsend bewiesen. Beide Damen taten ihr Möglichstes, der ganzen Affäre einen respektablen Anstrich zu geben, und ihr wurde davon ganz warm ums Herz.
Als Gillian sich am Mittwochabend zu Bett begab, geschah das in dem Wissen, dass bis auf ein paar Kleinigkeiten alles geregelt war. Mit Barnabys Einwilligung würden Emily und Cornelia am Freitagabend ein Dinner für das Verlobungspaar geben. Der Vorschlag des Vikars, dass die eigentliche Hochzeitsfeier in der Pfarre am Samstag um elf Uhr vormittags stattfinden sollte, fand die Zustimmung aller Beteiligten. Vor Stolz fast berstend, verkündete Silas, dass auf die Feier ein Hochzeitsessen auf High Tower folgen würde.
Bis auf die Beaufsichtigung des Packens und des Transports ihrer persönlichen Gegenstände nach Ramstone gab es nicht mehr viel für Gillian zu tun. Silas und Sophia waren so aufgeregt wie zwei Kinder an Weihnachten, beide strahlten um die Wette, als habe Gillian etwas Wunderbares vollbracht. Stanley teilte ihre Aufregung nicht im gleichen Maße, aber er versetzte ihrer Freude auch keinen Dämpfer, auch wenn Gillian ihn mehr als einmal dabei ertappte, wie er sie nachdenklich musterte. Er wundert sich wahrscheinlich über die dunklen Schatten unter meinen Augen, dachte sie unglücklich.
Die Bewohner von High Tower, die mit der Vorbereitung der Hochzeit und Gillians Umzug in das Haus ihres zukünftigen Gatten beschäftigt waren, erfuhren erst am späten Freitagmorgen von Canfields Tod, als Luc vorbeischaute. Er wurde in den Morgensalon geleitet, wo die Familie gerade ein zweites Frühstück einnahm. Als er hereinkam, war ihm kaum anzusehen, dass er soeben erst in aller Eile nach London und wieder zurück gereist war.
Die azurblauen Augen unter den dichten schwarzen Brauen waren klar, und er wirkte insgesamt wie ein Mann, der mit sich und der Welt im Reinen war. Bis auf einen blitzschnellen Blick zu Gillian schenkte er seine gesamte Aufmerksamkeit den anderen.
Gillians Herz machte bei seinem Anblick einen Satz, und sie fand seine kurze besitzergreifende Musterung erregend und angsteinflößend zugleich. Sie war froh, dass er mehr auf die anderen achtete als auf sie, denn das gestattete es ihr, sich an seiner hochgewachsenen muskulösen Figur und den attraktiven Zügen sattzusehen. Unter gesenkten Wimpern starrte sie ihn an und musste zugeben, dass er einfach großartig aussah in seinem makellos sitzendenden dunkelblauen Rock mit den Messingknöpfen und dem welligen schwarzen Haar. Gütiger Himmel! Morgen würden sie Mann und Frau werden.
Als Luc Silas anlächelte und sich auf den Stuhl setzte, auf den der zeigte, konnte sie ihren Blick nicht von ihm losreißen. Er faszinierte sie. Zur Hölle mit ihm!
»Und, ist alles gut gegangen?«, erkundigte sich Silas.
Luc nickte.
»Mathew Joslyn hat mich nach London begleitet und mir den Weg geebnet. Die Sondererlaubnis habe ich erhalten – kein Grund zur Sorge.«
»Nun, mein Junge, Sie sind nicht der Einzige, der in den letzten Tagen fleißig war«, verkündete Silas fröhlich. »Wir haben alles arrangiert.« Dann legte er kurz dar, was alles geplant war.
Luc fand nichts daran auszusetzen.
» Bon! Sie scheinen alles perfekt im Griff zu haben.« Er schaute zu Gillian, erwischte sie dabei, wie sie ihn anstarrte. Der rasche Blick zur Seite und die Röte in ihren Wangen gefielen ihm. Die dunklen Schatten unter ihren Augen hingegen nicht. Die Dame schlief nicht gut, und er war sich sicher, dass ihre bevorstehende Ehe der Grund dafür war. Er seufzte innerlich. Ihr Schicksal war besiegelt, seit er sie hochgehoben und in ihr
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