Eine begehrenswerte Lady
befahl:
»Und jetzt berichte uns, was geschehen ist.«
Die Geschichte war nicht lang, und als Luc fertig war, brummte Barnaby mit wütend funkelnden schwarzen Augen:
»Das klingt ganz nach etwas, was Nolles tun würde.«
»Es ist ziemlich ruhig gewesen, seit das Schmuggelnest von Nolles und seiner Bande im Frühjahr ausgehoben wurde«, erklärte Lamb und starrte Luc an. »Du weißt, dass Nolles nur auf eine Gelegenheit gewartet hat, sich an Barnaby zu rächen. Aber was musst du tun? In Nolles’ Laden spazieren und seine Aufmerksamkeit erregen!«
»Wie Nolles selbst es mir bestätigt hat, ist sein Lokal öffentlich«, erwiderte Luc milde. Ehe Lamb sich darüber aufregen konnte, fügte er hinzu: »Ich stimme dir zu, dass Nolles nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet hat, Barnaby Ärger zu machen, aber ich habe den Verdacht, dass hinter den Prügeln für mich mehr steckt als nur eine Nachricht an Barnaby.«
»Was meinst du?«, fragte Barnaby.
Luc verzog das Gesicht.
»Ich will dich nicht herabsetzen, aber das hier geht vielleicht gar nicht nur um dich … Mrs. Gilbert hat kürzlich erwähnt, dass einer ihrer Stammgäste im Ram’s Head war und mit angehört hat, wie Townsend sich bei Nolles ausgeheult hat über sein … Pech in der Nacht, in der ich da war. Es ist nicht auszuschließen, dass Townsend Nolles auf mich gehetzt hat.«
»Und es damit Nolles ermöglicht, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Tu einem Freund einen Gefallen und dreh einem anderen – in diesem Fall mir – dabei eine Nase«, sagte Barnaby und nickte. »Das würde den Zeitpunkt des Überfalles erklären.«
»Stimmt«, bemerkte Lamb und kehrte zu seinem Stuhl auf Lucs anderer Seite zurück. Er blickte Barnaby an. »Nolles ist ein anderes Problem, aber früher oder später wirst du etwas wegen Townsend unternehmen müssen.«
Barnaby zupfte an seinem Ohr.
»Er ist Emilys Cousin, und auch wenn er ein erbärmlicher Cousin ist, so ist er dennoch auch Friedensrichter hier«, erinnerte er Lamb. »Soweit wir es wissen, hat er bislang nichts Verbotenes getan, und selbst wenn wir den Verdacht hegen, dass er hinter dem Überfall steckt, haben wir doch keine Beweise. Außerdem lebt er in Emilys altem Gutshaus The Birches. Ich kann ihn schwerlich aus seinem eigenen Haus hinauswerfen, und selbst wenn er der Grund für den Angriff ist, würde ich ihn nur ungern töten.«
Beinahe einstimmig erwiderten Lamb und Luc:
»Ich nicht.« Sie grinsten einander an und waren sich für den Moment einig.
Barnaby schüttelte den Kopf.
»Nein, ich wäre Cousin Jeffery gerne los, und damit meine ich fort aus unserem Leben, aber«, sagte er mit einem warnenden Blick erst zu Luc und dann zu Lamb, »nicht tot. Ich fürchte, wir werden uns etwas anderes einfallen lassen müssen, um ihn loszuwerden.«
Luc zuckte die Achseln und stöhnte, als seine Muskeln sich dagegen vehement verwahrten.
»Ungeziefer ist und bleibt Ungeziefer, Barnaby«, bemerkte er, nachdem der Schmerz nachgelassen hatte. »Wie Nolles auch ist er eine Ratte und sollte vernichtet werden.«
»Aber nicht durch uns«, entgegnete Barnaby. »Und gegenwärtig haben wir auch keine Chance, gegen Nolles vorzugehen.« Er sah angewidert aus. »Sosehr es mir auch gegen den Strich geht, wir werden Nolles die andere Wange hinhalten müssen und hoffen, dass sich die Gelegenheit ergeben wird, ihn zu erwischen … und das bald.« Er machte eine Pause und dachte nach. »Wie ich Jeffery und Nolles kenne, wenn Jeffery denn mit Nolles unter einer Decke steckt«, fuhr er nach einer kleinen Weile fort, »könnte ich wetten, dass es nicht lange dauern wird, bis Jeffery nicht länger von Nolles gebraucht wird. Dann wird Nolles sich für uns um ihn kümmern. Vielleicht ist das Glück auf unserer Seite und sie kümmern sich umeinander.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Aber solange Jeffery etwas hat, was Nolles nützlich findet – wie beispielsweise The Birches –, denke ich nicht, dass wir den Bruch zwischen beiden erleben werden.«
Lucs Blick wurde wachsam.
»Denkst du, Jeffery erlaubt Nolles, Schmuggelware auf The Birches zu verbergen?«
»Das vermute ich«, räumte Barnaby ein. »Nolles muss seine geschmuggelten Waren irgendwo zwischenlagern, und da das Gut günstig liegt, stehen die Chancen ausgezeichnet, dass er The Birches genau dafür benutzt – und zwar mit Jefferys Segen. Dem Klatsch nach, den ich von Lord Broadfoot, Sir Michael und anderen gehört habe, kann man Jeffery vornehmlich im
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