Eine begehrenswerte Lady
im Ram’s Head .«
»Himmel! Was hast du dir nur gedacht?«, brach es aus Lamb hervor. »Oder hast du wie gewöhnlich gar nicht gedacht? Hast du nicht einmal innegehalten und überlegt, dass Nolles dir eines hätte überziehen lassen können von jemandem aus seiner Bande und deine Leiche ins Meer werfen lassen, ohne dass irgendjemand gewusst hätte, was mit dir geschehen ist?«
Luc hörte nicht die Sorge und die Angst hinter Lambs Worten und kniff verärgert die Lippen zusammen.
»Wenn das geschehen wäre, hättest du wenigstens die Befriedigung zu wissen, dass ich deine alles andere als hohen Erwartungen an mich erfüllt habe.«
Lamb verkniff sich mit Mühe einen Fluch. An Barnaby gewandt, grollte er:
»Rede du mit ihm. Auf dich hört er vielleicht.«
Barnaby seufzte. Es sah so aus, als ob von dem Moment an, da der zwölfjährige Luc nach dem Tod seiner Mutter auf Green Hill aufgetaucht und dem vierzehnjährigen Lamb begegnet war, die beiden sich ständig in die Haare geraten wären – wenn sie sich nicht gerade gegen andere verteidigten. Mit seinen zehn Jahren war Barnaby der Jüngste der drei gewesen, aber von Beginn an war ihm die Rolle des Friedensstifters zugefallen, und ständig hatte er sich einschalten müssen, wenn die beiden sturen Älteren aneinandergerieten. Die drei waren blutsverwandt und empfanden füreinander eine Zuneigung, die so stark wie unerschütterlich war. Selbst wenn Lamb und Luc sich lieber die Zunge hätten abschneiden lassen, als zuzugeben, dass sie ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl verband.
Barnaby wählte seine Worte sorgfältig und sagte:
»Lamb hat recht. Wenn Nolles die Gelegenheit erhielte, dich zu töten, würde er keine Sekunde zögern.«
Widerstrebend gab Luc zu:
»Auch wenn es mir schwerfällt, räume ich ein, dass unser lieber Onkel dieses Mal tatsächlich recht hat. Ich habe nicht nachgedacht, als ich beschlossen habe, das Ram’s Head aufzusuchen.« Er starrte in die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas. »Ich war nicht in der Stimmung für die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit in der Krone und bei Mrs. Gilbert und ihren reizenden Töchtern. Vielleicht war ich sogar auf der Suche nach Schwierigkeiten, etwas, um mich abzulenken. Der Tod der Königin …« Er nahm einen Schluck Brandy. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
Lamb brummte:
»Das wollen wir hoffen.« Aber seine Stimme klang nicht mehr hitzig.
»Wer hat euch erzählt, dass ich da war?«, wandte sich Luc mit hochgezogenen Brauen an Barnaby.
Der lächelte.
»Lord Broadfoot zum Einen. Er ist heute Abend vorbeigekommen, während du fort warst, um sich dafür zu bedanken, dass du Harlan gerettet hast.«
Luc setzte eine unschuldige Miene auf.
»Wie bitte? Ich hatte nichts damit zu tun. Ich habe doch nur dafür gesorgt, dass der Junge heil zu Hause ankommt.«
Lamb schnaubte, aber in seinen azurblauen Augen, die Lucs so glichen, stand belustigte Zuneigung.
»Du willst uns weismachen, dass Broadfoots Junge, betrunken wie eine Haubitze, imstande war, einen mit allen Wassern gewaschenen Spieler wie Jeffery beim Hazard zu schlagen?«
»Aber es muss wahr sein«, widersprach Luc mit argloser Miene. »Wie sonst sollte Harlan zu Hause mit seinen eigenen Schuldscheinen in der Tasche aufkreuzen … und ein paar von Jeffery?«
Lamb grinste.
»Versuch nicht, mir einen Bären aufzubinden.«
»Wie viel hast du Jeffery abgenommen?«, fragte Barnaby.
Luc zuckte die Achseln.
»Ich kann mich nicht genau erinnern. Genug, um es für ihn schmerzhaft zu machen und ihn dazu zu bringen, es sich das nächste Mal vielleicht zweimal zu überlegen, bevor er sich darauf verlegt, grüne Jungs auszunehmen.«
»Hast du Leutnant Deering gesehen, als du bei Nolles warst?«, fragte Barnaby und schwenkte den Brandy in seinem Glas.
» Non «, antwortete Luc überrascht. »War unser Lieblingszolloffizier da?«
Barnaby nickte.
»Ja.« Er lächelte. »Broadfoot war nicht der Erste, der mir von deinem Besuch im Ram’s Head erzählt hat. Ich habe Deering gestern Nachmittag auf meinem Heimweg von Bauer Calkins Hof getroffen.«
»Ach ja, das beschädigte Dach«, murmelte Luc. »Wie ist das gelaufen?«
»Nun, Calkin hatte einen berechtigten Grund, sich zu beschweren. Das Dach ist nicht mehr auszubessern.« Barnaby blickte Luc an. »Aber du wirst mich nicht von meiner Begegnung mit Deering ablenken.« Er schluckte etwas Brandy und sagte: »Es sieht so aus, als ob sich Nolles und seine Männer neu formiert haben,
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