Eine begehrenswerte Lady
gebrochenen Arm. Der Arzt hatte am Tag zuvor erst gesagt, dass es nicht mehr lange dauern würde, ehe er ganz auf die Schlinge verzichten konnte.
Silas schüttelte den Kopf und erklärte:
»Nein, nein, mit dem Arm ist alles in Ordnung, er verheilt vorbildlich. Ich dachte nur gerade über Canfields Tod nach. Für meinen Neffen und auch meine Nichten wird es ein Schock sein.«
»Soll ich es lieber erzählen?«, erkundigte sich Luc. »Es wäre das Beste, wenn sie es gleich erfahren. Ich bin sicher, dass sich die Nachricht inzwischen im Dorf verbreitet hat.«
»Ja, vielleicht ist es wirklich besser, wenn Sie das übernehmen. Sie werden lauter Fragen haben, und ich muss sie ja ohnehin an Sie verweisen.«
Die beiden Männer kehrten wieder in den Morgensalon zu den anderen zurück, und auf ein Nicken von Silas hin sagte Luc ernst:
»Ich fürchte, ich komme mit schlechten Neuigkeiten. Ich habe sie bereits Ihrem Onkel erzählt, und wir sind beide der Ansicht, dass es niemanden nützt, wenn wir Ihnen die Wahrheit vorenthalten.«
Beide Frauen starrten ihn mit großen Augen und ängstlichen Mienen an; Stanley betrachtete ihn stirnrunzelnd. Nach einem tiefen Atemzug verkündete Luc:
»Es ist meine traurige Pflicht, Sie davon zu unterrichten, dass George Canfield letzte Nacht bei einem Sturz von den Klippen bei den Sieben Schwestern ums Leben gekommen ist.«
Die Damen schnappten nach Luft, Entsetzen im Blick. Stanley versteifte sich und starrte Luc an.
»Ein Unfall ?«, erkundigte sich Stanley scharf.
Luc blickte ihn an und nickte.
»Ja. Er war mit Squire Townsend und Mr. Nolles zusammen. Offenkundig hatten die drei ein bisschen zu viel getrunken. Canfields Pferd hat zu dicht an der Klippe gescheut, sodass unseligerweise Ross und Reiter zusammen in die Tiefe gestürzt sind.«
Es war schwer für Gillian, in sich irgendwelches Mitgefühl für Canfield zu finden, doch obwohl sie ihn verabscheut hatte, hatte sie ihn nicht tot sehen wollen, weswegen sie leise sagte:
»Was für ein trauriges Schicksal. Seine Familie wird fassungslos sein.«
»Ganz sicher«, pflichtete ihr Sophia bei, auch wenn sie insgeheim vermutete, nur seine Mutter würde über sein Ableben aufrichtig trauern. Sie sah zu Stanley. Ihr Cousin gab sich große Mühe, eine angemessene Reaktion zu zeigen, doch es war klar zu erkennen, dass er zwar schockiert war, ihn Canfields Tod aber nicht wirklich berührte.
Ohne es zu ahnen, wiederholte Stanley Silas’ Bemerkung.
»Es tut mir leid, von seinem Tod zu hören, aber ich kann nur froh sein, dass er nicht länger hier gewohnt hat.«
Canfields tödlicher Unfall beschäftigte sie noch kurze Zeit, dann verlagerte sich die Unterhaltung auf das Dinner auf Windmere an diesem Abend.
Gillian lächelte Luc schüchtern zu und bemerkte leise:
»Lord und Lady Joslyn und Mrs. Townsend sind so großzügig gewesen, für uns heute Abend ein Dinner zu geben.« Leichte Röte stieg ihr in die Wangen. »Sie hatten nicht viel Zeit, es zu planen, aber soweit ich es weiß, stößt es auf erfreuliche Resonanz.«
Luc lachte, und seine weißen Zähne schienen in seinem dunklen Gesicht aufzublitzen.
»Eine Einladung nach Windmere ablehnen? Niemand in der Nachbarschaft würde das wagen – Cornelia würde ihnen mit dem Gehstock kommen.«
Silas schmunzelte.
»Allerdings, ihr Stock ist ein mächtiger Anreiz, genau das zu tun, was sie will.«
Luc bot an, sie nach Windmere zu eskortieren, aber Silas winkte ab.
»Ach Unsinn! Mit Stanley und mir an ihrer Seite wird Ihre Verlobte ganz sicher sein. Es besteht kein Grund für Sie, den ganzen Weg herzureiten, nur um dann nach Windmere zu fahren und nachher wieder zurück, ehe Sie dann von hier nach Ramstone aufbrechen. Wir sehen uns auf Windmere.« Er zwinkerte Gillian zu und grinste Luc an. »Nach elf Uhr morgen Vormittag werden Sie für sie verantwortlich sein. Bis dahin lassen Sie einem alten Mann doch das Vergnügen.«
Gillians empörter Blick entlockte Luc ein Lachen, und nachdem er Silas zugestimmt hatte, sagte er:
»Bis heute Abend.« Dann ging er.
Emily und Cornelia hatten die Liste mit den Dinnergästen sehr sorgfältig zusammengestellt. Es sollte keine große Gesellschaft werden, aber sie wollten sichergehen, dass Luc und Gillian so wenig Probleme wie möglich hatten, die durch die plötzliche Hochzeit mit Sondererlaubnis vielleicht bei dem Landadel aufkommen könnten. Bei Lord und Lady Broadfoot konnte man sich darauf verlassen, dass sie die Frischvermählten freundlich
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