Eine begehrenswerte Lady
als er wieder daran dachte, wie sie sich versteift hatte und wie schnell sie von dem anderen Mann abgerückt war.
Sein Pferd schnaubte und scheute und riss Luc aus seiner Versunkenheit. Immer auf der Hut, zog er leicht an den Zügeln, sodass sein Pferd stehen blieb, und suchte nach dem Grund für die Reaktion seines Pferdes. Sie standen in der Mitte einer Biegung auf der schmalen gewundenen Straße. Um sie herum befand sich offenes Land, Wiesen und Felder und Kalkhügel, aber der Weg führte an einem Bach entlang, dessen Ufer Birken und Weiden sowie Büsche säumten, die ihm die Sicht versperrten.
Das schwache Licht der Mondsichel erschwerte es ihm zusätzlich, die Dunkelheit mit seinen Augen zu durchdringen, aber als sein Pferd weiter unruhig blieb, lauschte er angestrengt. Kein ungewöhnliches Geräusch drang durch die Nachtluft zu ihm, sodass er entschied, es war entweder der Geruch eines Dachses oder ein Fuchs auf der Jagd, was sein Pferd beunruhigte. Daher drückte er dem Tier die Fersen in die Flanken und trieb es wieder an.
Als das Pferd sich gehorsam wieder in Bewegung setzte, ertönte ein Schrei aus der Nähe des Baches.
»Schnappt ihn euch, Jungs.«
Bei dem Ruf und dem Rascheln und Knacken von Ästen, mit dem die Männer durch die Büsche brachen, stieg das Pferd auf. Luc musste sich darauf konzentrieren, im Sattel zu bleiben und sein Pferd zu kontrollieren, sodass er keine Zeit hatte, nach den Pistolen in den Taschen seines Mantels zu greifen. Binnen Sekunden war er umzingelt von einer Gruppe Männer, die ihre Deckung am Ufer verlassen hatten. Es war zu dunkel, um sie zu zählen, aber er wusste, es waren nicht wenige.
Ihm wurden die Zügel entrissen, und er wurde grob aus dem Sattel gezerrt. Luc wehrte sich mit dem ganzen Geschick, das er auf den dunklen Gassen und in den Spielhöllen, die nur wenige Gentlemen je gesehen hatten, erworben hatte, aber es waren zu viele, und er wurde überwältigt. Doch nicht, dachte er mit wilder Befriedigung, während er Blut schmeckte, ohne seinen Angreifern ernsthaft Schaden zuzufügen.
»Verdammte Hölle«, fluchte einer von ihnen und hielt sich seinen rechten Arm. »Ich fürchte, er hat mir eine Rippe gebrochen. Niemand hat gesagt, dass es gefährlich werden kann.«
Zu Lucs linker Seite zischte ein anderer:
»Hör auf zu jammern. Ich habe eine aufgeplatzte Lippe und beschwere mich nicht. Aber Himmel – er hat ein Paar kräftige Fäuste.«
»Das reicht jetzt«, befahl ein Dritter und stellte sich vor Luc.
In der herrschenden Dunkelheit konnte er auch jetzt keine Gesichter erkennen, aber nachdem er mit ihnen gekämpft hatte, wusste er, dass sie alle kräftig waren – und dass es mindestens vier waren. Die drei hier und der, der sein Pferd hielt. Aber während er das noch dachte, nahm er die Gegenwart eines fünften Mannes wahr, der ein Stück entfernt wartete.
Der erste heftige Schlag in Lucs Magengrube vertrieb alle Gedanken an diesen fünften Mann. Zu beiden Seiten festgehalten, konnte er sich nicht wehren und nur die Prügel aushalten, die folgten. Der Kerl wusste, was er tat, und als Luc zusammengesunken und kaum noch bei Bewusstsein zwischen den beiden Männern hing, tat ihm alles weh. Morgen, das wusste er, wenn er denn den nächsten Morgen erlebte, würde es keinen Teil seines Körpers geben, der nicht blutig und grün und blau angelaufen wäre.
Der Mann vor ihm holte mit seinem rechten Arm erneut aus und wollte weitermachen, als die Person im Hintergrund befahl:
»Genug. Lasst ihn fallen.«
Luc landete in einem blutverschmierten Haufen auf dem Boden und merkte nur, dass ihm alles wehtat. Von der Stelle in den Schatten schlenderte Nolles herbei und betrachtete den am Boden liegenden Luc befriedigt.
»Und dann noch eine Kleinigkeit von mir persönlich«, zischte er. Sorgfältig gezielt trat er Luc kräftig gegen den Kopf.
Den durchzuckte noch ein heftiger Schmerz, und dann wusste Luc nichts mehr.
Kapitel 7
Als Luc mehrere Stunden später aufwachte, lag er in seinem Bett im Dower House. Es gab keine Stelle an seinem Körper, die nicht schmerzte. Dankbar, noch am Leben zu sein, blickte er sich vorsichtig in dem vertrauten Zimmer um. Es überraschte ihn nicht sonderlich, dass Lamb in einem Stuhl nicht weit vom Bett entfernt saß. Auf dem Tischchen neben ihm stand ein Zinntablett mit, so vermutete er, Essen und Trinken.
Es war wirklich kein Wunder, dass Lamb über ihn wachte. Zwar musste er zugeben, dass er und Lamb oft genug aneinandergerieten,
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