Eine besondere Behandlung (German Edition)
gerade passiert war, auseinanderzusetzen, ließ Lara ihre Augen verschlossen und ließ sich vom ruhigen Rhythmus seines Körpers sanft einlullen.
»Lara?«
Ihr geflüsterter Name auf Bens Lippen brachte Lara zum Lächeln. Dies war kein Traum, sondern süße Wirklichkeit, von der sie sich nie mehr trennen wollte. Selig schmiegte sie sich weiter an ihn und der erlösende Schlaf, den sie die vergangene Nacht vermisst hatte, holte sie endgültig ein.
»Dir kann Mann nur schwer widerstehen, nicht wahr, Prinzessin?« Tief atmete er ihren Duft ein. »Das hätte nicht passieren sollen.«
Vorsichtig, um sie nicht aufzuwecken, hob Ben sie hoch und trug sie in ihr Zimmer. Auf dem Schreibtisch türmte sich die Arbeit und das Bett sah zerwühlt aus. Fotos von Freunden standen herum, die durch den Umzug plötzlich nicht mehr in ihrer Nähe waren. Orchideen blühten in voller Pracht. Das Bücherregal war penibel sortiert nach Autoren und Genres. Zahlreiche Bildbände und Fachbücher zu Woodstock und anderen Megaevents standen herum, ein ziemlich abgegriffenes Französisch-Wörterbuch der Académie Française sowie Krimis und romantische Highlander-Romane. In einer Ecke stand ein gemütlicher Ohrensessel, gleich neben einem Sofa mit zahlreichen Kissen. Alle ihre einmal getragenen Kleidungsstücke hingen sortiert am Bügel. Zur Sicherheit schaute er nochmal in den Schrank, auch dort herrschte die gleiche Ordnung. Absolut gar nichts deutete daraufhin, dass sie auf seine Spielchen stand. Was hatte er sich nur dabei gedacht?
»Genug gespielt«, murmelte Ben, deckte Lara zu und schloss leise hinter sich die Tür.
3 - Verdrängen
»Natürlich ist er nicht hier, Lara!« In der Wohnung fanden sich keine Spuren von Ben. Deutlicher konnte sein Kommentar zum gestrigen Abend nicht ausfallen. Was hatte sie sich nur bei diesem Kuss gedacht und was, als er seine Finger in ihr hatte? Sie kannte die Antwort. Sie war dabei gewesen, sich in ihn zu verlieben und obendrein hatte sie dieses ganze Gerede von Sex und Doktorspielen geil gemacht.
»Na los, du Nymphomanin, Zeit wieder einen kühlen Kopf zu bekommen!«
So wie es Lara schon seit Schulzeiten praktizierte, wenn sie Stress hatte oder ihre Gedanken ordnen musste, schnappte sich den Staubsauger und machte sich daran, die gesamten hundertzwanzig Quadratmeter einmal ordnungstechnisch auf den Kopf zu stellen. Schwer schwitzend flitzte sie durch die gesamte Wohnung, bis kein Krümel mehr den Boden bedeckte. Als sie fertig war, fühlte sie sich zwar völlig erledigt, aber immer noch nicht ausgeglichen genug, so dass sie ihr Programm ausweitete. Sie wischte Schränke aus, schrubbte das Bad einmal von oben bis unten, widmete sich Waschladung für Waschladung der Schmutzwäsche und bügelte schließlich sogar bei dreißig Grad und Sonnenschein. Doch je länger sie herumwirbelte, desto weniger änderte sich an dem Ergebnis: Lara stand auf ihren großartigen, Doktorspiele liebenden Mitbewohner Ben und der wollte nun nichts mehr von ihr wissen. Normalerweise würde sie dazu ein klärendes Gespräch führen. Aber nachdem das letze klärende Gespräch neue Fragen aufgeworfen hatte, würde sie es wohl besser lassen. Aber was sollte sie stattdessen tun?
Laras Firmenhandy bewahrte sie davor, nun auch noch die gesamte Fensterfront zu putzen.
»Gottseidank dass ich dich erreiche es ist ein absolute Katastrophe und niemand ist zu sprechen und wir werden alles verlieren wir haben keine Daten warum will der auch jetzt schon Daten sind ja noch vier Wochen dachte ich dachten wir alle aber denkst du Lara wir sind im Arsch denn dieser komische Typ rief an der Berater von unserem Kunden und erzählte was von einem Termin morgen und Unterlagen und-«
»Stopp, Franzi!« Normalerweise redete ihre Kollegin nicht ohne Punkt und Komma und dieser verwirrte Redeschwall an einem Sonntag verhieß nichts Gutes. »Tief durchatmen, nochmal langsam, was ist los?« Lara versuchte so entspannt wie möglich zu klingen und wenn ihr das gelang, dann auch nur, weil sie einen Großteil ihrer negativen Energie in die Sauberkeit der Wohnung gesteckt hatte.
Franziska schnappte mehrmals nach Luft: »Erinnerst du dich noch an die erste und einzige Warnung, die ich dir gegeben habe, als du bei uns neu angefangen hast?«
»Logisch … unser Boss ist der liebste Mensch der Welt. Wir würden ihn alle nur noch mehr lieben, wenn er nicht so verpeilt wäre. Vertrau niemals seinem Wort allein. Lass dir jede Info von mindestens zwei
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