Eine begehrenswerte Lady
nachdem wir ihnen im Februar einen so schweren Schlag versetzt haben. Deering sagt, dass es im letzten Monat oder so eine Zunahme bei den Schmuggelaktivitäten hier in der Gegend gegeben habe. Den Gerüchten nach hat Nolles einen neuen Geldgeber gefunden.«
»Einen anderen so ähnlich wie Cousin Thomas?«, fragte Luc, der auf ihren Cousin anspielte, der im Februar von seinem eigenen Bruder Mathew erschossen worden war.
»Das weiß ich nicht, aber ich nehme es an«, antwortete Barnaby. »Er kann es nicht beweisen, aber Deering hat nicht das Gefühl, dass Nolles das Geld für seine Fahrten nach Frankreich selbst aufbringt. Er hegt den Verdacht, dass Nolles entweder Kontakte zu einem wohlhabenden Landbesitzer in der Gegend hat oder, und das hält Deering für wahrscheinlicher, zu jemandem aus London, der ihm die Fahrten finanziert – so wie Thomas es getan hat.«
»Lasst uns hoffen, dass dieser neue Geldgeber nicht wieder ein Verwandter von dir ist«, murmelte Luc.
»Ich bezweifle, dass Mathew noch eine weitere wie auch immer geartete Verbindung zu Schmugglern verkraftet. Dass er gezwungen war, Thomas zu töten, hat ihm ganz schön zugesetzt, und dann auch noch herausfinden zu müssen, dass sein Bruder die Nolles-Bande finanziert hat, hat nichts dazu beigetragen, seine Schuldgefühle zu lindern. Ich denke, wir können Mathew ausschließen, oder?«
Luc verzog das Gesicht, nickte.
Lamb sagte:
»Und kannst du dir vorstellen, dass Simon so etwas täte?«
Luc dachte an den liebenswürdigen, charmanten Simon, den jüngsten der englischen Joslyns, und schüttelte den Kopf.
» Non! Simon und Thomas mögen sich ständig in die Haare geraten sein, aber seine Trauer über den Tod seines Bruders war echt und tief empfunden.«
Die beiden anderen nickten.
Die Entdeckung, dass Thomas Joslyn im Hintergrund die Fäden gezogen hatte und die beträchtlichen Summen zur Verfügung gestellt hatte, die über Nolles nach Frankreich gelangt waren, um Schiffsladungen von Schmuggelwaren zu kaufen und sie in England wieder zu verkaufen, hatte die gesamte Familie entsetzt – am meisten aber Mathew. Noch schwer angeschlagen von der Erkenntnis, dass er auf seinen eigenen Bruder geschossen und ihn getötet hatte, hatte die Entdeckung von Thomas’ eigentlich unvorstellbarer Zusammenarbeit mit der üblen Schmugglerbande die Schuldgefühle und das Entsetzen noch verstärkt, die Mathew verzehrten.
»Hat er inzwischen Monks Abbey verlassen?«, fragte Luc und erwähnte dabei Mathews Anwesen, das ein Stück entfernt von Windmere lag.
Barnaby schüttelte den Kopf.
»Simon macht sich seinetwegen Sorgen. Er sagt, er sperrt sich abends in seine Räume ein und betrinkt sich bis zur Besinnungslosigkeit.«
Stirnrunzelnd versuchte Luc sich vorzustellen, wie sich der ruhige und verlässliche Mathew bewusstlos trank.
»Deswegen werden wir etwas unternehmen müssen. Es war furchtbar, aber inzwischen hatte er genug Zeit, um seine Wunden zu lecken und zu erkennen, dass nichts davon seine Schuld ist.«
»Richtig«, pflichtete ihm Barnaby bei.
Mit einem Blick zu Barnaby fügte Lamb hinzu:
»Du wirst etwas tun müssen, was eines Viscounts absolut unwürdig ist und ihn maßlos ärgert, um ihn aus seiner Höhle hervorzuholen und unverzüglich herzubringen.« Lamb lächelte schief. »Sobald wir ihn hier haben, werden wir einen Weg finden, ihn aus seiner Trauer aufzurütteln. Simon wird dabei helfen.«
Luc grinste.
»Ich bin sicher, ich kann mir etwas einfallen lassen, was Barnaby tun kann, das empörend genug ist, dass Cousin Mathew Monks Abbey verlässt.«
»Daran hege ich keinen Zweifel«, sagte Lamb flach. »Egal, wo du bist, du hast ein bemerkenswertes Geschick dafür, immer da zu sein, wo der meiste Aufruhr herrscht.«
Luc betrachtete ihn unter zusammengezogenen Brauen.
»Und würdest du weniger von mir erwarten?«
Barnaby seufzte. Er liebte sie beide, aber Himmel! Manchmal würde er sie am liebsten mit den Köpfen zusammenschlagen.
Zu Lucs Leidwesen blieb das Wetter noch eine Weile unfreundlich, Schauer und Nieselregen herrschten vor, sodass es Mittwoch wurde, bis er den versprochenen Ausflug mit Silas’ Nichten in Angriff nehmen konnte. Am Morgen zuvor hatte das Nieseln aufgehört, und sobald die Sonne herauskam, sandte Luc einen von Barnabys Lakaien mit einer Nachricht nach High Tower, in der er den Ausritt ankündigte.
Die Sonne stand als blasse Scheibe an einem wolkenlos blauen Himmel, als Luc im Sattel seines hellbraunen Wallachs
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